Das abwechslungsreiche Spiel im Schneetreiben auf dem Kolbenstein gewinnt Montlingen, weil der Kampfgeist bis zur letzten Minute anhält. Besart Shoshi, der neue Trainer der Rot-weissen, lobt sein Team:
Das war eine Superleistung, alle haben alles gegeben.
Auch der Trainer. Er gibt neue Impulse und stellt Valdet Istrefi, den geborenen Stürmer, als Innenverteidiger auf. «Ich spiele dort, wo ich helfen kann», sagt dieser nach dem Spiel, in dem er seine Aufgabe perfekt erfüllt.
Fast perfekt. Fünf Minuten vor Abpfiff, als es gilt, den knappen Vorsprung über die Distanz zu retten, eilt Istrefi, vom Stürmerblut gedrängt, nach vorne, um einen Freistoss zu treten. «Nein, Vali!» tönt es von der Bank. Vali, ein Leader im Team, akzeptiert das und geht zurück. Er kennt seinen neuen Trainer schon lange und sagt:
Er hat Vertrauen in uns Spieler und setzt keinen Druck auf.
Keine Hektik
Besart Shoshi, auf diese Rückrunde zum FC Montlingen gekommen, startet erfolgreich ins Jahr. Von zehn Vorbereitungsspielen gewinnt seine Mannschaft acht und sie startet mit einem Sieg in die Meisterschaft. Dann gerät das Team jedoch ins Stocken – bleibt auf einem Abstiegsplatz. Doch von Hektik ist im Verein keine Spur. «Besart arbeitet akribisch», sagt Präsident Dominik Sieber,
er hat einen guten Draht zu den Spielern und überzeugt durch seine menschliche Art.
Und durch seinen Fussballverstand. Der 37-Jährige ist schon lange im Geschäft, denkt gern über Fussball nach und hat ein gesundes Selbstvertrauen. «Ich weiss, was ich will, bin kontaktfreudig und beschäftige mich gern mit Menschen.» So ist er zum nicht alltäglichen Entscheid gekommen, seinen Vorgänger Thomas Koller als Assistenztrainer an seine Seite zu nehmen. Dieser sagt über seinen Chef: «Er ist ruhig.»
St. Margrethen, sein FC
Besart Shoshi ist im Kosovo geboren. Er kommt zwölfjährig nach St. Margrethen, geht zur Schule und natürlich in den FC. Mit 15 spielt er im «Eins», mit 19 versucht er es ein halbes Jahr beim VfB Hohenems. Zwölf Jahre spielt er für St. Margrethen, drei Jahre als Spielertrainer. Für seinen Verein gibt er alles. Ende 2022 bestellt ihn Präsident Fredi Britt zum Gespräch und sagt kurz und knapp: «Wir haben einen neuen Trainer.»
«Ich würde gern spielen»
Er geht zu Rüthi. Als Co-Trainer geniesst er die Ruhe im Verein, das Vertrauen der Mitspieler, die schöne Serie mit acht Siegen in Folge, und – das vor allem – das Spielen. Das ist seine Leidenschaft.
Ich würde so gern noch mitspielen», sagt er, «auch in Montlingen, aber ich bin zu wenig fit. Auf der Bank bin ich nervöser als auf dem Platz.
Zur Karriere des ehrgeizigen Spielers Shoshi gehören auch rote Karten. «Fühlte ich mich ungerecht behandelt, konnte ich nicht ruhig bleiben.» So viel zum Spieler Shoshi. Zum Trainer Shoshi sei erwähnt, dass er nie abgestiegen ist. «Das soll in Montlingen so bleiben.» Nun zum Autolackierer Shoshi.
Chefs waren Fussballer
Er hat diese Lehre gemacht, aber nie auf dem Beruf gearbeitet. Als Chauffeur verteilt er für die kleine Firma seines Vaters Zeitungen und arbeitet bei Solenthaler Abbruch und Stahlfranz. Im Jahr 2014 tritt er in die Firma Lütolf AG in St. Margrethen ein. «Wir machen Mais» ist ihr Motto. Sie produziert Rheintaler Ribelmais.
Die Firma wird in dritter Generation von Christian und Marc Lütolf geleitet. Beide haben eine Fussballvergangenheit, Christian als Torhüter in der 2. Liga inter bei Widnau und St. Margrethen, Marc als Junioreninternationaler mit vielen Länderspielen und einer kurzen Karriere bei GC und Gossau, die durch eine lange Zwangspause wegen der Beteiligung an einem Wettskandal beendet wurde.
Technisch stark
Besart Shoshi ist Stellvertreter von Marc Lütolf. Der Chef sagt über ihn:
Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Er ist zuverlässig.
Die letzten fünf Jahre ihrer Karriere spielen die beiden miteinander bei St. Margrethen. Sie passen wunderbar zusammen. Beide sind gute Techniker, aber konditionell haben sie – anständig formuliert – Nachholbedarf.
Zurück zum Spiel in Montlingen. Sein Chef, also Marc Lütolf, schaut zu, dies tut auch seine Partnerin. Seit 14 Jahren sind Silvia Hutter und Besart Shoshi zusammen, der vierjährige Sohn Leon, immer mit Ball, gehört dazu. «Das Heiraten haben wir verpasst.»