Eva Graf, die Präsidentin der Altstätter Kulturwoche Staablueme, weilte letztes Jahr in Lindau und sah hier die Strassenshow des im gleichen Ort lebenden Klaus Müller. Der 56-Jährige, der ursprünglich aus Köln stammt, hatte vor dreieinhalb Jahrzehnten mit Einradfahren und Jonglieren angefangen und lebte zeitweise von seiner Strassenkunst. Eva Graf hatte sogleich die Idee, Klaus Müller fürs diesjährige Staablueme-Programm zu gewinnen. Doch der Gegenvorschlag des Deutschen ging bedeutend weiter und verblüffte die Altstätterin. Klaus Müller schlug gleich die Durchführung eines ganzen Gauklerfestivals vor – oder wenigstens eines Gauklertages.
Festival-Organisator mit viel Erfahrung
Zu einem ersten Treffen mit Staablueme-Programmchef Guido Poznicek kam es im Herbst. Klaus Müller besuchte Altstätten trotz schon ziemlich tiefer Temperatur mit dem Velo, sah erstmals das Städtchen und urteilte beeindruckt: «malerisch, aufgeräumt, schön.» Vom Programmchef durchs Städtli geführt, erkannte der Gast rasch: Im Zentrum kommen ziemlich viele Orte für Auftritte in Frage.
Altstätten ist für einen Gauklertag geradezu ideal, auch von der Kulisse her.
An der nächsten Sitzung des Staablueme-OK bedurfte es keiner besonderen Überzeugungskraft. Von der Idee, einen Gauklertag ins achttägige Programm einzubetten, waren alle sogleich angetan. Zwar stieg der Organisationsaufwand nicht unerheblich, doch Klaus Müller erledigt den Hauptteil der Arbeit in Eigenregie. Er trat früher nicht nur acht Jahre in vielen Ländern mit einem Künstlerkollegen als Duo «Sir Mortimers Erben» mit Einrad und Jonglage auf, sondern betätigte sich auch als Festival-Organisator. Er verfügt über einen entsprechend grossen Erfahrungsschatz und hat viele Kontakte innerhalb der Szene. Der erste von Klaus Müller organisierte Grossanlass war das «Kulturufer» 2009 in Friedrichshafen – ein zehntägiges Festival, für das der Deutsche bis 2020 die Auftritte der Strassenkünstler und -künstlerinnen koordinierte. Rund um den Bodensee führte er eine grosse Zahl weiterer vergleichbarer Anlässe durch. Der Altstätter Gauklertag ist Klaus Müllers erster Event in der Schweiz.
Klaus Müller hat sogar einen schwarzen Gürtel
Wegen der Pandemie und des plötzlichen Verzichts auf öffentliche Veranstaltungen erlebte der Festival-Organisator eine tiefgreifende Zäsur. Seit Oktober arbeitet er mit einem 50-Prozent-Pensum als Sozialarbeiter in Bregenz. Der berufliche Quereinsteiger war schon immer sehr vielseitig, hat einen schwarzen Gürtel in Karate, arbeitete früher vier Jahre als Discjockey in Köln und bestritt den Lebensunterhalt auch schon als Entertainer in einem Hotel auf Zypern. Dem ersten Altstätter Gauklertag sieht er wie das OK mit grosser Freude und hoffnungsvoll entgegen. Sollte der Event ein Erfolg werden, kann Klaus Müller sich gut vorstellen, Altstätten als Gauklertag-Organisator treu zu bleiben.
* Der Autor ist Mitglied des Staablueme-OK.
Räbafäger mit Leiterwägeli unterwegs
Für den Altstätter Gauklertag vom Sonntag, 13. August hat Klaus Müller in Absprache mit dem Staablueme-OK acht Plätze im Zentrum ausgewählt. Die Stadt, die katholische Kirchgemeinde und der Museumsverein Prestegg als betroffene Grundeigentümer erwiesen sich als sehr zuvorkommend und begrüssten den Plan. Somit werden Gauklervorführungen auf dem Rathausplatz, auf dem Kirchplatz, im Museumsgarten, in der Marktgasse (beim Drei König, bei der Verzweigung Engelgasse, bei der Verzweigung Rabengasse) und auf dem Frauenhofplatz stattfinden. Der Engelplatz soll vor allem spontan erscheinenden Gauklerinnen und Gauklern dienen, die an einem Gauklertag erfahrungsgemäss zu erwarten seien, wie Klaus Müller weiss. Etwas Besonderes plant die Guggenmusik Räbafäger, die die Staablueme-Festwirtschaft führt. Mitglieder der Räbafäger werden mit drei oder vier Leiterwägeli im Städtli unterwegs sein und die Festwirtschaft zu jenen Plätzen bringen, auf denen Gauklerdarbietungen stattfinden. Wie immer steht zudem in der Marktgasse das grosse Zelt mit Ausschank und Essensausgabe in unmittelbarer Nähe der Staablueme-Bühne bereit. (gb)