15.05.2020

Eine verrückte Welt

Ein Beitrag aus christlicher Sicht: Preeti und Ranjeet (ihre Namen sind geändert) hausen mit ihren fünf Kindern in der Strohhütte am Ganges in Madhopur. Mitten in einem Gemüsefeld.

Von Philipp Hautle
aktualisiert am 03.11.2022
Einen Teil ihrer Tomaten und des Blumenkohls konnte Preeti bis anhin auf dem Markt gegen Reis eintauschen. Ihre Kinder betteln bei den Pilgern am Gangesufer. Ranjeet ist Tagelöhner in der Stadt – momentan arbeitslos wegen der Ausgangssperre in ganz Indien. Eine verrückte Welt! Ob die Familie die Pandemie überlebt?Auch die Schweiz ist verrückt.Geschlossene Grenzen, zu Hause bleiben und Abstand halten. Die Auswirkungen sind unerwartet und unglaublich. Unser Kanton meldet 5500 Betriebe mit Kurzarbeit; das garantiert im Moment wenigstens einen Lohn von 80 Prozent.Die Arbeitslosenzahl im Kanton ist auf einen Wert von über 12000 gestiegen. Unsere Landesregierung sprach Garantien in Milliardenhöhe. Werden daraus tödliche Schuldenberge? Organisationen und Verbände bemühen sich, an die versprochenen Gelder zu kommen und den Schaden klein zu halten. Und noch verschonen die Pensionskassen uns Rentner vor einer Rentenkürzung. Wie lange können sie das? Eine verrückte Schweiz!Wie geht es weiter? Was kommt auf uns zu? Wird die Krise in einigen Wochen, vielleicht Monaten überstanden sein? Was wird aus unserer globalisierten Wirtschaft? Wir sind weltweit auf Gedeih und Verderben voneinander abhängig geworden. In der Schweiz geht es vielen von uns noch gut; doch die Zahl derer, die fürchten, brotlos und abgehängt zu werden, wächst.«Ein Ruck muss durch unser Land gehen!», sagte unsere Frau Bundespräsidentin. Der Ruck ist spürbar. Wohl in den allermeisten von uns. In dieser verrückten Welt frage ich mich: Darf und will ich behalten, was ich erarbeitet und erworben habe, und was mir täglich unverdient geschenkt wird?Bin ich bereit, freiwillig häppchenweise wenigstens zu verzichten und mit denen zu teilen, die nichts mehr haben als das nackte Leben? Unsere Zukunft braucht verrückte Ideen. Verrückte Leute.Übrigens: Vor einer Woche haben Preetis und Ranjeets Familie von einer privaten Organisation eine Monatsration Lebensmittel erhalten.Philipp HautleRebstein

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