Seit Dienstag hat der Museumsverein Altstätten die Bewilligung für den Aus- und Umbau der Museumsliegenschaft Prestegg zu einem Zentrum für Geschichte und Kultur im Sack. Im September möchte man mit den Bauarbeiten am Nordflügel beginnen. Doch zuerst muss dieser geräumt werden.Und dies erweist sich als Heidenbüez: Frühere Wohnungsmieter und die im Verlauf der Jahre verschiedenen Pächter der Beiz im Erdgeschoss haben vor allem im Estrich, aber auch in Personalzimmern und im Keller Unmengen an Hausrat und Wirtschaftseinrichtung deponiert, von dem der grösste Teil nun als Sperrmüll entsorgt werden muss: Betten, Matratzen, Polstergruppen, Schränke, Lampen, alte Fernseher, Beizentische, Stühle, Geschirr, Autoräder … Sogar ein Fitnessgerät stand in einer Ecke noch herum und im Keller ein Fleischwolf.Aus dem Auge, aus dem Sinn«Die Mieter sind ausgezogen und haben dagelassen, was kaputt war oder wofür sie keine Verwendung mehr hatten – so einfach kann man sich das Entsorgen machen», meint Museumsvorstandsmitglied Walther Baumgartner mit ironischem Unterton. Was noch einigermassen verwendbar ist, wurde für Heime, Schulen oder Brockenstuben zurückgestellt. Ebenso ein Depot alter Biberschwanzziegel. Der Rest wird zum Fenster hinaus direkt in die Mulden geworfen. Walter Baumgartner macht die Triage: «Beiseitelegen … Elektroschrott … Holzmulde … Mulde für gemischte Abfälle …»Was zu sperrig für die Fensteröffnung ist, muss freilich durchs enge Stiegenhaus hinab gebuckelt werden. Eine schweisstreibende Arbeit! Der Vorstand des Museumsvereins ist froh, muss er dies nicht alleine tun: Asylsuchende aus dem Altstätter Empfangs- und Verfahrenszentrum des Bundes packen tatkräftig an. Sie haben sich im Rahmen des Beschäftigungsprogramms für diesen Einsatz gemeldet. In diesem Programm leisten sie gemeinnützige Arbeit, vor allem im Freien: Sie helfen zum Beispiel der Melioration beim Unterhalt der Entwässerungsgräben oder merzen fürs Rheinunternehmen, den WWF und Pro Natura Neophyten aus. In Altstätten sieht man sie auch immer wieder am Strassenrand beim Zusammenlesen von achtlos Weggeworfenem.Die Sperrmüllräumaktion in der Prestegg ist vergleichbar mit letzterem. Werner Ritter, der Präsident des Museumsvereins, erkennt darin Einiges an Symbolkraft: Der Müll unserer Wohlstandsgesellschaft wird von Menschen weggeräumt, die aus Gegenden dieser Welt geflohen sind, wo es diesen Überfluss nicht gibt. Sechs gutgefüllte Mulden sind es zuletzt, die bei der Prestegg abgeholt werden.