27.08.2018

Einer, der immer den Ball will

Der FC St. Margrethen ist nach der 2:0-Führung gegen die Reserven von Linth 04 auf bestem Weg zum Sieg. Doch am Schluss heisst es 2:4. Auch Routinier Valdet Istrefi kann die Niederlage nicht verhindern.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannAu-Berneck, Widnau, Diepolds­au, Widnau, Brühl, Eschen-Mauren, Tuggen, St. Margrethen – das sind die Fussball-Stationen von Valdet Istrefi, dem 31-jährigen Stürmer des FC St. Margrethen. Der Sohn von mazedonischen Eltern kommt in Walenstadt zur Welt, wächst in Heerbrugg auf und besucht dort die Schule.In Au spielt er Fussball. Sein Talent bringt ihn vom Rheintal zum SC Brühl und mit diesem Team in die Challenge League. Später spielt er in der Promotion League und in der 1. Liga. Es ist der respektable Weg eines guten Fussballers.Nun ist er zurück im Rheintal. Doch es ist keine Heimkehr: «Ich wohne schon seit 15 Jahren in Diepoldsau», sagt er. Im Rheintal hat er, der ledig ist, seine Kollegen, gerade auch beim FC St. Margrethen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er seit Anfang dieses Jahres auf der Rheinau spielt.Mal links, mal rechts: Istrefi hat viel SpielraumWer Valdet Istrefi zuschaut, merkt sofort: Da spielt einer leidenschaftlich gern Fussball. Er ist nicht der Star mit einem Leistungsausweis aus früheren Zeiten, der sich nun in einer unteren Liga ein bisschen in Szene setzt.Nein, er spielt engagiert in der Offensive, mal auf der linken, mal auf der rechten Seite. Er hält seine Aussenposition strikt ein und hat darum recht viel Spielraum. Und sobald er mit einem Zuspiel rechnen kann, macht er sich bemerkbar: Er winkt, er ruft und er spurtet in den freien Raum.Die Nummer 19, das ist einer, der einfach immer den Ball will.Elegant, geschickt und kaum vom Ball zu trennenWenn er ein Zuspiel bekommt, dann sieht man seine Klasse sofort. Wie elegant er den Ball annimmt! Wie geschickt er sich mit Körpertäuschungen freie Bahn verschafft! Er ist nicht vom Ball zu trennen. Zur guten Technik kommt die Schnelligkeit. Er, der eher zu den Älteren auf dem Platz gehört, lässt seine Gegner mehrmals mit einem kurzen Antritt stehen.Istrefi kann also nicht gemeint sein, wenn St. Margrethens Präsident Natal Schnetzer im Matchprogramm schreibt: «Es verbleibt noch einiges an Arbeit für Trainer Leo Simonelli, bis die gut sichtbaren Bauchsilhouetten bei einzelnen Spielern kleiner werden.»Mit viel Übersicht die Vorlage zum 2:0 gegebenIn diesem Spiel beweist Istrefi immer wieder seine Übersicht. In der 38. Minute nimmt er auf der linken Seite ein weites Zuspiel perfekt an und spielt den Ball präzis zu Salvatore Forgia, der mühelos das 2:0 erzielt.St. Margrethen ist auf dem Weg zum Sieg. Der Anschlusstreffer der Gäste kurz vor der Pause scheint nur ein kleiner Betriebsunfall zu sein.Aber es kommt anders. Der Aufsteiger wird mutiger, St. Margrethen fällt auseinander, und am Schluss ist die Niederlage perfekt. Istrefi sagt: «Wir haben es in der ersten Halbzeit verpasst, das Spiel zu entscheiden. Chancen dazu hatten wir.»In der turbulenten Schlussphase geht es drunter und drüber. Zwei St. Margrether sehen die rote Karte.«Er ist sehr engagiert und verhält sich vorbildlich»In dieser Hektik behält Trainer Simonelli kühlen Kopf. Es sagt über Istrefi: «Er ist ein Supertyp, er ist sehr engagiert und verhält sich vorbildlich. Und er hat sehr, sehr viel Temperament.»Weil er genau dieses Temperament kennt, nimmt er seinen Stürmer, soeben wegen Reklamierens verwarnt, ein paar Minuten vor Schluss vom Platz.So trottet nun Valdet Istrefi Richtung Garderobe. Ein bisschen früher als seine Kameraden. Enttäuscht. Innerlich kochend. Und dennoch gibt er nach der Dusche besonnen Antwort. Über seine Fussballkarriere. Und über seinen Beruf. Er ist Geschäftsführer im Coop Pronto Shop in der Raststätte Heidiland in Maienfeld mit 14 Angestellten. Bei diesem Thema ist der Fussball-Frust (fast) vergessen: «Morgen muss ich die Löhne machen.»

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