26.04.2021

Einpacken statt eingifteln

Meinrad Gschwend fordert den totalen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel im Wald – nach Innerschweizer Vorbild.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Im Wald hat giftige Chemie nichts zu suchen. Im Prinzip. Ganz ohne ging es bislang aber halt doch nicht. Muss Holz im Wald zwischengelagert werden, bis es in die Sägerei abtransportiert werden kann, wird es unter Umständen mit einem Pflanzenschutzmittel behandelt, um es vor Käferbefall zu schützen. Dafür braucht es eine Ausnahmebewilligung des Kantons.Meinrad Gschwend, Kantonsrat der Grünen Partei aus Altstätten, stört sich an diesem Einsatz giftiger Stoffe im Wald. In einem Vorstoss, den er zusammen mit Kantonsrätinnen der CVP und der GLP eingereicht hat, fragt er die Regierung, wie viele solcher Ausnahmebewil­ligungen im Kanton St. Gallen jährlich erteilt werden und wie viel Insektizid aufgrund dieser Bewilligungen im St. Galler Wald auf Holzlager gespritzt wird.Es ginge nämlich auch anders, betonen Gschwend und seine Mitinterpellantinnen. Sie nennen als Beispiele die Kan­tone Glarus und Zug, in denen keine Ausnahmebewilligungen mehr erteilt würden.Tatsächlich berichteten die «Zuger Zeitung» und die «Zuger Presse» erst kürzlich da­rüber, dass es im Kanton Zug keine Ausnahmebewilligungen mehr geben werde, und zwar ausnahmslos, weder für private noch für öffentliche Waldeigentümer. Stattdessen versuche man, das geschlagene Holz zügiger in die Sägereien zu bringen oder ausserhalb des Waldes zwischenzulagern.Auch das Entrinden der Stämme vor dem Lagern hilft gegen Schädlingsbefall. Sowohl das Entrinden wie auch das Zwischenlagern treibt aber die Kosten in die Höhe. Dass dies für die Waldwirtschaft problematisch ist, räumt auch Meinrad Gschwend ein: Die Branche stehe wegen der tiefen Holzpreise und der ausländischen Konkurrenz unter grossem Druck.Vorerst sind die Netze ein VersuchMöglicherweise haben findige Zuger Forstleute eine Lösung für das Dilemma parat: Sie packen neuerdings im Wald lagernde Holzstapel in feinmaschige Netze ein, wie sie die Obstbauern manchenorts verwenden, um ihre Plantagen vor einem Kirschessigfliegenbefall zu schützen. Vorderhand ist dies allerdings lediglich ein Versuch – wie wirksam diese Netze auf einem Holzlagerplatz sind, wird sich erst noch zeigen müssen.Meinrad Gschwend fordert von der St. Galler Regierung, dem Beispiel des Kantons Zug zu folgen und ebenfalls keine Ausnahmebewilligungen mehr für die Behandlung von im Wald lagerndem Holz zu erteilen. Der Kanton St. Gallen solle sich ausserdem beim Bund für eine Korrektur drohender «Fehlanreize» einsetzen und sich unter anderem gegen eine geplante Änderung der Waldverordnung wehren, mit der die Vorschriften für Rundholzlager im Wald gelockert werden sollen.

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