22.08.2019

Einseitige Betrachtungsweise

Leserbrief «Vermeintliche Sicherheit», Ausgabe vom 20. August

Von Willy Gerber, Balgach
aktualisiert am 03.11.2022
Mit einem futuristischen Kriegsszenario begründet der Leserbriefschreiber seine ablehnende Haltung zur anstehenden Kampfjet-Ersatzbeschaffung. In zwei Punkten hat er zumindest im Ansatz recht:1. Würden alle Militärausgaben dieser Erde für «friedliche» Zwecke eingesetzt, wäre die Welt möglicherweise eine bessere. Solange es jedoch Menschen gibt, bleibt dieser Wunsch eine Illusion. Denn seit Kain und Abel gilt bis heute der Grundsatz: Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt. Die Friedenseuphorie nach dem Mauerfall ist längst Geschichte – und die massiven Aufrüstungsanstrengungen und Muskelspiele der Mächtigen verheissen leider nichts Gutes.2. Weder mit Kampfjets noch mit der Armee lassen sich alle Gefahrenpotenziale (z. B. Klimaveränderungen, Pandemien, Naturkatastrophen, Energie-Blackouts, Kampf um Daten, Ressourcen und Territorien etc.) verhindern. Denn wir leben auf einem äusserst gefährlichen Planeten und moderne Gesellschaften werden aufgrund technischer Entwicklungen immer verwundbarer. Gegen all die genannten Gefahren braucht es deshalb adäquate und wirksame Gegenmassnahmen und Mittel.Gewiss, unsere Verteidigungsarmee kann nur ein Teil dieser Lösungen sein. International ist unser Land der bewaffneten Neutralität verpflichtet. Und solange die Armeeaufträge «Kriegsverhinderung und Verteidigung» in unserer Verfassung bestehen, gilt es, eine moderne und einsatzbereite Armee zu unterhalten. Nicht zuletzt dank der Armee blieb unser Land seit 1848 von den katastrophalen Gräueln, Leiden und Schäden kriegerischer Ereignisse weitgehend verschont. Die Armee ist vergleichbar mit einer Versicherung. Privathaushalte geben für Versicherungen durchschnittlich pro Jahr rund 20 % ihres Bruttoeinkommens für Versicherungen aus. Die Ausgaben des Bundes für die militärische Sicherheit belaufen sich dagegen auf knappe 8 % (Bildung 11 %, Verkehr 15 %, Soziales 32 %), oder rund 600 Franken pro Kopf.Sicherheit bildet die Grundlage unserer Existenz und der Schutz von Land und Leuten gehört zu den Primäraufgaben eines Staates. Wem jedoch der Wille zur Selbstbehauptung fehlt, der ist verloren. Deshalb muss auch unsere Armee ständig den neuen Bedrohungsbildern angepasst werden. Ohne ständige Modernisierung, zusätzliche Mittel und internationale Kooperationen wird dies jedoch nicht gelingen.Willy Gerber, Balgach

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