Bereits ein halbes Jahrtausend vor dem Bau des Altstätter Spitals bestand als erstes «Krankenhaus», ein sogenanntes Siechenhaus. Es diente kaum der (damals schwer möglichen) Heilung, sondern der Absonderung erkrankter Menschen mit ansteckenden Krankheiten wie Lepra ausserhalb der Stadtmauern. Dieses Siechenhaus dürfte in der Gegend des heutigen Kinder- und Jugendheims Bild bestanden haben. Hier gab es vor der heute noch bestehenden Kapelle als zweites kleines Gotteshaus die Siechenkapelle. Diese diente jenen Menschen, die an einer Seuche erkrankt waren. Um 1880 wurde die Siechenkapelle abgebrochen.Dank Marolani gab es früh eine KrankenkasseDie staatliche Organisation des Gesundheitswesens begann – in zunächst eher bescheidenen Ansätzen – mit der Kantonsgründung 1803. Fortschritte waren immer wieder der Initiative Einzelner zu verdanken. So legte etwa der Bezirksarzt Johannes Neff, der sich für die Impfung gegen Pocken engagierte, in Altstätten ein regional bedeutendes Impfstofflager an. Dass 1867/68, sechs Jahre nach dem Bau des St. Galler Spitals, ein Altstätter Krankenhaus errichtet werden konnte, ist dem grosszügigen Vermächtnis Florian Marolanis zu verdanken, dessen einheimische Gattin Anna Barbara Schachtler sehr reich gewesen war. Eine von mehreren grossen Spenden Marolanis war «zur Gründung einer Krankenanstalt für Gesellen, Lehrlinge, Dienstleute, Fabrikarbeiter» gedacht, ob Einheimische oder Fremde und ohne Rücksicht auf die Konfession. Mit der Spende war die Bedingung verknüpft: «Ansprüche auf Verpflegung in dieser Anstalt haben nur solche Personen, die Beiträge leisten (…).» So entstand die erste Altstätter Krankenkasse, geführt von einem «Krankenkassaverein». Eine besondere Rolle spielte der Balgacher Arzt Jakob Laurenz Sonderegger. Er hatte nicht nur das St. Galler Spital mitinitiiert, sondern ebenso das Konzept für Altstätten erstellt und im Altstätter Krankenhaus als erster verantwortlicher Arzt gewirkt. Den 1862 gebildeten kantonalen Ärzteverein präsidierte er (ebenso wie den Rheintalischen Ärzteverein) während 15 Jahren.Sowohl Jakob Laurenz Sonderegger als auch Florian Marolani sind im sehr empfehlenswerten Buch «Rheintaler Köpfe» porträtiert, das der Verein für die Geschichte des Rheintals im Jahr 2004 herausgegeben hat.[caption_left: Neben der Bild-Kapelle gab es früher, zur Strasse hin, bis 1880 eine Siechenkapelle. Bild: gb]Epidemien führten zum Ausbau des SpitalsAus heutiger Sicht waren die Einrichtung im Altstätter Spital sowie die ärztliche Betreuung sehr bescheiden. Für die damalige Zeit bedeuteten sie aber einen grossen Fortschritt. Grosse Epidemien gab es auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts, wodurch das erste Altstätter Krankenhaus stark gefordert war. Dies führte zur ersten baulichen Erweiterung.Nach dem Ausbruch der Pocken 1884 wurde das ganze Spital als «Absonderungshaus» genutzt. An einer anderen Krankheit leidende Mitglieder des Krankenkassavereins wurden zu Hause gepflegt. 1890/91 folgte eine Typhusepidemie.Angesichts der immer wieder auftretenden Seuchen beschloss der St. Galler Regierungsrat 1895, die Staatsbeiträge ab 1897 vom Bau eines «Absonderungshauses» für Patientinnen und Patienten mit ansteckenden Krankheiten abhängig zu machen. Altstätten erbaute es 1907. Die Bettenzahl stieg von 24 auf 36.Gemeinde übernahm Krankenkasse und Haus1905 übernahm die Gemeinde das defizitäre Spital. Schon vier Jahre zuvor war die Verwaltung der Krankenkasse von der Gemeinde übernommen worden. Im 20. Jahrhundert stiegen die Patientenzahlen sukzessive, das Altstätter Spital wurde kontinuierlich ausgebaut. Ein Neubau im Jahr 1929 brachte eine Erhöhung der Bettenzahl auf 87. Ein weiterer Um- und Neubau des Spitals folgte 1966, als auch eine Sanitätshilfsstelle eingerichtet wurde.Aus finanziellen Gründen wurde das Spital per 1. Januar 1991 dem Kanton übergeben, der es schon in naher Zukunft schliessen wird. An Florian Marolani wird auch nachher die nach ihm benannte, steil von der Heidenerstrasse zum Spital hochführende Strasse erinnern.