13.08.2020

Einsturz der Rheinbrücke Buchs – Schaan

Als heute vor 50 Jahren die Rheinbrücke Buchs – Schaan einstürzte, bedeutete dies das Ende der Kiesentnahme.

Von Reinhard Frei
aktualisiert am 03.11.2022
Reinhard FreiAm Freitag, 14. August 1970, knickte um 17.35 Uhr ein Pfeiler der Rheinbrücke Buchs – Schaan ein und brachte die 41-jährige Brücke zum Einsturz. Es war nicht nur das Ende der alten Brücke, sondern auch das Ende der Kiesentnahmen – und einiger Rheintaler Kiesunternehmen.Paul Klaus aus Buchs, Betriebsleiter der Dorbena Bettwarenfabrik in Schaan, sah schon das Ende der Rheinbrücke vor sich, als er bemerkte, dass «etwas nicht stimmt und dass es zu schwanken beginnt», wie Klaus damals zu Protokoll gab. Klaus gab Gas, um das rettende Ufer zu erreichen, als es krachte, der Brückenpfeiler zusammensackte und die Rheinbrücke Buchs –Schaan einknickte. Paul Klaus sah noch, wie sich die Brücke vor ihm aufstellte und sie seinen Wagen Richtung Wasser rutschen liess. Ein zweiter Wagen, mit den Vorderrädern schon am rettenden Ende der Brücke, rutschte rückwärts in den Brückenspalt. Ein dritter Fahrer konnte seinen Wagen noch rechtzeitig abbremsen und zurückfahren. Alle drei hatten Glück und kamen mit Blessuren und einem Schock davon.Brückensicherungzu spät eingeleitetGenauso wie der Fahrer des Baggers unten am Rhein, der mit der Sicherung des Brückenpfeilers beschäftigt war. Halb sprang er, halb schleuderte es ihn aus der Kabine, als das niedersausende Trottoir den Teleskopbagger traf. Seine Arbeit hatte früh begonnen an diesem Morgen des 14. August 1970, als die Behörden feststellten, dass die starke Strömung des Rheins die Flusssohle bei den Buchser Pfeilern unterspülte und stark absenkte. Sofort sperrte das kantonale Baudepartement die Brücke für den Schwerverkehr und begann mit dem Gradall-Bagger, den gefährdeten Pfeiler im Fluss mit Kies und Wasserbausteinen zu sichern, als um 17.35 Uhr der Pfeiler und die Fahrbahn einstürzten. Kiesentnahmen, Hochwasser, Strömung hatten den Buchser Pfeiler unterspült. Das kleine Sommerhochwasser hatte dann der Brücke den Rest gegeben.Kiesentnahmenwurden verbotenIn den Jahren 1950 bis 1970 wurden dem Rhein über 17 Millionen Kubikmeter Kies entnommen – vor allem für den Bau der Autobahn. Dies führte in der Folge zur Absenkung der Rheinsohle, im Bereich der Brücke Buchs-Schaan bis zu fünf Metern. Der Ursprung des Einsturzes, so der heutige Rheinbauleiter Daniel Dietsche, lag somit auch rückblickend klar bei den zu grossen Kiesentnahmen. Im Jahr 1972 wurden daher aufgrund von flusspolizeilichen Massnahmen Kiesentnahmen aus dem Rhein verboten.Rheintaler Kiesunter-nehmer betroffenNeben dem aus Widnau stammenden Buchser Kiesunternehmer Ludwig Frei waren in Rüthi gleich drei Unternehmen von diesem Verbot betroffen: Sigmund Sieber und die Baugeschäfte Büchel und Göldi. Im unteren Rheintal waren es hingegen Naturschutzauflagen, die zum Verbot von Kiesentnahmen aus dem Alten Rhein führten und ermöglichten, dass beliebte Naherholungsgebiete (Baggerseen) entstanden. Betroffen davon waren fünf Kies- oder Bauunternehmer: Alois Frei («Mazeller-Wisi», Namensgeber für das Maz), Gebhard Schmitter und Sigmund Sieber (alle im «Maz», im Diepoldsauer Alten Rhein) und die Firmen Gautschi und Pulver (Bruggerhorn und Eselschwanz in St. Margrethen und Rheineck).Das letzte, weithin sichtbare «Rheinkies-Wahrzeichen», das Kieswerk von Sieber Sigmund in Rüthi, wird derzeit als letztes Relikt aus dieser Zeit abgebrochen. Weiterhin bestehen bleibt aber sein Durchgang unter der Autobahn zum Rheindamm-Fuss. Wie Hansjörg Sieber, Sieber Sigmund AG, meint: «Man weiss ja nie, was noch kommt und ob man wieder einmal Kies entnehmen muss.»Rhesi schützt vor BrückeneinstürzenWas kommen wird, ist Rhesi. Im Zuge der Erarbeitung die-ses Hochwasserschutzprojekts, sagt Daniel Dietsche, würden sämtliche Brückenfundationen angeschaut und konkrete Sicherungsmassnahmen vorgeschlagen. Momentan wird der Mittelpfeiler der ÖBB-Brücke bei Buchs gesichert. Bei Brückenneubauten wie Fussach-Hard wurden die Pfeiler und deren Fundamente in enger Abstimmung mit Projektträgern und Internationaler Rheinregulierung (IRR) entworfen. Beim Neubau der ÖBB-Brücke St. Margrethen-Lustenau waren beide Rheinbauleitungen – Österreich und die Schweiz – in den Bewilligungsprozess und bei der Umsetzung involviert. Somit steht Rhesi nicht nur für den Hochwasserschutz, sondern auch für den Schutz vor Brückeneinstürzen. HinweisDie Kiesunternehmer Alois, Ludwig und Robert Frei waren alle Onkel des Autors – also Brüder seines Vaters. Dieser war für Alois, Ludwig und Robert Frei kurzzeitig als LKW-Fahrer tätig. Quellen: W&O, Vaterland (FL), Volksblatt (FL), Internationale Rheinregulierung, Frei Buchs AG, Sieber Sigmund AG, H. R. Rohrer, eigene Recherchen.

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