08.03.2022

Einkehrschwung für Flachländer

Die Skischule Heiden engagiert sich seit 20 Jahren für den Schneesport. Am Samstag wird das ordentlich gefeiert.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 02.11.2022
Johannes Solenthaler lehnt an der Veranda der im Jahr 2015 gebauten Skihütte mit Aussichtsterrasse und blickt hinunter auf den Kinderskilift beim Bischofsberg. Schnee hat es dort keinen mehr. Trotz kühler Nächte hat die Nachmittagssonne das weisse Band verschwinden lassen. Oft, wenn weit und breit noch kein Schnee liegt, tummeln sich hier am Bischofsberg schon Kinder und Erwachsene, weil der umtriebige Landwirt schon seit 2004 mit einer Schneelanze Kunstschnee herstellen kann, zwei Jahre später schaffte er sich auch eine Schneekanone an.Auch wenn am Bischofsberg nun nicht mehr ans Skifahren zu denken ist, zieht Johannes Solenthaler zufrieden Bilanz: «Die Saison 21/22 ist schon früh losgegangen. Wir konnten unsere Anlage von Anfang Dezember bis Mitte Februar fast durchgehend betreiben.» Auch das Restaurant Skihütte sei mit 2G im Innenraum und ohne Einschränkungen auf der Terrasse gut besucht worden, wobei sich auch der Getränkeautomat im Korridor bewährt habe.Personalmangel wegen der CovidpandemieCorona hat die Aufrechterhaltung des Skischulbetriebes nicht einfacher gemacht. «In der Skischule kämpften wir oft mit Personalmangel wegen der Quarantäneregelungen. Am Schluss konnten wir die Kurse aber für Jung und Alt wie erhofft durchziehen», sagt Solenthaler, dem es am Herzen liegt, seine Leidenschaft für den Wintersport weiterzugeben. Besonders im Flachland und in den voralpinen Hügelregionen geht der Schneesport seiner Meinung nach immer mehr verloren. Die Schneesportschule Heiden solle daher eine ideale Einstiegsstelle zum Schneesport schaffen. Familien mit Kindern aus der weiteren Region würden so die Möglichkeit erhalten, in der Nähe ihres Wohnorts das Ski- und Snowboardfahren in sicherem Gelände durch ausgebildete Schneesportlehrer zu erlernen.Anfänger fühlen sich auf dem Bischofsberg besonders wohl, weil der Skihang überschaubar und ungefährlich ist. Pistenraser und steile Abhänge gibt es dort nicht. Eltern haben ihre Kinder dank grosser Panoramafenster und von der Terrasse der Skihütte aus stets im Blickfeld. Die Hütte selbst ist rollstuhlgängig, hat eine Spielecke und einen Wickeltisch.Der Ponylift, diesen hat Solen-thaler im Jahr 2002 in Zermatt gekauft, und die Infrastruktur der Skischule sind komplett auf- und abbaubar. Laut Johannes Solenthaler wird so auch im Winter eine sinnvolle Nutzung der Landwirtschaftszone erreicht. Ausserdem sei durch das Engagement im Winter eine intelligente Vermarktung der hofeigenen Produkte möglich, die auch im Skirestaurant verwendet werden.Sinnvolle Nutzung der LandwirtschaftszoneDurch die Schneesportschule Heiden und deren Gastronomiebetrieb wurden denn auch neue Arbeitsplätze geschaffen, die Bekanntheit von Heiden gefördert sowie etwas zur Wertschöpfung und somit zur wirtschaftlichen Vielfalt der Bergregion beigetragen. Der Landwirt darf nicht ohne Stolz feststellen: «Es ist ein erfolgreich funktionierendes, praktikables Projekt mit Modellcharakter zum Nachahmen entstanden.»Für einige Stunden den Krieg vergessenMit der vergangenen Saison hat die Schneesportschule Heiden die 20. Wintersaison hinter sich. «Es war nicht immer leicht und hat nur dank viel Durchsetzungskraft, Herzblut und Unterstützung der ganzen Familie Früchte getragen», sagt Solen-thaler. Zusammen mit etlichen Helfenden, der Unterstützung von Firmen, Institutionen und Privatpersonen sei es gelungen, den Betrieb in einer nicht schneesicheren Höhenlage erfolgreich zu etablieren.Gefeiert wird an der Snow-Party «20 Jahre Skischule Heiden» vom Samstag, 12. März, ab 20 Uhr, Türöffnung ist um 19 Uhr. Die Veranstaltung findet auf dem Hof der Familie Solen-thaler statt, da auf den Pisten kein Schnee mehr liegt. Mehr zum Programm gibt’s auf der Website www.sssheiden.ch. Ab dem Sefar-Werk 1 in Heiden, gegenüber der Talstation des Skilifts, fährt ein Shuttlebus.«Es ist mir nicht ganz leicht gefallen, dieses Fest zu organisieren, da gleichzeitig auch der Krieg in der Ukraine tobt. Trotzdem bin ich der Meinung, dass ein solcher Anlass den Menschen in der Region guttut, um für einige Stunden die nur schwer verdaulichen Berichte aus der Ukraine zu vergessen», sagt Johannes Solenthaler und fügt nachdenklich an: «Man muss sich warm anziehen, da es immer noch Winter ist.»

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