24.06.2019

Einer, der den Fussball kennt

Der FC Widnau verliert gegen den FC Muri 0:3 und scheidet aus dem Cup aus. FCW-Präsident Kuno Jocham weiss, dass sein Team eine grosse Chance verpasst hat: «Der guten Saison fehlt jetzt die Krönung.»

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Der Präsident wirkt nach der Niederlage gefasst. Da geht keine Welt unter. Schliesslich ist er nicht nur für die erste Mannschaft verantwortlich, sondern für den ganzen grossen FC Widnau. Vor dem Cupspiel steht er ausnahmsweise kurz im Rampenlicht. Er verabschiedet auf dem Platz Personen, die die erste Mannschaft verlassen.Dann zieht er sich wieder zurück und sieht, wie sein Team sich zwar gute Chancen erarbeitet, aber keine einzige verwertet. Dem Team fehlt ein «Knipser», einer, der am richtigen Ort steht, so wie Jasmin Abdoski in der Aufstiegssaison. Aber den hat der Präsident vor dem Spiel gerade verabschiedet.Ein Leben lang beim FC WidnauKuno Jocham ist ein Ur-Wid­nauer. Mit zwölf Jahren beginnt er bei den D-Junioren. Dann gehört er viele Jahre zur zweiten Mannschaft, wo er auch Trainer ist. «Wir haben Aufstiege gefeiert und Abstiege verkraftet», erinnert er sich gern, «wir waren gute Kollegen, eine Einheit.» Er spielt am liebsten auf der rechten Sei­-te in der Defensive. «Aber immer mit Offensivdrang», fügt er schmunzelnd an. Gelegentlich kommt er auch im «Eins» zum Zug, in der 2. Liga und Anfang der Achtzigerjahre sogar in der 1. Liga. «Aber dort habe ich es nicht zum Stammspieler gebracht», fügt er bei, «dazu haben meine fussballerischen Fähigkeiten nicht gereicht.»Kuno Jocham war also Spieler und Trainer, und eine Weile sogar Schiedsrichter. Damit darf man behaupten: Er kennt den Fussball aus allen Perspektiven. Jetzt ist er seit drei Jahren FCW-Präsident. Da hat er eine klare Linie. «Der Mensch steht im Mittelpunkt», sagt er überzeugt, und fügt an, dass sein Stil respektvoll sei, dass er auch andere Ansichten anhöre und dass er nicht mit dem Hammer dreinfahre.«Ich fälle Entscheide, ganz im Dienst der Sache.» Man glaubt ihm, dass Dölf Ogis Leitspruch auch seiner ist: «Man muss Menschen mögen.»«Mit unsern Mitteln» interregional bleibenRespekt und Leidenschaft stehen für den Präsidenten zuoberst. Im Nachwuchsbereich will er mit engagierten Trainern den Jungen gute Grundlagen und Spass am Spiel vermitteln. Die dritte Mannschaft spielt aus Freude am Spielen, in der zweiten möchte er den Fussballern die Möglichkeit geben, sich zu entwickeln und für die erste Mannschaft zu empfehlen, «und im Eins», sagt er klar, «wollen wir uns in der 2. Liga interregional etablieren. Mit unseren Mitteln.» Der letzte Satz ist der wichtigste: Keine finanziellen Abenteuer!Kuno Jocham lebt mit seiner Partnerin Susi in Altstätten und arbeitet dort als Betriebsleiter bei der Firma Hänel, Büro- und Lagersysteme, in der 44 Personen angestellt sind. Der Hauptsitz der Firma ist in Deutschland. Die Firma baut zum Beispiel Lifte für Hochregallager.Der Präsident strahlt eine Zuversicht ausBeruflich hat er es mit Liften zu tun, im Sport lieber nicht. Liftmannschaften nennt man Teams, die aufsteigen und nach kurzer Zeit wieder absteigen müssen. Der Präsident ist überzeugt, dass sein Team keine Liftmannschaft wird. «Natürlich ist uns bewusst, dass die zweite Saison schwierig wird», sagt er, aber er ist zuversichtlich. Seine Gründe: «Wir haben eine willige Mannschaft. Die jungen Spieler sind gereift.» Und er fügt an: «Wir möchten mit möglichst vielen eigenen Spielern und Talenten aus der Region schönen und erfolgreichen Fussball spielen.»Zurück zur Firma Hänel. Da hat ein gewisser Adis Hujdur die Lehre als Produktionsmechaniker gemacht. Er arbeitet heute noch im Betrieb. Sein Hobby ist Fussball. Bei Eschen-Mauren in der ersten Liga hat er gespielt, jetzt ist er beim FC Altstätten. Er ist ein «Knipser». Ob der Betriebsleiter seinen Angestellten nicht zum FC Widnau bringen könnte? «Gespräche haben stattgefunden», sagt Jocham, «aber sein Fussballerherz schlägt in Altstätten. Und das ist gut so.»

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