19.04.2019

«Er ist nicht hier, er ist auferstanden»

Von Manuela Schäfer
aktualisiert am 03.11.2022
Vor etlichen Jahren besuchte ich die Grabeskirche in Jerusalem. Dort soll sich der Ort des Grabes Jesu befinden. Neugierig reihte ich mich in die Schlange der Touristen ein, die vor dem Eingang anstanden. Das Grab sah von aussen aus wie eine kleine Kirche in der Kirche, reich verziert, mit vielen Kerzen. Bücken musste man sich, um durch den Eingang zu kommen, und dann stand ich in so etwas wie einer kleinen Höhle. Ich erinnere: viel Schmuck und eine Steinplatte. Ich war mir unsicher, was ich tun sollte. Beten? Fotografieren? Den Stein berühren? Hinter mir drängten bereits die Leute. Da las ich einen Schriftzug über der Steinplatte, auf der der Körper Jesu gelegen haben soll. Auf Altgriechisch stand dort ein Satz aus dem Matthäus-Evangelium: «Er ist nicht hier. Er ist auferstanden.»Das war es! Erleichtert und befreit ging ich wieder aus dem Grab heraus. Der Satz schickte mich geradezu weg. Er ist nicht hier. Das sagt der Gottesbote in der Ostererzählung zu den Frauen, die sich frühmorgens auf den Weg zum Grab gemacht haben. Aber das Grab hält diesen Jesus nicht mehr. Das sagen uns Worte und nicht Steine.Das erfahren wir in Begegnungen. Jesus ist nicht mehr am Ort des Todes zu finden. Der Lebendige bleibt nicht vom Stein eingeschlossen. Auch wir werden zurück ins Leben gesandt. Nach Galiläa sollen die Frauen gehen, wo sie mit Jesus zusammen waren. Was er dort getan hat, wird von Gott bestätigt. Auf dem Weg ist er zu finden, unterwegs, und auf den Weg sollen sich auch die Frauen machen. Sie machen weitere Lebenserfahrungen mit Jesus. Was Auferstehung ist, zeigt sich nicht als kirchliche Lehre oder Glaubenssatz, sondern als Teil des Lebens. Sie kann vielleicht noch nicht einmal geglaubt werden, sie muss erfahren werden.«Er ist nicht hier. Er ist auferstanden», lese ich über dem Grab in Jerusalem und höre damit den Gottesboten. Wo ist er dann? Wohin soll ich gehen? Wo kann ich Erfahrungen machen, die mir den Jesus, der lebt, zeigen?Ortswechsel, dieses Mal nach New York, auch wieder in einer Kirche. Dort findet gerade ein Ostergottesdienst statt. Statt einer Predigt gibt es ein Anspiel, bei dem verschiedene Leute ihre Einstellung zur Auferstehung Jesu äussern.Alles kommt zur Sprache, tiefer Glaube, Zweifel, Ablehnung. Da fragt jemand: «Aber wie können wir wirklich wissen, dass Jesus lebt?» Eine Frau steht auf und sagt: «Ich weiss, dass er lebt, weil er in mir lebt.»Um dem nachzuspüren, müssen wir nicht nach Jerusalem oder New York gehen.Ich sehe es hier bei uns.Manuela SchäferPfarrerin in Berneck

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