16.09.2022

Einzigartige Sammlung mit Bomber- und Blindenuhr

Franz Götz besitzt die grösste Privatsammlung von Universal-Armbanduhren in Europa. Die wertvollen Stücke bewahrt er nicht zu Hause auf.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 02.11.2022
Es handelt sich um 150 Exponate, lauter Uhren aus dem Hause Universal Genève. Der Luxusuhrenhersteller hat «im Laufe des 20. Jahrhunderts viele bemerkenswerte und wichtige Zeitmesser vertrieben», wie es bei Wikipedia heisst. Als Beispiele nennt Franz Götz die Blindenuhr, die Bomberuhr oder die aus Gold und Platin bestehende «Cabriolet», die unter der Bezeichnung Universal Janus zum hundertjährigen Bestehen des Unternehmens in einer limitierten Auflage von 100 Stück erschien. Universal Genève war die erste Firma, die mechanische Chronographen auf den Markt brachte.Umfangreiches Buch über die SammlungDer Uhrenliebhaber, der das 1994 vom Vater übernommene Altstätter Uhren- und Bijouterie-Geschäft Götz vor zwei Jahren Sohn Pascal übertrug, betrachtet das Sammeln von Zeitmessern als abgeschlossen. Falls nicht Unerwartetes geschieht, gedenkt Franz Götz keine Ergänzung seiner umfangreichen Kollektion mehr vorzunehmen.Die 150 Uhren hat er nun in einjähriger, aufwändiger Arbeit mit Hilfe eines befreundeten Hobbyfotografen abgelichtet und die Bilder in einem umfangreichen, katalogähnlichen Buch versammelt. Zu jeder Uhr sind die wichtigsten Angaben wie Name und Modellnummer enthalten. [caption_left: Über seine grosse Universal-Armbanduhrensammlung hat Franz Götz ein schönes Buch  gemacht, das in einer sehr kleinen Auflage erscheint und nicht für den Markt gedacht ist.]Das schlichte, aber schöne Werk erscheint in einer Auflage von höchstens 50 Exemplaren; es ist nicht für den Markt, sondern für Liebhaber auserlesener Uhren bestimmt. Dass es sich bei den Universal-Uhren des Altstätters um die grösste Universal-Privatsammlung in Europa handelt, weiss Franz Götz vom Genfer Hersteller, der sich heute nicht mehr in Schweizer Hand befindet.Universal wollte Vater nach Genf holenDie Sammelleidenschaft bekam Franz Götz vom (nicht mehr lebenden) Vater sozusagen übertragen. Bei der Geschäftsübergabe überliess der Senior seinem Nachfolger etwa 40 Uhren des Genfer Uhrenherstellers.Mit dem Unternehmen verband den Vater eine besondere Beziehung. Nachdem er 1958 die Ausbildung zum Uhrmachermeister abgeschlossen und im Kanton Thurgau sein erstes Geschäft eröffnet hatte, bekam er von Universal zehn Uhren zum Revidieren zugeschickt. Die Erledigung dieses Auftrags hatte einen unerwarteten Besuch zur Folge: Ein Mitarbeiter des Genfer Unternehmens legte Franz Götz einen Arbeitsvertrag auf den Tisch, den abzulehnen ihm nicht leichtgefallen sein dürfte.Die Bedingungen, weiss der Sohn, seien ausgezeichnet gewesen, doch die Eltern hätten kein Französisch gesprochen, und so kurz nach der Eröffnung eines eigenen Geschäfts ins Welschland zu ziehen, war nicht vorgesehen. Trotz Ablehnung des verlockenden Angebots entstand eine enge Zusammenarbeit mit Universal. Acht Jahre lang erhielt Vater Götz alle zwei Wochen eine Lieferung von ungefähr zehn Uhren, die zu reparieren oder revidieren waren. Fachkräfte, denen sich komplexe mechanische Armbanduhren anvertrauen liessen, waren gesucht.Alle Uhren ticken pro Jahr an sechs TagenDer Umzug nach Altstätten erfolgte, weil die geschäftliche Perspektive hier besser war. Die Familie Götz kam in einen grösseren Ort, ein schönes Städtli, wo sie einen eingeführten Laden übernehmen konnte. Ein gutes halbes Jahrhundert später sagt Franz Götz, heute sei Uhren Bijouterie Götz im Städtli der älteste Familienbetrieb. Der Verbundenheit mit Universal Genève zum Trotz, hat das Altstätter Geschäft nie Universal-Uhren verkauft. Die kostbaren Stücke waren in der Deutschschweiz weniger bekannt und das gehobene Preissegment passte nicht zu einem kleinen Laden im Städtli.Um der Leserschaft einen Einblick in seine Sammlung zu geben, hat Franz Götz einige besondere Exemplare für kurze Zeit nach Hause geholt. Mit den Uhren beschäftigt er sich zumindest zweimal jährlich, denn sowohl zur warmen als auch zur kalten Jahreszeit, werden alle Stücke für je drei Tage bewegt, insgesamt laufen sie während sechs Tagen pro Jahr. Ist eine Unregelmässigkeit feststellbar, wird die betreffende Uhr zur Instandstellung einem Spezialisten übergeben. Alle Uhren in der umfangreichen Sammlung sind intakt und in sehr gutem Zustand.Viele schöne Stücke in der SammlungDie Begeisterung des Universal-Uhrensammlers ist leicht nachvollziehbar, sobald er einzelne Stücke beschreibt und auf die Besonderheiten verweist. Da ist zum Beispiel die nur für die USA produzierte «The Bullet», eine 18-Karat-Gold-Uhr in kleiner Serie. Ihr Zifferblatt sieht wie eine Zielscheibe aus, was sich spasseshalber mit der Vernarrtheit vieler Amerikaner in Waffen in Verbindung bringen lässt.Die weltweit in nur 50 Exemplaren erschienene Blindenuhr hat keine Glasabdeckung. Die Zeigerstellung und das Zifferblatt mit spezieller Struktur lassen sich ertasten, ausserdem «verfügt die Uhr über ein fantastisches Schlagwerk», schwärmt Franz Götz. Tatsächlich hat die Uhr einen sehr schönen Klang.Die Tri Compax ist die erste multifunktional verwendbare Uhr, mit Stoppuhr und Dreifachkalender (Tag, Monat, Jahr), ausserdem ist die jeweilige Mondphase ablesbar. «Höchste Uhrmacherkunst», sagt Franz Götz. Bei der Cabriolet-Uhr lässt sich die Uhr aufklappen, um 180 Grad drehen und – als andere Uhr – wieder herunterklappen; es sind also zwei Uhren in einer.Das älteste Stück der Sammlung ist die Taschenuhr «The Dragon». Diese Uhr erschien - wie einige andere vor 1910 - noch unter dem Namen der Universal-Gründer Perret & Berthoud. Dass Franz Götz sogar noch die Originalschachtel zur Uhr besitzt, verstärkt seine ohnehin grosse Freude über das seltene Stück, auf dessen goldenem Deckel ein Drache samt seinem Jäger zu sehen ist. [caption_left: Franz Götz übernahm vor drei Jahrzehnten nicht nur das Geschäft vom Vater, sondern auch seine Leidenschaft zum Sammeln schöner Universal-Armbanduhren.]

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.