15.09.2022

«Entweder hat man den Blues oder man hat ihn nicht»

Der Berner Musiker Marc Amacher führt am Freitag, 16. September, an der «Rheintaler» Blues & Rock Night vom Roadhouse zum Grandhotel.

Von Interview: Monika Linder
aktualisiert am 02.11.2022
Vor sechs Jahren wurde der Musiker aus dem Berner Oberland durch «Voice of Germany» über Nacht berühmt. Während an­dere Künstler sich nach einer erfolgreichen Teilnahme an der Castingshow als Eintagsfliegen erwiesen, hat sich der heute 38-jährige Amacher in der professionellen Musikwelt etabliert. Seine Art, geradeheraus das zu sagen, was er denkt, haben dem Künstler sowohl Erfolg und Anerkennung als auch einen Platz als Vorband von Eric Clapton beschieden. Zum Interview nimmt er gut gelaunt im Barbershop Pompadour an der Berner Aare Platz.Am 16. September checken Sie an der «Rheintaler» Blues & Rock Night mit Ihrem neuen Album «Grandhotel» ein. In einem solchen wurde auch das Album aufgenommen. Wie kam es dazu?Marc Amacher: Das Album ist auch ein Rückblick auf meine bisherige Karriere. Mein erstes Album hiess «8 Days»; es entstand in einem regulären Stu­dio und ich habe es mit vielen verschiedenen Musikern eingespielt. Dann folgte das Album «Roadhouse» – damit ist ein einfaches Gasthaus am Strassenrand gemeint, in das man schnell einkehrt und dann weiterfährt. Als es darum ging, ein neues Album aufzunehmen, haben wir während Corona ein Hotel gesucht, das uns mit allem Drum und Dran aufnehmen würde. Ich habe verschiedene Hotels angefragt und das Grandhotel Giessbach in Brienz, das auch sonst an Musik nicht uninteressiert ist, hat uns Räume zur Verfügung gestellt.Wie lange habt ihr im Grandhotel gewohnt, bis das Album fertig war? Wir konnten uns mit unserem ganzen Equipment im alten Tanzsaal des Grandhotels ausbreiten, dort wohnen normalerweise die Hotelbediensteten. Das Album konnten wir in zehn Tagen einspielen.Ein Hotel ist kein Studio. Wie hat das funktioniert? Als wir ankamen, hatten wir ein paar grobe Songideen. Mit viel Improvisation und Ausprobieren entstand das Album sehr analog. Wir waren ganz auf uns gestellt und haben alle Aufnahmen allein produziert. Ab und zu platzte ein vorbeilaufender Passant in die Produktion und fand: «O, das tönt ja gut, darf ich ein wenig mithören?» Diese Aufnahmen konnten wir dann gleich verwerfen. Wir mussten den Leuten erklären, dass die rote Lampe bedeutet, dass wir am Aufnehmen sind und eben nicht einfach nur am Proben. Das war eigentlich lustig – wenn auch nicht immer einfach. Was hat die Aufnahmen im Besonderen erschwert? Die grossen Räume und viele natürliche Nebengeräusche. Es ächzt und krächzt in einem al­ten Gemäuer, es hallt in einem solch grossen Saal. Auch die Überspieler sind eine Herausforderung. Das heisst, wenn du Schlagzeug spielst, dann hörst du das auch auf den Verstärkern der Gitarre. Das macht es viel schwieriger als bei Studioaufnahmen, wo du jedes Instrument und auch die Stimmen einzeln und geschlossen aufnimmst. Wir haben uns ein Bespiel genommen an Bands wie Led Zeppelin – auch die haben mal ein Album in einem alten Schloss aufgenommen. Also wollten auch wir das hinkriegen.Was bedeutet der Blues für Sie? Entweder du hast den Blues oder du hast ihn nicht. Es spielt keine Rolle, ob du schwarz, weiss, arm oder reich bist. Da­rüber gibt es eigentlich keine Diskussionen. Ich berufe mich darauf, dass der Blues die einzige gemeinsame Vergangenheit ist, die wir haben, und die sollten wir uns nicht nehmen lassen.Sie haben schon dreimal als Vorband von Eric Clapton gespielt. Wie kam der Grossmeister eigentlich auf Sie? Eric Clapton ist sehr wählerisch, was die Bands anbelangt, die mit ihm oder vor ihm auf der Bühne stehen dürfen. Mein neues Management-Team hat mich vorgeschlagen. Wir haben alle nicht daran geglaubt dass es klappt, aber dann kam – überraschend – der Anruf, wir seien dabei. War es für Sie ein Auftritt wie jeder andere? Ausgewählt worden zu sein, war schon ein grosses Ding. Es gibt in der Schweiz, in Deutschland und Österreich viele Bands, die  wirklich geilen Sound machen und den Platz auch verdient hätten. Es ist auch eher selten, dass du für solch einen Auftritt bezahlt wirst. Wobei: Gratis hätte ich es auch für Eric Clapton nicht gemacht. Was bedeutet es für Sie, Main Act an der Blues & Rock Night zu sein? Das betrachte ich als grosse Ehre. Ich freue mich mega. Auch auf die anderen Bands. Die Black Diamonds haben mich mit ihrem neuen Album «No-Tell Hotel» beeindruckt. Auch die Newcomer Bands sind gut gewählt. Für mich fühlt sich das super an, wenn ich als Bluesmusiker der Hauptact bei einer Blues & Rock Night sein darf. Und ich bin mir sicher, dass das Rheintaler Publikum das ebenfalls geniessen wird. Im Rheintal ist das Festen und Feiern ja sozusagen zu Hause, habe ich gehört. Marc Amacher spielt am 16. September von 21.15 bis 22.45 Uhr an der «Rheintaler» Blues & Rock Night auf der Allmend in Altstätten.

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