11.06.2022

Erdreich war eine «Wundertüte»

Am Altstätter Spangelnweg hat eine Werkleitungssanierung nicht 17 Wochen gedauert, wie zunächst angenommen, sondern 42 Wochen. Mit der Information durch die Stadt sind nicht alle Hauseigentümer zufrieden.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Grundsätzlich wird zwar Verständnis geäussert. So sagt zum Beispiel Gabriela Marquart, das Erdreich sei «wie eine Wundertüte» gewesen. Mehrfach seien Komplikationen aufgetreten, und so habe sich die Sache hingezogen, doch man habe nichts zu reklamieren. Auch im Hause Zünd herrscht keine Unzufriedenheit. Polier oder Bauleitung hätten gut informiert.Nicht alle Eigentümer wurden gut informiertAllerdings ist zwischen Hausbesitzenden zu unterscheiden, die ihr Gebäude am Spangelnweg selbst bewohnen, sowie solchen, die es vermietet haben und selbst andernorts zu Hause sind. Während die Informationen vor Ort geflossen sind, wurden die auswärtigen Eigentümerinnen und Eigentümer nicht zufriedenstellend informiert; zumindest drei Betroffene sind dieser Meinung. Peter Langenegger sagt, er habe zu Beginn zwar einen Brief erhalten, später aber nie mehr etwas. Pascale Aebi aus Wald hat der Stadtverwaltung geschrieben. Die Eigentümerinnen und Eigentümer eines Hauses am Spangelnweg erhielten von diesem Brief eine Kopie. Pascale Aebi ist nicht nur der Ansicht, es sei «eine Aktion» aller Besitzer eines Hauses am Spangeln- und am Erlenweg nötig, sondern auch eine Erklärung der Stadt angebracht.Die Stadt räumt ein, die Kritik sei berechtigt, und erklärt: «Aufgrund der unüblich langen Bauverzögerungen wäre es besser gewesen, die Hauseigentümer zwischenzeitlich mit einem Brief zu informieren.» Man nehme sich die Kritik zu Herzen und wolle künftig bei Bauverzögerungen die teilweise auswärts wohnenden Eigentümerinnen und Eigentümer schriftlich über den Stand der Dinge in Kenntnis setzen. Die mündliche Information der Anwohnenden wolle man beibehalten.Für die Verzögerung gibt es mehrere GründeWeshalb haben sich denn die Arbeiten im Abschnitt Spangelnweg 1 bis 16 nicht wie ursprünglich geplant im Dezember abschliessen lassen, sondern die Verlängerung bis in den Juni hinein erfordert?Die Stadt nennt vier Gründe. Vorausgeschickt sei, dass das Sanierungsprojekt sowohl die Klausstrasse, als auch den Spangelnweg betraf.In der Anfangsphase musste vor dem Schulhaus Klaus vorgängig eine Kanalisationsleitung gebaut werden, die nicht in der Projektplanung enthalten war. Beim Engpass Spangelnweg 16 liessen sich die Werkleitungen nicht in offener Bauweise ausführen; die Mischwasserleitung «musste vorgängig mit einer Spezialfirma mit einem Pressbohrvortrieb gepresst werden (Durchmesser 60 cm, Länge ca. 25 m)», schreibt die Stadt.Beim Hotel Sonne (zwischen Kugelgasse und Spangelnweg) und einigen weiteren Gebäuden «mussten anschliessend aufwendige Unterfangungen gemacht werden, damit keine Schäden (Risse) entstanden», schreibt die Stadt. Die engen Platzverhältnisse am Spangelnweg und die unüblichen Grabentiefen bis zu dreieinhalb Metern hätten das Bauprogramm verzögert. Erschwert hätten die Arbeiten «der sehr schlechte Baugrund und ständige Behinderungen durch die bestehenden Werkleitungen». Man sei auf «grosse Findlinge, Holzablagerungen vom Stadtbach und runde Steine gestossen, die keine standfesten Grabböschungen zuliessen.Bei Bedarf gab es einen ErsatzparkplatzWer am Spangelnweg zu Hause ist, hat während bald zehn Monaten grosse Einschränkungen hinnehmen müssen. Sie sind umso grösser, als es sich beim Spangelnweg um eine Sackgasse handelt. Die Stadt hat den Anwohnenden für die Zeit der Bauarbeiten bei Bedarf einen Ersatzparkplatz zur Verfügung gestellt. Interessierte konnten sich beim Polier auf der Baustelle melden und bekamen sodann eine Parkkarte ausgehändigt. Die Stadt schreibt, das Angebot sei rege genutzt und geschätzt worden.[caption_left: Die erst dieses Jahr begonnenen Arbeiten am Erlenweg sollten bis Ende August beendet sein. (Bild: Gert Bruderer)]Am Freitag letzter Woche wurden im genannten Abschnitt die Belagsarbeiten ausgeführt. Nun erfolgen die Fertigstellungs- und Aufräumarbeiten. Im angrenzenden Bauabschnitt Erlenstrasse, wo erst dieses Jahr mit der Sanierung begonnen wurde, sollten die Tiefbauarbeiten bis Anfang Juli abgeschlossen werden, heisst es. Es folgen die Belagsarbeiten, die von den Baumeisterferien (25. Juli bis 7. August) unterbrochen werden. Die Fertigstellung ist auf Ende August geplant.Stadt lehnt eine Entschädigung abFür Pascale Aebi hatte die erhebliche Bauverzögerung zur Folge, dass ein junges Mietverhältnis bereits wieder sein Ende findet. Dem Mieter sei von ihr bestätigt worden, dass die Bauarbeiten bis zum Mietbeginn Anfang April abgeschlossen seien. Inzwischen habe der Mieter zu Recht gekündigt, weil die Bauverzögerung die Einhaltung des Mietvertrags nicht zugelassen habe. Pascale Aebi vertritt den Standpunkt, dass eine Entschädigung durch die Stadt angezeigt wäre.Die Stadt hat das Begehren abgelehnt. Sie verweist darauf, dass jährlich mehrere Strassen- und Werkleitungsprojekte durchgeführt werden. Die Stadt und die beteiligten Unternehmen seien jeweils sehr bemüht, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten, was im Allgemeinen sehr geschätzt werde. Die Sanierung und damit der Werterhalt der kommunalen Infrastruktur für Wasser, Abwasser, Meteorwasser, Strom, Telekom, Gas und Fernwärme seien essenziell, um weiterhin eine hohe Versorgungsqualität zu gewährleisten. «Es wäre deshalb nicht legitim, wenn einzelnen Eigentümerinnen und Eigentümern eine ‹Ertragsausfallentschädigung› bezahlt würde», findet die Stadt.

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