«Bauherr des Palastes mit seinen über sechzig Räumen war der wohlhabende Kaufmann Giovanni Heer, dem das Gebäude mit seinem grosszügigen Umschwung als Sommerresidenz diente», heisst es im Kunst- und Kulturführer des Kantons St. Gallen. «Heer hatte in Verona eine Firma gegründet, die mit dem Handel von Seiden- und Wollstoffen äusserst erfolgreich war. Als Baumeister des in barockem Stil erbauten Palastes wird der Appenzeller Johannes Grubenmann (1707 bis 1771) vermutet. Nach dem Tod des Bauherrn ging die Liegenschaft an den gleichnamigen Sohn über. Ab 1776 war die Rheinecker Familie Custer Eigentümerin, bis es 1869 zu einer erneuten Handänderung kam.»Residenz französischer GeneräleEnde des 18. Jahrhunderts geriet der Löwenhof in den Strudel der damaligen, von der französischen Revolution geprägten Ereignisse. Der Untergang der alten Eidgenossenschaft und die von Kaiser Napoleon befohlene Neuordnung führte 1798 zur Helvetischen Republik und der Präsenz französischer Truppen. Von 1799 bis 1803 befand sich in Rheineck das Hauptquartier der im Rheintal stationierten Franzosen, und für die Generäle André Masséna und Nicolas Jean-de-Dieu Soult war der Löwenhof standesgemässes Domizil. 1869 erwarb der aus Thal stammende Sebastian Bärlocher (1838 bis 1902) den Löwenhof. Er war in einem Rheinecker Broderiegeschäft Stickereizeichner. Ära Bärlocher dauerte 146 Jahre1868 machte er sich selbstständig. Mittels der Kettenstichmethode fabrizierte er Vorhänge (Rideaux), die sich rasch einer grossen Nachfrage erfreuten. 1869 richtete sich das florierende Unternehmen im Löwenhof ein. Anlässlich der Weltausstellungen von 1873 in Wien und 1878 in Paris wurden die einzigartigen Rheinecker Stickereien ausgezeichnet. Bärlocher engagierte sich auch in der Politik, und unter anderem war er Mitglied des Grossen Rats des Kantons St. Gallen. Gattin Emma entstammte der angesehenen Rheinecker Familie Custer, und sein Schwiegervater war Gemeindeammann und Architekt.
In der Folge hielten Sebastian Bärlochers Nachfahren dem Löwenhof bis 2015 die Treue. Dann ging die Liegenschaft an die Hümpeler-Stiftung über. Heute ist das herrschaftliche Anwesen Sitz verschiedener Firmen. Grösstes eingemietetes Unternehmen ist das zwei Stockwerke belegende, international tätige Werbe- und Kommunikationsunternehmen Dachcom AG.