Andrea C. PlüssSieben Bisherige und vier Neue hatte die FDP-Ortspartei Ende Juni an ihrer Infoveranstaltung für die kommunalen Erneuerungswahlen präsentiert.FDP-Mitglied Anna Sanseverino gehörte nicht dazu. Die Schulrätin der Primarschule Balgach hatte im Frühsommer ihren Rücktritt aus dem Schulrat angekündigt, um dann, zwei Tage vor Ablauf der Frist, ihre Kandidatur für das Schulpräsidium bekannt zu geben. Und dies, ohne ihre Partei vorher darüber in Kenntnis zu setzen. Die hatte inzwischen die amtierende Schulpräsidentin, die parteilose, aber der FDP nahestehende Gaby Eigenmann nominiert. Das Vorgehen sei nicht korrekt gegenüber der FDP-Ortspartei gewesen, stellt Interimspräsident Märk Nüesch fest. Vor dem Ortsvorstand der FDP habe Anna Sanseverino Rede und Antwort stehen müssen. Sanseverino hätte Vorrang gehabtDie FDP Balgach hat bei den kommunalen Erneuerungswahlen vom 27. September Grosses vor. Mit Reto Schmidheiny will die Partei das Gemeindepräsidium erobern. Ein Vorfall wie der gerade beschriebene kommt da ungelegen. Hätte Anna Sanseverino ihr Interesse an einer Kandidatur rechtzeitig offengelegt, hätte die 51-Jährige «Vorrang» gehabt, sagt Märk Nüesch. Eine Nachnomination jedoch habe der FDP-Vorstand nicht in Erwägung gezogen. Von einem möglichen Parteiausschluss sah der Vorstand ab, nicht zuletzt, weil Anna Sanseverino über viele Jahre sehr aktiv für die FDP Balgach im Einsatz gewesen sei, so Nüesch. Stört so eine Situation nicht den Wahlkampf? Man habe diese Störung nicht gesucht, wo-bei das Hauptaugenmerk der FDP Balgach auf dem Gewinn des Gemeindepräsidiums liege, stellt Märk Nüesch fest. Von wem darf sich Anna Sanseverino Unterstützung erhoffen, wenn nicht von der eigenen Partei? Märk Nüesch spekuliert da auf eine «schulnahe Gruppierung». Mit dem Schulpräsidium geliebäugeltDie Kandidatin selbst setzt auf Mund-zu-Mund-Propaganda und zählt auf Bekannte, Freunde und Leute aus dem Dorf, «die mich und meine Arbeit kennen». Dazu ge-hört auch Philipp Buschor. Buschor ist Primarschulrat in Balgach, kandidiert für die nächste Legislatur und ist Mitglied der CVP Balgach. Auch die Fami-lie trage natürlich die Kandidatur mit, sagt die Spätentschlossene. Von anderen Ortsparteien sei ihr bislang keine Unterstützung zugesagt worden. Allerdings habe Sanseverino die «Ortsparteien auch nicht explizit angefragt». Sie sagt: «Zum heutigen Zeitpunkt kandidiere ich für die Gemeinde Balgach, für die Primarschule und mich selbst», so die 51-Jährige. Mit dem Schulpräsidium habe sie «schon länger geliebäugelt», der «Entscheid musste allerdings reifen». Eine weitere Legislatur im Schulrat jedoch sei nach acht Jahren nicht mehr in Frage gekommen. «Ich werde mich nicht entschuldigen für meinen Entscheid, den ich kurz vor Fristende getroffen habe», sagt Sanseverino. Im Sinne der Werte stehe sie noch zur FDP. Ein Parteiaustritt sei kein Thema, über das sie nachgedacht habe. Spekulationen, inwieweit die Umstände ihrer Kandidatur den Wahlkampf der FDP-Ortspartei beeinflussen könnten, möchte Anna Sanseverino nicht betreiben. Für sie stehe «das Wohl der Kinder unserer Schule im Vordergrund».Die Schulpräsidentin Gaby Eigenmann hatte erst über die Schulverwaltung von der Kandidatur Sanseverinos erfahren, nachdem diese, wie bereits erwähnt, im Sommer ihren Rücktritt aus dem Schulrat avisiert habe. In Mutmassungen, welche Gründe ihre Herausforderin zur Kandidatur bewegt haben könnten, möchte sich Gaby Eigenmann nicht ergehen. Ob sie sich Unzufriedenheit mit ihrer Amtsführung vorstellen könne? Bei ihrer Arbeit stünden die Sache und die Themen der Schule im Vordergrund. Während der Homeschooling-Phase im Frühjahr habe sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit untereinander «organisatorisch anspruchsvoll» sei. Gewisse Reibungspunkte seien da «ans Licht gekommen». Gaby Eigenmann sieht in diesem Umstand auch Chancen für die weitere Entwicklung. Der Unterstützung der FDP-Ortspartei ist sie sich sicher: «Ich habe das Vertrauen der FDP, das hat mir der Vorstand nochmals bestätigt», sagt Gaby Eigenmann. Dass sie sich nun einer Kampfwahl stellen müsse, gehöre zum demokratischen Prozess.