Die Friedensnobelpreisträgerin von 2004, die aus Kenia stammende Wangari Maathai, starb vor sieben Jahren. Ich will hiermit ihrer gedenken. In ihrer Heimat war sie als «Mutter der Bäume» bekannt, setzte sich für Umweltschutz und Menschenrechte ein und gründete die Organisation «Green Belt Movement» – «Grüngürtel-Bewegung». Dafür bekam die 71-Jährige als erste Umweltschützerin und afrikanische Frau den Friedensnobelpreis überreicht. Sie folgte einer alten Erntedank-Tradition, dass, wer ernten will, zuerst säen muss. Dazu die wahre Geschichte, erzählt von Jean Giono, in «Der Mann, der Bäume pflanzte».Einem Mann in Frankreich starben Frau und Kinder. Wofür sollte er noch leben? So lässt er seinen Bauernhof in einer fruchtbaren Ebene zurück und zieht mit seinen Schafen in eine trostlose Gegend, in die Cevennen, fast eine Wüstenlandschaft. Dörfer mit zerfallenen Häusern, mit unglücklichen Menschen. Der Mann erkennt: Diese Landschaft wird sterben, wenn keine Bäu- me wachsen. So besorgt er sich Eicheln. Die Guten legt er in einen Eimer Wasser, damit sie sich vollsaugen. Dann zieht er los, stösst mit einem Eisenstab in die Erde, legt Eicheln hinein, da und dort. Nach drei Jahren hat er mehr als hunderttausend Eicheln in die Erde gesetzt. Wenn nur zehntausend aufgehen, denkt er. So verbringt er den Rest seiner Jahre. Und als er 1947 mit 89 Jahren stirbt, hat er wunderschöne Wälder geschaffen, die schönsten Frankreichs. Drei Wälder von 11 km Länge und 3 km Breite. Was damit geschah? Die Wurzeln halten das Wasser fest, in den Bächen fliesst wieder Wasser, es gibt wieder Wiesen und Blumen, die Vögel sind zurückgekehrt, und die Dörfer sind wieder lebendig. Die Leute, die da wohnen, denken aber nicht mehr an den Mann, dem sie das alles verdanken. «Pflanz einen Baum» ist auch heute noch eine gute Möglichkeit, das Erntedankfest zu feiern. Bald ist es wieder so weit. Das Erntedankfest steht vor der Tür. Dieses Jahr ist alles wegen der Sommerhitze zwei bis drei Wochen früher. Aber für eine Besinnung, wie wir mit der Schöpfung umgehen, ist es nie zu spät!Christian WermbterPfarrer in Rheineck