Gert BrudererAn einer Veranstaltung zum Thema bekräftigte Sturzenegger seine Aussage, die nicht übertrieben sei. Im Vereinslokal in Lachen, wo man sich versammelt hatte, war auf den Smartphones die Meldung «Keine Internetverbindung» zu lesen.Zahnarzt Uwe Rieger, der sogar in seiner Praxis im Zentrum von Walzenhausen kein Netz hat, nennt das Funkloch ein Problem – «vor allem für die Patienten». Hat man irgendwo in Lachen, Wilen oder in sonst einem Ortsteil mit ein wenig Glück doch einen Handyempfang, findet man sich ungewollt im Netz der Österreicher oder Deutschen wieder.Antennen sind noch immer unbeliebtDieses ungewollte Roaming ist ein Ärgernis, das auch die nahe beim Vorarlberg lebenden Rheintaler kennen, selbst die doch ein Stück entfernten Kobelwalder. Der im Dorf lebende Oberrieter Gemeinderat Roman Ammann sagt, immer wieder falle man ins Netz der Österreicher, und zwischen Kobelwies und Kobelwald gebe es keinen Empfang. Dennoch ist er «damit, wie es ist, zufrieden». Ammann sagt, neue Antennenprojekte brächten bloss den bekannten Zielkonflikt.In Walzenhausen hat sich der Gemeinderat vor genau zwei Jahren letztmals mit dem Thema befasst und Swisscom einen Auftrag erteilt. Seither ruhte die Sache politisch – bis die Lesegesellschaft das Thema nun erneut zur Sprache brachte. Auf diese Weise zum Nachhaken ermuntert, wandte Gemeindepräsident Michael Litscher sich an Swisscom und bekam beschieden: Im Januar würden ihm die geplanten Swisscom-Projekte für Walzenhausen vorgestellt. Was Hans-Ulrich Sturzenegger so kommentierte: Es freue ihn, wenn der Anlass der Lesegesellschaft «etwas in Schwung» bringe.Daniel Frunz, Betriebsleiter der Elektra Walzenhausen, hat die Erfahrung gemacht, dass es anspruchsvoll ist, einen Vertreter der Mobilfunkbranche für ein Referat zu gewinnen. Denn in jedem Fall ist seine Rolle undankbar. Entweder ist eine Antenne gegen Einsprachen zu verteidigen oder, wie jüngst in Walzenhausen, die Vernachlässigung eines Orts oder eines Gebiets zu rechtfertigen.Ein Smartphone hat fast jeder. Die Antennen, die es dafür braucht, will niemand in der Nähe. So hat das Stimmvolk zu einer besseren Netzabdeckung in Wald und in Teilen Rehetobels vor einem halben Jahr Nein gesagt. Die Antenne wäre im Kirchturm gebaut worden. In Heiden, wo im Turm der evangelischen Kirche eine Antenne besteht, zog einst das Pfarrehepaar wegen der Nähe zu dieser Antenne um – und zwar nach Wald.Obschon wie gesagt eher schwer zu bekommen, blieb die Stellungnahme eines Funkvertreters am Anlass in Walzenhausen nicht aus. Stefan Eberle, bei der Swisscom Projektleiter im Mobilbereich, räumte ein: In Walzenhausen, aber auch in Wolfhalden und Wienacht, sei die Versorgung recht mager. Als hauptsächlichen Grund nannte er die besondere Topografie. Aber natürlich spielt anderes mit, etwa die Freude von Anbietern an Effizienz und die Gefahr sich dahinziehender Einspracheverfahren. Nur im Zentrum, auf dem Kurhotel, ist eine bescheidene Swisscom-Antenne vorhanden, und Salt ist neuerdings im Gebiet Platz mit einer Antenne präsent.Eine flächendeckende Versorgung setzt mehrere kleinere Anlagen voraus, denn ein einziges Grossprojekt mit starker Strahlkraft wäre sinnlos. Wo so viele Hügel im Weg sind, müsste eine Antenne, die jeden Winkel abdeckt, «extrem hoch» sein, wie Eberle sagte. Eine Versorgung vom Pfänder her sei nicht möglich, weil der Hausberg von Bregenz nur für den Radio- und Fernsehempfang, nicht jedoch für den Mobilfunk dienen könne. Und eine Zusammenarbeit mit einem Nachbarland kommt mangels Funklizenz nicht in Frage. Nur auf die Schweizer Frequenzbänder hat Swisscom eine Lizenz vom Bakom; mit den ausländischen Partnern verbinden das Telekommunikationsunternehmen lediglich Roaming-Verträge. Dass die Erschliessung von Walzenhausen deutlich länger dauert als selbst Optimisten gemeint hatten, liegt wohl auch an der hohen Arbeitsauslastung von Swisscom. Allein im Gebiet von Schaffhausen bis ins Bünderland sind 1300 Projekte aktuell, Umbauten vor allem.Von fehlender Strahlung «geht reale Gefahr aus»Der Walzenhauser Arzt Luzius Knöpfli bezweifelt die saubere naturwissenschaftliche Grundlage der Strahlungsgrenzwerte. Was umgekehrt aber nicht heisst, dass er die Grenzwerte für sinnlos hielte. Davon abgesehen, dass es sicher klug sei, das Handy vom Ohr fernzuhalten und möglichst den Lautsprecher zu nutzen, gehe nicht nur von der Handystrahlung, sondern ebenso sehr von nicht vorhandener Handystrahlung eine reale Gefahr aus. Knöpfli sagte: «Bin ich in einem Notfall als Arzt nicht erreichbar, kann das zum Tod führen.»Auch deshalb hoffen viele, dass zeitgemässe Mobilfunktechnik Walzenhausen nicht weitere Jahre verwehrt bleibt, sondern dass das beanstandete Funkloch gestopft wird. Es genügt, gelegentlich ein Nebelloch zu sein.