Netzball wird seit 2024 in Zusammenarbeit mit der Sportunion Schweiz unter dem STV (Schweizerischer Turnverband) geführt. Die Titelkämpfe, die der KTV Oberriet organisiert hat, waren also die erste offizielle Schweizer Meisterschaft im neuen Verband.
«An der letzten Delegiertenversammlung entstand die Diskussion, wo die Meisterschaft stattfinden soll», sagt OK-Präsidentin Monika Knechtle. «Wir mussten nicht lange überlegen. Weil wir die gesamte Infrastruktur in der Halle zur Verfügung haben, sagten wir zu». Knechtle freut sich, wie die Organisation im Verein aufgenommen wurde: «Im Nu hatten wir einen grossen Stamm Helferinnen und Helfer zusammen. Ich musste gar nicht gross nachfragen», sagt die von dieser Hilfsbereitschaft beeindruckte OK-Präsidentin.
Aus fünf Regionen haben sich jeweils die ersten beiden Teams der ersten Liga sowie der Aufsteiger aus der 2. Liga qualifiziert. Mit dem TV Widnau und dem TSV Montlingen waren auch zwei Rheintaler Teams in Oberriet dabei.
«Was auffällt, ist die sehr angenehme Atmosphäre»
Dass man in jedem Alter Netzball spielen kann, wurde augenscheinlich, in einigen Teams waren auch Spielerinnen jenseits der 50 Jahre dabei – sie fielen keinesfalls ab. In vielen Sportarten wären Unterschied und Leistungsgefälle zu gross, um in der gleichen Kategorie zu spielen. Es waren in Oberriet aber auch erfreulich viele junge Spielerinnen dabei.
Mit jungem Kader traten die Spielerinnen des TSV Montlingen an. Obwohl sie das Turnier am Tabellenschluss beendeten, durfte sich ihre Leistung sehen lassen. Gegen Silbermedaillengewinner Birmenstorf (14:12), gegen Wünnewil (15:14) und im Derby gegen Widnau (19:16) gelang den Montlingerinnen je ein Satzsieg.
Was ist Netzball?
Netzball ist ein Spiel für jede Altersstufe. Voraussetzungen sind das Beherrschen, Werfen und Fangen eines Balls. Netzball und Volleyball sind verwandt. Die Grösse des Spielfeldes und die Infrastruktur ist identisch, das Netz hängt im Netzball etwas höher. Zwei Teams mit vier Spielenden stehen sich gegenüber und versuchen, den Ball ein- oder beidhändig so ins gegnerische Feld zu werfen, dass er dort nicht gefangen werden kann.
Ein Satz dauert acht Minuten; danach werden die Seiten gewechselt. Ein Zuspiel unter den Feldspielern wie im Volleyball ist im Netzball nicht gestattet. Wer den Ball gefangen hat, wirft ihn zurück. Der Ball wird von dort, wo er sich gerade befindet, zurückgespielt. Nach einem Punktgewinn wird um eine Position rotiert. Dies macht Netzball zu einer dynamischen Sportart, die über die ganze Spielzeit Konzentration erfordert, dank der einfachen Technik aber schnell erlernt werden kann.
Der TV Widnau platzierte sich auf Platz acht, er holte sieben Punkte. Der spannende 8:7-Satzsieg gegen Benken West, das Bronze gewann, war beste Werbung für den Sport. Das Publikum konnte viele sehenswerte Ballwechsel beklatschen – wie auch in den anderen Spielen.
Roland Schenk, Vizepräsident des STV-Zentralvorstands, lobte OK und Akteurinnen. Der Winterthurer: «Was auffällt, ist die sehr angenehme, ruhige Atmosphäre in der Halle». Was im Netzball ebenfalls auffällt, ist die Art, wie mit Fehlern der Kolleginnen umgegangen wird. Sie werden je nach Schwere des «Delikts» mit einem Lächeln oder einem aufmunternden Spruch erledigt. Es gab nach Spielende nicht nur bei den Siegerinnen lachende Gesichter. Auch wenn es eine Schweizer Meisterschaft war und man soeben mit zehn Punkten Differenz verloren hatte, freute man sich am gemeinsamen Hobby und der Kameradschaft. Der Modus war einfach: Jedes Team spielte einmal gegen alle zehn anderen. Wer am meisten Punkte holte, war Champion.
Meistertitel für Walchwil und ein Turnier in Widnau
Der Meistertitel ging in den Kanton Zug. Walchwil verlor von den 20 Sätzen nur einen. Das 15:16 gegen Wünnewil war ein kleiner, letztlich unbedeutender «Tolggen» im Reinheft. Den Grundstein legten die Netzballerinnen aus der 4100-Einwohner-Gemeinde am Ufer des Zugersees mit anderthalb Punkten, die sie sich mit dem 7:5 und dem 8:8 gegen Birmenstorf gutschreiben konnten. «Schade ist, dass Attiswil, Cupsiegerinnen von 2023, nicht in Oberriet dabei war», so Knechtle. Nach dem letztjährigen Erfolg haben die Bernerinnen das Team aufgelöst.
Die weiteste Anreise hatten die Frauen des TSV Wünnewil. Die Sportlerinnen aus dem freiburgischen Sensebezirk, der sicher auch den Ringerfreunden ein Begriff ist, legten pro Weg 270 Kilometer zurück. Wünnewil ist der Ort, wo in wenigen Wochen, vom 14. bis 16. Juni, das Sportfest der Sport Union Schweiz stattfindet.
Wer sich gern einmal ein Bild vom Netzball machen will, hat im Herbst in der Nähe Gelegenheit dazu: Der TV Widnau führt am 9. November ein grosses Turnier in der Aegetenhalle durch. An die nächsten Schweizer Meisterschaften dürfen die Sportlerinnen in den Kanton Luzern reisen: Am 17. und 18. Mai 2025 ist Reiden Gastgeber.
1. Netzball-SM in Oberriet
Satzresultate der Rheintaler Teams, TSV Montlingen: Gegen Widnau 19:16, 10:22. Benken Süd 11:14, 6:10. Benken West 4:8, 5:16. Birmenstorf 7:14, 14:12. Walchwil 6:12, 8:11. Menzberg 8:12, 6:13. Wünnewil 15:14, 11:17. Hünenberg 9:14, 6:16. Wollerau 10:22, 9:17. Hellbühl 5:20, 11:14.
TV Widnau: Gegen Montlingen 16:19, 22:10. Benken Süd 5:13, 8:15. Benken West 8:7, 3:13. Birmenstorf 9:14, 7:17. Walchwil 7:15, 8:10. Menzberg 8:14, 9:8. Wünnewil 17:18, 23:17. Hünenberg 8:12, 13:11. Wollerau 17:11, 12:13. Hellbühl 9:16, 13:10.
Rangliste: 1. Walchwil (ZG) 18 Punkte, 2. Birmenstorf (AG) 16, 3. Benken West (SG) 14, 4. Hellbühl (LU) 12½, 5. Menzberg (LU) 10, 6. Benken Süd (SG) 10, 7. Hünenberg (ZG) 9, 8. Widnau 7, 9. Wünnewil (FR) 6, 10. Wollerau (SZ) 4½, 11. Montlingen 3.
Punkteschlüssel (pro Satz): Sieg: 1 Punkt, Unentschieden: ½ Punkt, Niederlage: 0 Punkte.