28.09.2022

Eiszeit auf Sparflamme

Synthetisches Eis, Lichterlöschen, laufende Abklärungen: So reagieren Betreibende von Eisbahnen auf die Energiekrise.

Von Valentina Thurnherr
aktualisiert am 02.11.2022
Das Wort «Energiemangellage» liegt seit einiger Zeit drohend in der Luft. Davon betroffen sind viele Bereiche, auch Sport und Freizeit. Künstliche Eisflächen sind Stromfresser. Trotzdem spriessen sie regelmässig Anfang November vielerorts aus dem Boden. Während einige Betreibende von Freiluft-Eisfeldern schon angekündigt haben, auf umweltfreundliche und energiesparende Alternativen wie Kunststoffplatten auszuweichen, müssen Eishallen teils vermutlich ganz auf ihr Aussenangebot verzichten.Eissportzentrum Lerchenfeld, St. GallenIm Eissportzentrum Lerchenfeld ist die Halle zurzeit geeist. Ob auch das Aussenfeld wie gewohnt in Betrieb genommen wird, wird zurzeit durch die Verantwortlichen zusammen mit der Stadt St. Gallen abgeklärt.Eishalle Widnau«Die Energiekrise ist bei uns ein Dauerthema», sagt Marco Näf, Betriebsleiter der Eishalle Widnau. In Widnau wurde bereits Mitte August die Saison eröffnet. Der Ausblick auf die Energiekrise veranlasst aber noch nicht zur Panik. «Durch Corona haben wir gelernt, möglichst flexibel zu bleiben», sagt Näf. Stand jetzt bleibt also alles beim Alten. «Schon den Vereinen zuliebe wollen wir das Eis wenn möglich halten, denn bei ihnen geht es um Existenzen.»  Eisbahn zum Stosswirt, AltstättenDie Freiluft-Kunsteisbahn Stosswirt in Altstätten kann auch dieses Jahr wieder auf dem Stossplatz besucht werden. Aber auch hier wurde in letzter Minute umdisponiert. «Wir sind von Echt-eis auf eine synthetische Variante ohne Strom umgestiegen», sagt Jürg Rissi, Betreiber der Eisbahn. Die Gleitfähigkeit sei zwar nicht dieselbe, aber dafür könnten sie ihre Eisstockbahn und Schlittschuhlaufen wie gewohnt anbieten. «Und für unsere Käsespezialitäten im Chalet brauchen wir ja zum Glück nur Kerzen.»Eissportzentrum WildhausIn Wildhaus sind zurzeit Halle und Aussenfeld geeist. Einen Plan für die kommende Energiemangellage gibt es aber schon. «Kommt es hart auf hart, werden wir eines der Eisfelder abschalten müssen», sagt Verwaltungsratspräsident Fritz Grob. Je nachdem, wie schlimm die Lage werde, könne es zudem durchaus sein, dass die Anlage komplett abgeschaltet werde. «Das würde aber ein weiteres Problem zur Folge haben», sagt Grob. «Denn mit der Abwärme der Eishallen heizen wir das Schulhaus.» Zurzeit seien sie noch in Gesprächen mit der Gemeinde und den Kraftwerken. «Wie genau wir schliesslich vorgehen werden, wissen wir vermutlich erst im November oder Dezember.»Eisarena RorschachIm Juni kündigten die Verantwortlichen der Eisarena Rorschach an, dass diese wie immer stattfinden wird. Die Vorbereitungen waren vorletzte Woche noch in vollem Gange, ehe die St. Galler Regierung erste Stromsparmassnahmen ankündigte. «Mittlerweile sieht es so aus, dass wir die Bewilligung der Stadt Rorschach nicht bekommen», sagt Markus Wanner, Präsident Netzwerk Rorschach. «Ich habe diese Woche eine Diskussionsrunde mit unserem Vorstand eröffnet, um andere Möglichkeiten zu prüfen.» Kunststoffplatten kämen für sie nicht in Frage. «Diese hatten wir in den ersten beiden Jahren der Eisarena, sie sind kein Vergleich zu echtem Eis.»Chappele-On-Ice, St. GallenkappelDie Freiluft-Eisbahn in St. Gallenkappel ist zurzeit immer noch mit Echteis in Planung. «Wir mussten für dieses Jahr jedoch neu ein Baugesuch einreichen, um Chappele-On-Ice durchführen zu können», sagt Patrick Gübeli, Präsident des Organisationskomitees. Mögliche Auflagen von Bund oder Kanton lassen die Verantwortlichen auf sich zukommen.Sportzentrum HerisauIn Herisau werden zurzeit die allgemeinen Stromsparmassnahmen geplant. «Kurzfristige Massnahmen, die wir selber beeinflussen können, sind teilweise schon in Umsetzung», sagt Kathrin Weber, Abteilungsleiterin Sport. «So werden wir reduziert heizen, komplett auf Wärmepumpen umschalten – die Gasheizung läuft aktuell nicht –, das Licht in den Hallen dimmen oder nur partiell einschalten.» Über einen möglichen kontingentierten, reduzierten Betrieb sei noch nicht definitiv entschieden worden. Bei einer nächsten Stufe könnten Einschränkungen bezüglich der Nutzung des Sportzentrums konkreter werden. «Dies würde in unserem Betrieb aber zuerst Saunanutzungseinschränkungen oder Saunaschliessungen betreffen und noch nicht die Eishalle», sagt Weber. Sie seien zudem seit vielen Jahren daran, ein konsequentes und begleitetes Energiemonitoring umzusetzen. «Durch den Einbau der Wärmepumpe, die neuen, effizienten Verdichter, den neuen Monoblock (Lüftung) und seit diesem Sommer die kleineren zwei Gaskessel haben wir gegenüber 2019 gut 40 Prozent Wärmeaufwand eingespart.» Dies könne sich aber aufgrund der aktuell steigenden Preise rasch ändern.Natureisbahn GaisWer diesen Winter nicht auf Echteis verzichten will, darf sich auf die Natureisbahn in Gais freuen. «Wir brauchen für den Erhalt unserer Eisbahn lediglich Wasser und tiefe Temperaturen», sagt der Präsident der Eisbahn Gais. Die einzige Einsparung, mit der sie rechnen müssten, sei bei der Beleuchtung, die sie jeweils ab 17 Uhr einschalten. «Wir sind deswegen mit der Gemeinde im Gespräch, stattdessen auf Energiesparlampen zu setzen.»

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