04.05.2020

Einkaufen im Dorf hilft am meisten

Der Gewerbe- und Industrieverein Oberriet will den von Corona gebremsten Wirtschaftskreislauf in der Gemeinde ankurbeln.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerDas Gewerbe trifft die Massnahmen zur Eindämmung der Coronapandemie hart. Die Zwangsschliessung bedroht die Existenz vieler Betriebe, besonders jene der kleinen und kleinsten. Das macht betroffen, weil man der Entwicklung doch recht hilflos gegenübersteht. Auch die Vorstandsmitglieder des Gewerbe- und Industrievereins Oberriet (Givo). Der Givo will deshalb die Mitgliedsbetriebe im Rahmen der Möglichkeiten des Vereins unterstützen.Am meisten helfen würde dem Gewerbe, wenn die Leute das lokale Gewerbe berücksichtigten, sobald die Geschäfte wieder öffnen dürfen, ist man im Givo-Vorstand überzeugt. Mit einer Gutscheinaktion möchte er deshalb das Einkaufen im eigenen Dorf fördern: Jeder erwachsene Einwohner in der Fünf-Dörfer- Gemeinde kann Gutscheine im Wert von 220 Franken kaufen, für die er aber nur 200 Franken bezahlen muss. Die 20 Franken Rabatt übernimmt der Gewerbe- und Industrieverein.Die Aktion soll schnell und breit wirkenDamit die Aktion zum einen schnell sowie breit wirkt und zum anderen die Finanzen des Vereins nicht in Schieflage bringt, ist die Aktion auf ein Gutscheinpaket pro Person limitiert – sich eine Küche oder ein Auto mit zehn Prozent Rabatt zu kaufen, wird also nicht möglich sein. Die Aktion ist zudem zeitlich bis 15. Mai beschränkt.Die Gutscheine sind zwar auch danach unbeschränkt gültig, können aber nur bis zu diesem Datum vergünstigt gekauft werden. Und dies anders als in normalen Zeiten nicht am Bankschalter, sondern nur via Einzahlung auf das Bankkonto des Gewerbe- und Industrievereins mit einem Vermerk zur Gutscheinaktion sowie dem eigenen Namen und der vollständigen Adresse in den Hinweiszeilen des Zahlungsauftrags. Die Gutscheine bekommt man dann in der Woche nach dem 15. Mai per Post zugeschickt.Der Gewerbe- und Industrieverein möchte seinen Mitgliedern ausserdem direkt helfen. Betrieben, die wegen Corona schliessen mussten, wird er auf Gesuch hin den Mitgliederbeitrag für dieses Jahr erlassen. Mitgliedern, die teilweise vom Lockdown betroffen sind, die ihren Betrieb aber in beschränktem Rahmen – beispielsweise mit Abholung verkaufter Waren durch die Kunden oder Heimlieferdienst – aufrechterhalten durften, wird die Hälfte des Mitgliederbeitrags erlassen, ebenfalls auf Gesuch hin.Immerhin eine Rechnung wenigerDie Mitgliedschaft des Gewerbe- und Industrievereins kostet zwar mit 100 Franken nicht die Welt. Hinzu kommt noch ein Beitrag an den kantonalen Gewerbeverband, der je nach Lohnsumme des Unternehmens 80 bis 240 Franken beträgt. Der Kantonalverband will dieses Jahr aber ebenfalls auf einen guten Teil des Jahresbeitrags verzichten. «Die Ersparnis macht also nicht sehr viel aus», ist sich Givo-Aktuar Patrick Quauka bewusst, «für einen Betrieb ohne oder mit nur wenig Umsatz ist es aber immerhin eine Rechnung weniger, die bezahlt werden muss – und das mag in der jetzigen Situation durchaus eine Erleichterung sein.»Finanziert werden die Gutscheinaktion und die Beitragserlasse zum einen aus einem Teil der letztjährigen Mitgliederbeiträge, die der Verein dieses Jahr nicht benötigt, weil mehrere Vereinsanlässe wegen Corona nicht stattfinden können, beispielsweise der Gwerbler-Grillhöck, der anfangs Juni auf Schloss Blatten vorgesehen gewesen wäre. Zum anderen wird der Vorstand einen Teil des Kapitals abschreiben, das er als Gegenwert für alle Gutscheine in seinen Büchern führt, die aktuell noch im Umlauf sind.Wie eine paritätische ZweitwährungGutscheine haben es an sich, dass ein Teil von ihnen in irgendwelchen Schubladen vergessen gehen und nie eingelöst werden, erklärt Patrick Quauka. Ein weiterer Teil bleibt in dauerndem Umlauf und muss deshalb vom Verein ebenfalls nicht ausbezahlt werden: Viele Gewerbler kaufen mit Gutscheinen, die sie selbst in Zahlung genommen haben, bei anderen Gewerblern ein und jene machen es wiederum so. Givo- Gutscheine sind in diesem Fall so etwas wie eine paritätische Zweitwährung.Je nachdem, wie viel Anklang die Gutscheinaktion findet, ermöglichet sie es dem Givo-Vorstand ausserdem, von den Coronamassnahmen besonders betroffene Betriebe auf Gesuch hin mit einer Direktauszahlung zu unterstützen. Auch hierbei wird es keine Summe sein, die für das Sein oder Nichtsein eines Betriebs ausschlaggebend sein wird. Es können aber einige hundert Franken sein, die einem Selbstständigen helfen können, über einen Engpass zu kommen, meint Patrick Quauka.Es versteht sich von selbst, dass der Vorstand nicht das ganze Guthaben des Vereins ausschütten kann, weil ja eben auch ein Teil für die Vergütung eingelöster Gutscheine zurückbehalten werden muss. In welchem Umfang der Vorstand helfen kann, legt er nach Rücksprache mit der Geschäftsprüfungskommission fest.Der Vorstand des Gewerbe- und Industrievereins geht davon aus, dass er auf rund 10000 Franken an Mitgliederbeiträgen verzichten und weitere 10000 Franken ausschütten wird. Und wenn 100 Erwachsene je ein Gutscheinpaket kaufen, verhilft dies dem lokalen Gewerbe zu 22000 Franken Umsatz – Folgekäufe nicht eingerechnet.Hinweis: Details zur Gutscheinaktion können einem Schreiben entnommen werden, das der Gewerbe- und Industrieverein in diesen Tagen in alle Haushalte in der Gemeinde Oberriet verteilen lässt. Die Informationen sowie eine Liste aller Mitglieder, bei denen die Gutscheine eingelöst werden können, findet man unter: www.givo.ch

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