06.06.2019

Er wendet sich ihr stärker zu

Einst war er Bauer, bald ist er Diakon. Donat Haltiner empfängt die Weihe als einziger Kandidat des Jahrgangs. Die Hierarchie in der Kirche bereitet ihm keine Mühe: «Für mich sind alle Menschen auf gleicher Höhe.»

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenEine Fotografie des Hohen Kasten liegt auf dem Tisch. Im Vordergrund ist ein Weg abgebildet. Verfolgen die Augen des Betrachters den Verlauf des Weges, müssen sie passen. Sie können nicht erkennen, wohin der geschwungene Weg führt.Neben dem Bild steht geschrieben: «Folge mir nach!»Donat Haltiner hat die Aufforderung auf der Einladung zu seiner Diakonenweihe dem Matthäus-Evangelium entnommen.Wem folgen Sie nach, Donat Haltiner?«Jesus», antwortet er.Wer soll Ihnen nachfolgen?«Niemand. Ich möchte die Menschen darin unterstützen, Jesus nachzufolgen.»«Mit 28 Jahren hatte ich das Schlüsselerlebnis»So wie der Weg auf der Einladung viele Kehren nimmt, ist es auch mit dem beruflichen Werdegang Donat Haltiners. «Als Kind war ich schon berufen», sagt er. Dass er einmal in der Kirche arbeiten würde, sah er lange als nicht realistisch an. «Ich ging nicht gerne in die Schule und wollte Familie haben.» Also widmete er sich der Landwirtschaft.«Ich bin dem Herrgott da­vongesprungen. Er hat mich immer wieder eingeholt», sagt der Weihekandidat. Im Alter von 28 Jahren – im Jahr 1996 – begann Donat Haltiner Teilzeit in der Kirche zu arbeiten. Vorausgegangen war ein Ereignis, das der heutige Seelsorger von Montlingen-Eichenwies als Schlüsselerlebnis bezeichnet. Er besuchte die Wallfahrtskirche Maria Bildstein in Benken und verweilte dort im Gebet. Ein dort aufliegender Flyer warb für die Ergreifung eines kirchlichen Berufes und erregte Haltiners Aufmerksamkeit.«Ich wusste auf einmal, dass ich in der Kirche arbeiten will.» Unmittelbar darauf kündigte er seinen Job und wechselte die Richtung, in der sich seine Karriere entwickeln sollte. Es folgten eine theologische Ausbildung und sechs Jahre als Seelsorger in Rebstein.Vor vier Jahren bot ihm die Kirchgemeinde seines Heimatdorfes Montlingen die Stelle des Seelsorgers an. Anfängliche Skepsis, ob es im eigenen Dorf funktionieren kann, wich der Erfahrung, von den Menschen geschätzt zu werden. «Sie haben den geholt, den sie als Kind, Katecheten und Feuerwehrler kennengelernt haben.»Mit der Weihe geht der Seelsorger eine Bindung mit der Kirche ein, die er nicht ohne Weiteres lösen kann. Obwohl er nicht kirchenpolitisch denkt, bereitet ihm die Haltung der Institution keine Mühe. Wie in der Pfarrei, sei er auch von der Bistumsleitung getragen. «Dort stosse ich stets auf offene Ohren mit meinen Anliegen.» Er möchte die Menschen auf eine möglichst gute Art begleiten. Als Beispiel nennt er die Mitarbeiter in der Pfarrei. Er lässt sie entsprechend ihrer Talente selbstständig arbeiten. «Ich habe kein Hierarchiedenken. Für mich sind alle auf einer Ebene.» Jeder sei ein Geschäftsführer in seinem Bereich. Er sei der Geschäftsführer der Liturgie.Die Weihe ist kein KarriereschrittDaran ändert der Seelsorger nach der Weihe nichts. Donat Haltiner strebt sie nicht der Karriere wegen an. «Antrieb ist meine spirituelle Einstellung.» Sie spürte er als Kind und sieht den Moment jetzt als richtig an. Mit der Weihe einher geht eine leichte Aufgabenverschiebung. Bisher bereitete er in Montlingen und Eichenwies Hochzeiten und Taufen vor, künftig darf er die beiden Sakramente spenden.Als Donat Haltiner beruflich die Richtung wechselte, war er bereits verheiratet. Seine Frau bekennt sich ebenso wie er öffentlich zur Weihe und zur Kirche. Für sie ändere sich nicht viel. «Sie ist gewohnt, dass ich mich stark für die Kirche einsetze.» Aktuell lässt er sich in Stimmbildung unterrichten. «Ich möchte, dass der liturgische Gesang noch schöner wird.»HinweisDonat Haltiner empfängt im Festgottesdienst in der Montlinger Pfarrkirche am Samstag, 29. Juni, um 9.30 Uhr die Diakonenweihe von Bischof Markus Büchel. Der Chor Montlingen, der Männerchor Montlingen und Melissa Kehl Spevacek gestalten die Feier mit.

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