Annalina Ritz ist eine vielseitig interessierte Jugendliche. Die dreizehnjährige Oberstufenschülerin treibt Sport. Leichtathletik. Ihre liebsten Disziplinen sind Kugelstossen und Ballwurf. Damit sie gute Resultate erreicht, setzt sie Kraft und Technik geschickt ein. Geschickt ist Annalina Ritz auch mit ihren Händen. Schon früh hat sie ihre Fingerfertigkeit dazu eingesetzt, um Klavier zu spielen zu erlernen. Wie ihre Mutter und ihre Schwester. In der zweiten Primarklasse nahm sie zum ersten Mal Unterricht. «Mir gefällt Musik», sagt sie. Ihr gefällt Pop, Rapp, Schlager, Mundart-Pop und Klassik.
Melodien, die Mozart und Beethoven komponierten, interpretiert sie auf dem Klavier. Sich ins Spiel vertiefen zu können, schätzt das Mädchen sehr, wenn es von der Schule heimkommt oder sich über irgendetwas geärgert hat. Konzentriert sich Annalina auf die Musik und die Klaviertasten, beruhigt und entspannt sie sich.Ein erstes Lied auf der Orgel gespieltAls Kind besuchte Annalina Ritz die Sonntagsschule der evangelischen Kirchgemeinde. Im Kids-Treff, einer Gruppenstunde in der nächsten Altersstufe, durfte sie bei einer Kirchenführung auch die Räume im Gotteshaus anschauen, die ihr sonst verwehrt waren. Pfarrer Jens Mayer erlaubte den Kindern sogar, die Orgel auszuprobieren. Die meisten von ihnen drückten unmotiviert einige Tasten, ohne dass eine Melodie erkennbar war. Janine Ritz und Annalina Ritz – sie sind keine Schwestern oder Cousinen – ergriffen die Gelegenheit und probierten die Orgel aus und spielten ein Lied. Die Mädchen imponierten dem Pfarrer so sehr, dass die Kirchgemeinde ihnen einen professionellen Orgelunterricht finanziert und das Kircheninstrument zum Üben überlässt.Ein Instrument für klassische MusikSeither sind fast zwei Jahre vergangen. Annalina hat Freude an der Königin der Instrumente: «Mir gefällt das grosse Tonvolumen der Orgel.» Sie kann 500 verschiedene Töne erzeugen, das Klavier 200. Mit der Orgel kann ich drei Flötenarten imitieren. Die Vielfalt entsteht auch, weil es zusätzlich zum Manual eine Fussleiste gibt. «Eine Orgel zu spielen ist so komplex, als ob man ein Klavier vierhändig spielt.»
Auch interessiert sich die Schülerin für den Orgelaufbau. Im Klavier kann sie die ganze Mechanik sehen, und beobachten, wie eine Saite zu schwingen beginnt, sobald sie angeschlagen wird. Bei der Orgel ist das anders. Drückt Annalina eine Taste, drückt ein Luftstrom (aus einem Blasebalg) ein Plättli weg. Der Luftstrom erzeugt den Ton in der Pfeife.Bereits zweimal hat die Kirchgemeinde dem Duo Annalina und Janine zugetraut, die Lieder in einem Gottesdienstes zu begleiten. Aufgeregt war Annalina deshalb nicht. «Ich kenne es von Leichtathletikwettkämpfen oder Klaviervorspielen, dass mich Menschen beobachten und bewerten», sagt sie. «Schön.» So lautete durchweg das Urteil der Gottesdienstbesucher. «Ihnen gefällt sicher, dass auch einmal junge Leute die Orgel spielen», sagt die Dreizehnjährige.Am schönsten klinge auf der Orgel klassische Musik, meint Annalina. Im Gottesdienst begleite sie besonders gern moderne Lieder aus dem Gesangbuch «rise up plus». Sie sind nicht so kompliziert zu spielen. «Ich kenne die Texte und kann mitsingen. Das hilft mir, den Rhythmus zu halten.» Weil auch die Menschen in den Kirchenbänken mitsingen, ist der Klang insgesamt imposant.Annalina möchte das Orgelspiel als Hobby pflegen und sich künftig vielleicht ihr Sackgeld aufbessern. Berühmte Organisten dienen ihr nicht als Vorbild. Sie hegt aber den Wunsch, einmal im Berner Münster die Pfeifen zum Klingen bringen zu dürfen. Zugehört hat sie bereits.Nur von aussen gesehen hat Annalina die Elbphilharmonie in Hamburg. Vom besonderen Klang der Orgel im grossen Konzertsaal hat sie gehört. Vielleicht ist es nur ein Traum, sie dereinst zu spielen. Aber ein schöner.