Kebab-Buden sind die neuen Dorflädeli. Während im Rheintal Geschäfte schliessen, wie kürzlich die Bäckerei in Marbach, prangt nur einige Meter weiter an einer Hausfassade eine Speisekarte und im Schaufenster dreht sich ein Fleischspiess. Die Kebab-Buden sind aus der Schweizer Gastroszene nicht mehr wegzudenken. An Bahnhöfen, in Dorfzentren oder prominent an Hauptstrassen – sie sind überall und scheinen sich wie Unkraut zu vermehren. Erst vor wenigen Monaten haben in Altstätten innert kürzester Zeit zwei neue eröffnet. Und dies, obwohl es in Altstätten bereits sechs davon gibt. Unsere Recherche zeigt: Altstätten ist Spitzenreiter in Sachen Kebabläden im Rheintal. Eine Erklärung dafür hat Stadtpräsident Ruedi Mattle nicht zur Hand: «Ich kann nur vermuten, dass die Nachfrage gross ist, weil mehr Leute hier wohnen und hier ausgehen oder die KV-Lernenden der Berufsschule mittags einen Kebab holen.» Er selbst isst auch ganz gern mal einen Kebab, wenn auch selten. «Höchstens zweimal im Jahr, also kann ich keinen im Speziellen empfehlen. Ich bräuchte vier Jahre, um sie alle zu probieren», sagt er und lacht. Dass Altstätten die Rangliste im Rheintal-Vergleich anführt, sei keine schlechte Sache, sagt er. «Alles bringt Leben. Lieber eine Kebabadresse mehr als einen leeren Laden in Altstätten. Allerdings würde ich mir ein vielfältigeres Essensangebot wünschen.» Kebabs und Dürüms, die Fladenbrot-Variante, sind in der Schweiz so beliebt wie kaum andere Fast-Food-Produkte. Laut dem Döner Kebab Gewerbeverband Schweiz gab es 2015 rund 3000 Kebab-Verkaufsstellen im Land. Zum Vergleich: Im Rheintal gibt es derzeit 29.Altstättens Kebabladen-Besitzer heisst DönerZudem gab der Verband, der übrigens nicht mehr aktiv ist, grobe Schätzungen über die Menge der verzehrten Kebabs ab. 2015 wurden 24 000 Tonnen Dönerfleisch konsumiert. Pro Kilo können etwa vier bis fünf Portionen Döner mit 150 Gramm Fleisch hergestellt werden. Im Rheintaler Imbiss in Heerbrugg werden laut Geschäftsführer Cem Binay pro Tag rund 200 Kebabs und Dürüms verkauft. Im Havanna Grill in St. Margrethen sind es etwa 100 pro Tag und in Altstätten im Royal Schnellimbiss etwa 70. Funfact: Der Geschäftsführer des Royal Schnellimbisses trägt das Gericht sogar in seinem Namen, Savas Döner. Bis jetzt, sagt er, habe dies keinen Einfluss auf die Verkaufszahlen gehabt. Am unteren Ende der Tabelle winkt Eichberg. Sie ist tatsächlich die einzige Gemeinde im Rheintal, die auf das Taschenbrot verzichten muss. Will das Gemeindepräsident Alex Arnold bis zum Ende seiner Amtszeit ändern? «Ich glaube nicht, dass es das Ziel der Gemeinde ist, im Kebab-Ranking ganz oben zu stehen. In Eichberg geht man gutbürgerlich essen. Ich für meinen Teil esse selten einen Kebab», sagt er. Das könnte sich aber ändern, wenn er Anfang nächsten Jahres das Amt des Gemeindepräsidenten in Rebstein antritt. Rebstein hat nämlich gleich zwei Kebab-Buden in der Gemeinde.