10.12.2020

Enttäuschung in der Obergasse

Ladenbesitzer in Altstättens Obergasse sind besorgt: Ihre Einkaufsstrasse hat mehrere Nachteile zu verkraften.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Gert BrudererGetränkehändler Peter Lenzin freut sich über alles, was dem Städtli nützt. Auch die neuen, weihnachtlich beleuchteten Eingangstore an beiden Enden der Marktgasse findet er gut.Aber Peter Lenzin bemängelt eine grosse Diskrepanz: Einerseits betone die Stadt mit den neuen Installationen die Bedeutung von Torbogen, andererseits werde ein wirklich bestehender Torbogen gestrichen. Denn der Durchgang beim Museum, der während vielen Jahrzehnten Obergasse mit Gerbergasse verband, wird zum geschlossenen Raum und somit Teil des neuen Zentrums für Geschichte und Kultur.Über 50 Passanten gingen stündlich durchs TorDer ehemalige Buch- und Schreibwarenhändler Hans-Peter Enderli, dem an der Gerberstrasse die Papeterie-Liegenschaft gehört, hat im Dezember 2018 sowie im Februar 2019 an insgesamt 13 Werktagen zu verschiedenen Zeiten je eine Stunde alle Passanten gezählt, die den Durchgang benutzten. Durchschnittlich waren es über 50, pro Tag dürften es um die 400 sein. Für die Obergasse handelt es sich um sehr wichtige Laufkundschaft.Seit mit dem Umbau der Museumsliegenschaft begonnen worden sei, habe der Umsatz deutlich abgenommen, sagt Peter Lenzin, was zum Teil klar an der Aufhebung des Durchgangs liege. Die Einschätzung bestätigt die Claro-Inhaberin Monika Angst. Ihr Laden hatte sich bis zu seinem Umzug in die Marktgasse vor zwei Monaten direkt beim Torbogen des Museums (an der Gerbergasse) befunden. Monika Angst sagt, die Zahl der Kundinnen und Kunden sei mit der Schliessung des Tors merklich gesunken.Die Kantonspolizei, Abteilung Verkehrstechnik, spricht mit Blick auf den Fussgängerstreifen interessanterweise von «ungenügenden Fussgängerfrequenzen» (gemäss Protokoll der Stadtratssitzung vom 15. April 2019).Auch der Markt ist nicht mehr daAuch die Verlegung des Wochenmarkts wird in der Obergasse als grosser Nachteil erlebt. Die Stände in der Rabengasse und ums Eck, in der Strasse namens Gemüsemarkt, hatten wöchentlich viele Leute in die Obergasse gebracht. Doch seit dem Sommer findet der beliebte Wochenmarkt auf dem Rathausplatz statt.Die Unzufriedenheit wurde in jüngster Zeit mit neuen Museumsplänen erheblich vergrössert.Dass die Mauer verlängert und deutlich erhöht werden soll, stösst einer ganzen Reihe von Obergassbewohnern und Ladenbesitzern sauer auf. Statt einen schönen, offenen Platz mit dem historischen Gebäude Prestegg im Hintergrund und dem Kastanienbaum in der Mitte des Platzes vor sich zu haben, soll man künftig aus der Obergasse an eine Mauer starren müssen. Dafür fehlt das Verständnis vollends.«Gegenteil eines einladenden Platzes»Karin Thür von der «Gwundernase» äussert sich unaufgeregt, aber deutlich. «Nicht gut» findet sie die Mauer, die entstehen soll. Wie wahrscheinlich viele Einheimische hatte sie dem Museumsprojekt eine Chance geben und die Schliessung des Durchgangs in Kauf nehmen wollen, weil man «mit der Zeit gehen und Neues wagen soll». Allerdings hatte Karin Thür sich ein Museumsareal vorgestellt, das nach dem Umbau noch offener gestaltet ist, wie das ursprünglich ja auch geplant gewesen und versprochen worden war (siehe hierzu separaten Beitrag). Was nun allerdings entstehen solle, sei das «exakte Gegenteil» eines offenen, einladenden Platzes.Dass Unzufriedenheit in der Obergasse begründet ist, zeigen auch scheinbare Details. Peter Lenzin verweist aufs halbe Dutzend Lampen auf seiner Seite der Gasse. Gleich viele sollten es gegenüber sein. Doch im Zusammenhang mit Renovationen schrumpfte die Zahl mehr und mehr auf noch zwei übriggebliebene Leuchtkörper. Einer dieser beiden ist seit einem halben Jahr defekt. Hans-Peter Enderli sagt den eindringlichen Satz: «Die Obergasse darf keinen Slumcharakter bekommen.»23

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