Altstätten Dutzende Werke stapeln sich im Fürstensaal des Restaurants Frauenhof. Christopher Schulz vom Kunstmuseum Rheintal sowie Roland und Marcel Lüchinger, zwei Enkel des Malers, präsentieren am Wochenende 35. Sie haben die Qual der Wahl: Alfred Lüchingers (bisher bekanntes) Gesamtwerk ist umfangreicher als der Raum, in dem es ausgestellt wird.Alfred Lüchinger, geboren am 31. Mai 1908 in Montlingen und gestorben am 8. Februar 1994 in Altstätten, bildete auf seinen Werken vor allem die Rheintaler Landschaft ab. Viele Altstätter dürften sich noch an die riesige Abbildung des Hohen Kastens im Restaurant Hecht erinnern – das Bild hat Alfred Lüchinger gemalt. Lüchinger fand die Sujets für seine Landschaftsbilder in der Nähe. Manchmal führten ihn seine Ausflüge in den Alpstein, von wo er stets Edelweiss mitbrachte. Die Blüten verarbeitete Lüchinger ebenso zu kleinen Kunstwerken wie er aufgelesene Wurzeln in Tierskulpturen verwandelte. «Der Rheintaler» vom 2. Juni 1973: Mit den beiden Tramwagen tritt auch ein verdienter Mitarbeiter der Rheintalischen Verkehrsbetriebe in den Ruhestand. Alfred Lüchinger nahm seine Arbeit am 23. September 1935 als «Depotmaler/Wagenführer» bei den Rheintalischen Strassenbahnen auf. Während den vielen Dienstjahren war er abwechslungsweise im Fahr- und Garagedienst eingesetzt. Seine Fachkenntnisse im Malerberuf liessen ihn zu einem ausgewiesenen Mitarbeiter werden, der mit voller Einsatzbereitschaft auch schwierigste Probleme löste. Mitarbeiter und Direktion der Rheintalisschen Verkehrsbetriebe freuen sich, dass Herr Lüchinger bei bester Gesundheit in den Ruhestand treten darf. Wir danken Alfred Lüchinger, der am kommenden Sonntag als Wagenführer die letzten Tramfahrten besorgt, für seine Mitarbeit und wünschen ihm im neuen Lebensabschnitt noch viele unbeschwerte Jahre.Lüchinger war der letzte Tramführer im RheintalDer Ehemann und Vater von drei Kindern ernährte seine Familie nicht mit den von ihm geschaffenen Kunstwerken. Der gelernte Schriftsetzer entwarf Logos und Signete, etwa die Flaschenetikette für die Brauerei Zirfass in Buchs. Den Lebensunterhalt verdiente sich Alfred Lüchinger aber während fast 40 Jahren als Depotmaler und Wagenführer der Rheintalischen Verkehrsbetriebe. Die Einstellung der letzten verbliebenen Tramlinie (Altstätten Stadt – Altstätten SBB) fiel am 3. Juni 1973 mit Alfred Lüchingers Pensionierung zusammen – er war der letzte Tramführer im Rheintal.Die meisten Bilder von Alfred Lüchinger sind in Familienbesitz. «Die Kunstwerke werden nicht verkauft, es sind Erinnerungen für uns und unsere Cousins und Cousinen», sagt Enkel Marcel Lüchinger, der wie sein Bruder Roland bei den Grosseltern am Birkenweg in Altstätten aufwuchs, nachdem die Mutter 1970 an einer Gehirnhautentzündung gestorben war. Sie wollen mit der Solo-Ausstellung das Werk ihres Grossvaters würdigen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass er posthum berühmt wird. «Es gibt Hunderte bestechender Werke von ihm», sagt Christopher Schulz, «sogar eine 125-Jahr-Retrospektive im Jahr 2033 liegt drin.»Der Grossvater sei oft mit seiner Staffelei losgezogen, erzählen die Enkel Marcel und Roland Lüchinger. Ein Atelier hatte er nicht, die Bilder seien immer in der Natur entstanden. «Er war ein schneller Maler und hat jeweils ein zweites Bild gemalt», sagt Roland Lüchinger. Diese «Kopie» verkaufte Alfred Lüchinger auf dem Heimweg, in einem Restaurant fand sich fast immer ein Käufer dafür. Erstaunlich ist, dass bis heute kein solches «Zweitbild» aufgetaucht ist. Vermutlich sind diese Exemplare weniger fein gezeichnet als die Originale – aber immer noch zu hochwertig, um entsorgt zu werden.Vom Erlös der Zweitbilder leistete sich Alfred Lüchinger auf dem Heimweg wohl einen Schluck Wein. Das genoss er umso mehr, weil er von seiner strengen Ehefrau nicht oft Ausgang erhielt. Alfred Lüchingers Frau «Fini» (Josefine) starb einen Monat nach ihm.Alfred Lüchinger hat gemalt, bis in seinen letzten Lebensjahren die Kräfte nachliessen. «Seine Bilder bestechen durch kontrastreiche Farben», sagt Schulz. Sein Malstil sei direkt, ungekünstelt. Der Detailreichtum macht die Landschaftsbilder gerade für Leute interessant, die das Rheintal kennen – nach dem Motto: Wie hat sich die Landschaft verändert?Der gekonnte Pinselschwung verrate den schulischen Hintergrund des Künstlers, sagt Schulz. Anders als viele Rheintaler Kunstmaler war Lüchinger nicht Autodiktat, er hatte als junger Mann die Schule für Gestaltung in St. Gallen besucht. Die Ausstellung des Kunstmuseums Rheintal mit Werken von Alfred Lüchinger (1908 – 1994) findet am Samstag, 5. Dezember, von 14 bis 17 und am Sonntag von 10 bis 16 Uhr im Fürstensaal (1. Stock) des Restaurants Frauenhof in Altstätten statt. Maskenpflicht und Corona-Schutzmassnahmen befolgen.Einige von Alfred Lüchingers Kunstwerken: