Fussball 01.10.2024

Er ist nicht mehr der erfolgreiche Stürmer – aber immer noch wichtig

Montlingen erreicht daheim gegen Ruggell ein 2:2. In der Abwehr spielt einer, dessen Leidenschaft immer das Toreschiessen gewesen ist. Doch der 37-jährige Routinier Valdet Istrefi ist auch in der Innenverteidigung ein wichtiger Pfeiler des Teams.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 01.10.2024

«Ich spiele dort, wo der Trainer mich aufstellt und wo ich der Mannschaft am besten helfen kann.» Der Satz ist nicht neu. Gesagt hat ihn schon so mancher Fussballer. Er passt auch zu Valdet Istrefi, der mit seinen 37 Jahren immer noch zu den Stützen des FC Montlingen gehört. Zusammen mit Florian Haltiner bildet er die Innenverteidigung. Haltiner, der Hüne, ist vor allem bei hohen Bällen gefragt, Istrefi, 1,78 m gross, ruhig und routiniert, leistet seinen defensiven Beitrag mit gutem Auge und geschicktem Stellungsspiel.

Er stürmt nicht mehr

«Auf Valdet ist Verlass», sagt Haltiner,

er ist sehr engagiert und ist immer da, wenn man ihn braucht. Dank seiner Klasse und seiner Übersicht ist er derjenige, der unsere Offensivaktionen einleitet.

Er leitet, grad auch diesem Spiel gegen Ruggell, die Aktionen oft ein – aber er stürmt nicht mehr. Das war in jungen Jahren anders.

Der Bub, in Heerbrugg aufgewachsen, spielt leidenschaftlich Fussball, bei Au-Berneck, in St. Margrethen, in Diepoldsau und in Widnau. Als Stürmer. Immer schiesst er Tore. Früh schon spielt er bei diesen Clubs in der ersten Mannschaft. Das Toreschiessen gelingt. Er wechselt zum SC Brühl, der damals in der Challenge League spielt. Dort lernt der junge Mann die Grenzen kennen. Er kommt zwar zu vielen Einsätzen, auch in einem Stadtmatch vor 5500 Zuschauern gegen den FC St. Gallen im September 2011 (1:3-Niederlage), aber das Toreschiessen gelingt nur noch selten.

Der Schritt zurück

Danach liegen Angebote von Wil und Bellinzona vor, aber er entscheidet sich für den Schritt zurück und schliesst sich dem USV Eschen/Mauren an. Mit dem Verein bestreitet er die zwei Spiele in der Europa-League-Qualifikation gegen Hafnarfjördur aus Island, die knapp verloren gehen. Und schiesst wieder Tore. Allerdings nicht immer. Uwe Wegmann, sein Trainer, setzt ihn nun auch als Verteidiger ein. Ab jetzt kann er beides: Angreifen und verteidigen.

Die Fussballreise führt Istrefi nach vier Jahren in Eschen und zwei Jahren in Tuggen ins Rheintal zurück. Über St. Margrethen und Buchs gelangt er im Jahr 2020 nach Montlingen. Auf diesem Weg hat er viele Trainer kennen gelernt, neben Wegmann zum Beispiel auch Erik Regtop oder Adi Allenspach. Genug Inspiration, um selbst Trainer zu werden?

Der Beruf geht vor

Danach sieht es nicht aus, obwohl er in Montlingen schon als spielender Co-Trainer agiert hat.

Der Beruf geht vor. Im Moment denke ich nicht an einen Trainerposten.

Nach der Lehre als Automechaniker arbeitet er, nicht im erlernten Beruf, bei Schelling in Au. Dann folgt die entscheidende Wendung in Valdet Istrefis Leben. Seine Schwester Ilirida übernimmt den Coop-Shop in der Raststätte Heidiland Bad Ragaz und später auch den in der Raststätte Glarnerland. Valdet unterstützt sie. Er lernt das ganze Metier kennen, bildet sich weiter und führt heute die Coop-Tankstelle in Oberriet mit 14 Angestellten.

Seine Arbeit freut ihn. Wie im Fussball, wo er als Spieler mal vorne, mal hinten eingesetzt wurde, wirkt er als Geschäftsführer jetzt in «seinem» Shop ebenfalls vorne und hinten. Vorne räumt er Gestelle ein, berät Kunden oder bedient die Kasse, und hinten, im Büro, fasst er die Bestellungen zusammen, er schreibt Einsatzpläne und berechnet die Löhne.

Ob die jetzige bei Montlingen Valdet Istrefis letzte Fussballsaison ist? Der Trainer, Besart Shoshi, jedenfalls setzt jetzt noch auf ihn:

Er ist ein wichtiger Mann in unserem Team, nicht nur wegen der Routine im Spiel, sondern auch wegen seiner Stellung in der Mannschaft. Er verbindet.

Die Eltern als Vorbild

Im Gespräch tönt Istrefi in einem Nebensatz an, es sei – vielleicht – seine letzte, und wenn man genau hinhört, glaubt man, einen weiteren Hinweis zu hören. Valdet lebt bei seinen Eltern in Diepoldsau. Vater Bashkim wird nächstens pensioniert, Mutter Lulezar hilft gelegentlich in den Coop-Shops von Tochter Ilirida aus. Zur Familie gehört noch die zweite Tochter, Elita. Valdet Istrefi sagt:

Meine Eltern sind mein Vorbild. Sie haben uns Kindern die richtigen Werte mit auf den Weg gegeben.

Eine eigene Familie? Die Frage bleibt unbeantwortet.


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