10.07.2019

Elmar ist neuer Diogenes-Star

Das Musical hat dem Altstätter Diogenes-Theater 500 Kontakte mit Menschen beschert, die es noch nie besucht hatten.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Die Zahl ist geschätzt, aber plausibel. Dass das Kleintheater viele neue Besucherinnen und Besucher gewinnen konnte, erfuhr Regisseur Willy Hutter nicht nur in vielen Gesprächen, sondern auch im Atelier. Dort, wo das kleine Ensemble sich vor den Aufführungen schminkte und richtete, platzten immer wieder Zuschauer herein, die den Eingang zum Theater noch nicht kannten und durch die falsche Tür eintraten.Bei manchen der elf Aufführungen, die jeweils mit stehendem Beifall endeten, war die Hälfte des Publikums zum ersten Mal im doch schon 40-jährigen Diogenes-Theater. Bei deutlich über 1000 Musicalfreunden, die das Stück gesehen haben, lässt sich also auf 500 Diogenes-Neulinge schliessen.Messlatte wird künftig höher liegenDer Zuwachs an Bekanntheit ist für die Verantwortlichen umso erfreulicher, als mit dem geplanten Umzug des Theaters ins um- und auszubauende Haus Prest-egg die Messlatte höher gelegt wird. Um der erwartete «Leuchtturm» zu sein, werden das Museum und das künftig unter dem gleichen Dach wirkende Kleintheater auch wirklich in einer Weise leuchten müssen, dass das Licht unübersehbar ist. Ein breites Publikumsinteresse spielt eine noch bedeutendere Rolle.Mit der Eigenproduktion «Wochenende und Sonnenschein» waren auch Zweifel verbunden. Wird das Publikum das neue Genre schätzen? Ist es nicht zu leichte Kost? Der Erfolg hat nicht nur die teils vorhandenen Bedenken zerstreut, sondern klargemacht, dass auch ein Musical im «Diogenes» hohen Ansprüchen gerecht werden kann. Dies ist das Verdienst von Regisseur und Ensemble. Sie liessen den Zeitgeist der 50er- und 60er-Jahre in einer Weise aufleben, dass er von einer seichten Posse weit entfernt lag und das erhofft hohe Niveau sich erreichen liess.Angesichts von Willy Hutters langjährigem Wirken als Regisseur des aufgelösten Nostalgietheaters ist das freilich keine Überraschung.Bis Ende Jahr weitere drei EigenproduktionenEin weiteres Musical auf der Diogenes-Bühne ist derzeit nicht geplant, ein neuerliches Engagement aus Hutters Sicht hingegen auch nicht ausgeschlossen.Diogenes-Co-Präsident Michel Bawidamann lobt Hutter auch rückblickend als «Garant für Qualität» und verweist auf das generell dichte Theaterprogramm.Nicht weniger als drei weitere Eigenproduktionen stehen noch für dieses Jahr bevor. Am 30. August feiert die szenische Chorproduktion «En chantant!» Premiere; der Diogenes-Chor widmet sich Liedern aus Frankreich. Im November gehört die Bühne dem Altstätter Senioren-Theater, im Dezember folgt als Einstimmung auf Weihnachten die Aufführung «Am Anfang war alles dunkel…», eine szenische Lesung mit Musik, die erstmals vor zwei Jahren zu erleben war.«95 Prozent waren entzückt»Nach dem gelungenen Musical-Experiment freut Michel Bawidamann speziell, dass viele der neuen Diogenes-Besucher gemeint hätten, sie kämen gern wieder. Denn «95 Prozent waren entzückt ob der Qualität dieser Produktion».Die Herausforderung war enorm gewesen. Das fürs Musical nötige Bühnenbild war mit ungewohnt hohem Aufwand verbunden, wobei Willy Hutter – anders als beim Nostalgietheater – keinen Bautrupp hinter sich hatte. Anfangs, sagt er, habe er schon etwas schlecht geschlafen. Doch der einheimische Künstler Patrick Steiger gestaltete eine vorzügliche Kulisse und das fürs Stück benötigte Auto entstand im Teamwork, schliesslich sei der «tolle Elmar» dagewesen, sagt der Regisseur. Sich von Elmar und den restlichen Requisiten zu trennen und alles einer Mulde zu übergeben, sei noch nicht möglich gewesen; zu sehr hänge das Herz noch an allem. So hat Elmar derzeit sogar einen Ehrenplatz: Im Showroom der Heerbrugger Sterngarage ist das Auto mindestens noch einen Monat ausgestellt.Geschäftsführer Bruno Bischofberger hatte zwar eine anhaltend enge Beziehung zum Nostalgietheater, sponserte es kräftig und kannte das Altstätter Kleintheater nur dem Namen nach – bis er das Musical «Wochenende und Sonnenschein» sah, das er «absolut spitze» fand. Bischofberger ist sozusagen ein Neukunde, der vorhat, bestimmt wieder zu kommen.Prominentes NeumitgliedDank des Musicals hat das Diogenes-Theater nun sogar ein prominentes neues Mitglied: Willy Hutter! Der Balgacher hatte das Kleintheater natürlich gekannt und war auch schon einige Male als Zuschauer zu Gast – in seiner Zeit als Lehrer auch einmal mit einer Klasse. Der Regisseur, der im August des letzten Jahres erstmals auf der Bühne stand und sich Gedanken zur Umsetzung machte, hat nun einen jener Schritte getan, die dem Diogenes-Theater besonders guttun: Willy Hutter hat gleich eine Familienmitgliedschaft gelöst.

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