Heerbrugg Eigentlich hätte es am Mittwochabend der erste von zwei Auftritten des preisgekrönten Appenzeller Kabarettisten sein sollen. Aber die Pandemiemassnahmen verhinderten einen zweiten Abend mit Simon Enzler und beendeten das Festival «Kulturbrugg».Pascal Zäch, Inhaber des Kinotheaters Madlen, kündigte den Abend als vorgezogene Derniere an. Erhält man irgendwie die Gelegenheit, das Programm des Appenzellers zu sehen, sollte man sie nutzen. Genau so pries Enzler am Schluss das Programm «Bassta» seines früheren Begleiters Daniel Ziegler an, bekannt als Bassist aus Viktor Giaccobos Spätprogramm. «Wenn der jetzt wegen Corona nicht in die Gänge kommt, muss ich ihn sonst am Schluss wieder mit auf Tour nehmen», frotzelte er bei der Werbung für Ziegler.Angsthasen sind die Sieger der EvolutionVielleicht gehen die beiden nun aufgrund der Beschränkungen sogar zusammen fischen. Denn als Fischer hat sich Enzler die Zeit im letzten Lockdown vertrieben: «Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie mir die Forellen zum Hals heraus hängen und auch die Algen.» Die heutigen Essgewohnheiten waren ein Thema und Enzler nutzte es, um die Vegetarier «s’zösle», also zu zünden, zu necken. «Keiner sagte früher, der biss ins Fleisch, nein, es hiess, der biss ins Gras und alles war klar.» Quasi nur wenn einer starb, biss er freiwillig in Grünzeug. Solch witzige Thesen stellte Simon Enzler zuhauf auf, und zog so von einem Thema zum anderen. Wie etwa: Die Angsthasen seien die Sieger der Evolution und die These «Survival of the fittest» stimme nicht (die Risikofreudigen kommen um), erzählte der Appenzeller mit breitem Dialekt und begründete dies mit so voller Überzeugung, dass er damit auch seine Feststellung stützte: «Wer behauptet, hat recht. Zumindest, wenn er es so überzeugend macht, dass es ihm die Mehrheit glaubt.» Dann sei es so, ungeachtet dessen, was wirklich die Wahrheit sei. Wobei «z’bhopte» heutzutage immer schwieriger werde, da sofort jemand den «Güggel» konsultiere, also Google frage. «Appezöller Dialekt» kein Problem für die Rheintaler Das Publikum quittierte seine Pointen und die sarkastische Art und Weise, wie er sie vortrug, mit lautem Gelächter und bewies damit, dass Rheintaler seinem «Appezöller Dialekt» ohne grössere Probleme folgen können.Dieses Publikum hatte Glück, denn der zweite geplante Auftritt des Appenzeller Kabarettisten fand nicht mehr statt.Aber auch Enzler, der im zweiten Teil des Abends genüsslich ein Appenzeller Bier, ein «Quöllfrisch» aus der Büchse trank, ist das Rheintal nicht unbekannt. Das bewies er mit dem einen oder anderen Seitenhieb, etwa auf das «Sonnenbräu»-Bier. «Bei zu viel unnützem Wissen fühlt man sich nur, als ob man einen riesigen Schädel hat – eine Kiste Corona macht nicht so viel Kopfweh, das würde man höchstens mit Sonnenbräu schaffen.» Bei solchen Sprüchen hörte man durch die Maske der Zuhörer doch tatsächlich auch andere Töne als nur lautes Lachen.