proLitteris
Altstätten 16.04.2024

Enge Kurven, Lärm und Schäden: Am Stoss gibt es viel zu tun

Geknickte Pfosten, defekte Leitplanken: Am Stoss hat das Strassenkreisinspektorat Buchs immer wieder zu tun. 
Die Zahl der polizeilich erfassten Unfälle ist aber zurückgegangen. Der Lärm bleibt das Hauptproblem.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 16.04.2024
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Bei der «Harmonie» ist letzte Woche ein Lastwagenfahrer in der engen Kurve leicht über die Fahrbahn hinausgeraten. Ein Leitpfosten liegt nun defekt in der Wiese, drei weitere sind ebenfalls geknickt. Einige Hundert Meter weiter unten waren Fachleute am Freitag damit beschäftigt, eine Leitplanke zu ersetzen, die vor ein paar Wochen bei einem Unfall beschädigt worden war. Während die Leitplanke eine grössere Rechnung zur Folge haben dürfte, ist der Ersatz von Leitpfosten erstaunlich günstig. Urs Kurath vom Strassenkreisinspektorat Buchs sagt, pro Pfosten fielen rund 200 Franken an, die Kosten für den Arbeitsaufwand inklusive.

Eine neuralgische Stelle
ist der «Kellersrank»

Urs Kurath sagt, Beschädigungen kämen immer wieder vor, ganz generell.

Mit Reparaturen am Stoss sind wir nicht überdurchschnittlich beschäftigt.

Es gibt aber neuralgische Stellen, an denen es auch in den letzten Jahren immer wieder Unfälle gab. Lange nicht alle sind polizeilich erfasst. Beispiel «Kellersrank», eine sehr enge Kurve. Ein von oben nahender BMW-Fahrer kam von der Strasse ab und auf der Wiese zum Stillstand. Ein anderer Automobilist, auch er mit einem BMW, krachte in entgegengesetzter Richtung in die Hauswand der Familie Keller. Und vielleicht weil aller guten (sowie schlechten) Dinge drei sind, ereignete sich auch dieser, weit spekta­kulärere Unfall: Ebenfalls ein BMW-Fahrer landete vor dem ehemaligen Miststock auf dem Dach. Die Liste ergänzt der glimpflich verlaufene Unfall ei­nes Motorradfahrers, der mit seinem Töff ausgerutscht war und einen «Schleifsturz» erlebte.

Zwei Kilometer unterhalb der Harmoniekurve wurde am Freitag eine Leitplanke ersetzt.
Zwei Kilometer unterhalb der Harmoniekurve wurde am Freitag eine Leitplanke ersetzt.
Gert Bruderer

In keinem der Fälle wurde jemand verletzt. Auch ein weiterer Vorfall von letztem Herbst, der nichts mit der Kurve zu tun hat, bleibt Kurt Keller in Erinnerung: Als jemandes Auto in der Nähe zu rauchen begann, steuerte die betroffene Person Kellers Vorplatz an, was sicher nicht das Klügste war, denn aus dem Rauch wurde Feuer – und das Haus besteht aus Holz. Die Feuerwehr löschte zügig, und alles war nicht ganz so schlimm wie erst befürchtet worden war.

Höchststand 2021: 13 Unfälle am Stoss

Die Zahl der gemeldeten Unfälle am Stoss hat die Kantonspolizei St. Gallen statistisch erfasst. Nachdem 2019 ein einziger Unfall registriert worden war, stieg die Zahl im nächsten Jahr auf neun, ehe 2021 der Höchststand mit 13 Unfällen erreicht wurde. Seither weist die Kurve deutlich nach unten, mit vier Unfällen 2022 und zwei Unfällen im letzten Jahr. Insgesamt sind somit für die letzten fünf  Jahre 29 Unfälle polizeilich registriert. Als Hauptursache ist achtmal das «Nichtanpassen der Geschwindigkeit an die Linienführung (enge Kurve, Verzweigungsbereich usw.)» und fünfmal das «Nichtanpassen der Geschwindigkeit an die Strassenverhältnisse (Nässe, Eis, Rollsplitt, Laub usw.)» genannt.

Um die Strasse möglichst sicher zu machen, hat sich das Strassenkreisinspektorat schon vor eineinhalb Jahrzehnten mit den neuralgischen Stellen befasst und einige Massnahmen ergriffen. An einer Stelle wurde ein neuer Belag eingebaut und so nicht nur die Griffigkeit der Fahrbahn verbessert, sondern auch das Quergefälle behoben. Seither habe sich hier seines Wissens kein Unfall mehr ereignet, sagt Urs Kurath. Zudem wurde in zwei Kurven die Verletzungsgefahr stark gemindert – mit einem Unterfahrschutz an den Leitplanken.

«Ärgerlich, dass viele Töffs zu laut sind»

Für Anwohnende ist die Stossstrasse nach wie vor wegen des Töfflärms ein Problem. Kurt Keller, der selbst Motorrad fährt und deshalb ein gewisses Verständnis aufbringt, wunderte sich letztmals diesen Sonntag über die sehr hohe Zahl an Töffs, die am Stoss verkehrten. Auch auffallend viele Lernfahrer seien unterwegs gewesen.

Ärgerlich sei aber nicht der Töffverkehr an sich, sondern die Tatsache, dass viele Motorräder so laut seien, dass sie gegen die Bestimmungen verstiessen. Kurt Keller würde es begrüssen, wenn bei Polizeikontrollen das Augenmerk auch auf den Auspuff gelegt würde. Lärmsünder sollten strikt gebüsst und zu einer Nachkon­trolle beim Strassenverkehrsamt verpflichtet werden.

Seit 2019 kontrollierte die Polizei 32-mal

Ähnlich eng wie der «Kellersrank» ist die Kurve bei der viel weiter oben gelegenen «Harmonie». Wie Kurt Keller ist der hier lebende Werner Kuster besonders von Töfflärm betroffen. Die Belastung sei in der Corona-Zeit besonders schlimm gewesen, sagt Kuster. Zuvor hatten die verstärkten Polizeikontrollen ei­ne gewisse Wirkung gezeigt. Zwar treffe dies auch auf die jüngere Vergangenheit noch zu, aber die Möglichkeit, seit 2021 schon mit 16 Jahren ein Motorrad mit einem Hubraum bis 125 ccm und 15 PS zu fahren, bedeute eher wieder eine Verschärfung des Problems. Bei der neuen Vorschrift handelte es sich gewissermassen um ein Abschiedsgeschenk der früheren Verkehrsministerin Doris Leuthard.

Die Präsenz der Polizei am Stoss ist ebenfalls statistisch dokumentiert. Seit 1. Januar 2019 wurden insgesamt 32 Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Von diesen waren 17 stationär und elf erfolgten mit dem Lasergerät. Ausserdem hat die Kantonspolizei St. Gallen viermal über einen längeren Zeitraum von zwei bis vier Wochen das Tempo der Fahrzeuge am Stoss gemessen.

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