27.03.2020

Einfacher miteinander kommunizieren können

Die Projektgruppe «Altstätten inklusiv» will möglichst vielen Menschen den Zugang zu öffentlichen und kulturellen Angeboten erleichtern.

Anfang Jahr wurde die Projektgruppe «Altstätten inklusiv» gegründet. In dieser sind die Stadt, die Schule, die Bibliothek Reburg und das Museum Prestegg sowie die Behinderteninstitution Rhyboot und die Fachstelle Integration vom Verein St. Galler Rheintal vertreten. Ebenfalls mit dabei ist Katharina Dellai-Schöbi, die Initiantin von «Altstätten inklusiv». Sie möchte mit ihrem Büro win – wortlosin tegriert.ch Kommunikationsbarrieren abbauen und so verschiedenen Interessengruppen mehr Teilhabe ermöglichen.Barrierefreie KommunikationIm Alltag begegnen uns überall schriftliche Informationen: in Zeitungen und Zeitschriften, auf Flyern, im Internet, auf Hinweistafeln oder auf Formularen. Doch rund 15% der Erwachsenen in der Schweiz haben Mühe, einfache Texte zu verstehen. Auch für Menschen mit Behinderung, Kinder im Vorschulalter, Menschen mit Demenz, Personen mit Migrationshintergrund oder Touristen ist geschriebener Text oft nur schwer oder gar nicht verständlich – sei es, weil ihnen die kognitiven Fähigkeiten fehlen, oder weil sie die deutsche Sprache (noch) nicht verstehen. Für viele von ihnen ist auch die Kommunikation mit Mitmenschen nur eingeschränkt oder gar nicht möglich. Barrierefreie Kommunikationsangebote wie Texte in «Leichter Sprache» oder Formen der Unterstützten Kommunikation, etwa die Kommunikation mit Hilfe von Symbolen, sind für diese Menschen ein Gewinn. «Altstätten inklusiv» möchte künftig mit solchen barrierefreien Angeboten möglichst vielen Interessengruppen die Teilhabe am öffentlichen und kulturellen Leben erleichtern.Kommunikationstafelnauf SpielplätzenIn einem ersten Schritt werden dazu auf den öffentlichen Spielplätzen der Stadt sowie auf den Schulhöfen von Kindergärten und Schulhäusern Kommunikationstafeln aufgestellt. Diese sind ein gemeinsames Projekt von win – wortlosintegriert.ch und dem Autismusverlag St. Gallen und wurden individuell an die jeweiligen Spielplätze angepasst. Durch das Zeigen auf die entsprechenden Symbole können sich nun Kinder mit Behinderung oder Migrationshintergrund mitteilen. Und indem auch die (deutsch) sprechenden Betreuungspersonen auf die Symbole zeigen, wird eine gegenseitige Verständigung möglich. Altstätten wird aber auch im kulturellen Bereich inklusiver: Das Museum Prestegg bietet seit einigen Monaten auf seiner Homepage die wichtigsten Informationen zum Museum in «Leichter Sprache» an. Für den Ausstellungsrundgang stehen den Besuchern ab dieser Saison zudem eine Ausstellungsbroschüre in «Leichter Sprache» sowie Kommunikationstafeln mit Symbolen zur Verfügung. Auch die Bibliothek Reburg hat schon Ideen für einen barrierefreien Zugang am neuen Standort. So soll auch das Angebot an Büchern in «Leichter Sprache» erweitert werden.Prüfergruppe vom RhybootDamit die Texte in «Leichter Sprache» auch tatsächlich verstanden werden, wird Katharina Dellai-Schöbi künftig mit einer Prüfergruppe vom Rhyboot zusammenarbeiten. Menschen mit Behinderung lesen die in «Leichte Sprache» übersetzten Texte und prüfen sie auf ihre Verständlichkeit.Dies ist ein Gewinn für beide Seiten: Einerseits wird so sichergestellt, dass die Texte tatsächlich verständlich sind, anderseits erfahren die Prüfer durch ihre Tätigkeit in einem weiteren Beschäftigungsbereich Selbstwirksamkeit und Eigenständigkeit.Ein einmaliges Projekt mit VorreiterrolleDie Stadt Altstätten nimmt mit dem Projekt «Altstätten inklusiv» eine Vorreiterrolle ein. Der Abbau von Kommunikationsbarrieren auf Gemeindeebene und unter Einbezug von kulturellen Anbietern sowie verschiedener Interessengruppen dürfte schweizweit einmalig sein. Noch steht das Projekt am Anfang. Ideen aber gibt es viele, um künftig allen Menschen in Altstätten die Teilhabe am öffentlichen und kulturellen Leben zu erleichtern. (pd)

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