23.09.2018

Eine starke Stimme auf der Kulturbrücke

Eliane Müller singt sich in die Herzen der Kulturbrugg-Konzertbesucher: Ihre Musik ist weniger die, die man sich anhört, um aus sich herauszugehen und dazu abzutanzen, sondern vielmehr eine, zu der man in sich geht, um sie zu geniessen und zu entspannen.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max Tinner«Wau, ä Ständing Oväischen bevor mer fertig sind!» Eliane Müller war gerührt ob der Reaktion des Publikums im Kinotheater Madlen auf ihre Lieder. Am Vorabend war die Luzernerin mit ihrer Band noch in einer Zelthalle vor über 3500 Zuhörern auf­getreten. Am Samstag im «Madlen» waren es nur gut 100, die sich zudem nicht vor der Bühne drängten, sondern zurückgelehnt in den bequemen Kinofauteuils die Musik auf sich wirken liessen – und im zweiten Teil des Konzerts dann eben doch nicht mehr sitzen bleiben mochten.Kuscheln mit den KünstlernEliane Müller versicherte ihrem Publikum auch, dass dieser Auftritt sie selbst mehr berühre als jener am Vorabend vor dem viel grösseren Publikum. «Ich fühle mich euch so nah», meinte sie, «ich habe auf dieser Bühne den Eindruck, dass ich jedem von euch direkt in die Augen sehe – es ist hier fast schon kuschelig.»Elianes Musik ist allerdings weniger die, die man sich anhört, um aus sich herauszugehen und dazu abzutanzen, sondern vielmehr eine, zu der man in sich geht, die man geniesst und zu der man sich entspannt. Das Konzert hörte sich an wie der Soundtrack zu einer ganz grossen Hollywood-Romanze. In den Liedern klang teils viel Dramatik mit; sie hörten sich ge­hörig bedeutungsschwanger an. Dazu trug nicht zuletzt die Instrumentierung bei: Nebst mit Gitarre, Bass, Schlagzeug und Keyboard wurden die Songs auch mit Klavier, Violine und Cello begleitet. Vor allem aber wirkten die Lieder dank der starken Stimme Eliane Müllers.Sie hat es auch Pascal Zäch angetan, dem Inhaber des Kinotheaters Madlen und Veranstalter des Kulturbrugg-Festivals. Als er sie vor ein paar Jahren erstmals hörte, habe er sich gesagt: «Diese Stimme will ich einmal bei mir auf der Bühne haben», erzählt er. Für dieses zweite Kulturbrugg-Festival hat es nun also geklappt.Während der zehn Veranstaltungstage bot dieses eine ungeheure Bandbreite an Eindrücken. Nicht alles stiess auf gleich viel Resonanz. Während der Comedyabend mit Oropax bis auf wenige Plätze ausverkauft war, zog beispielsweise die Opernmatinee gestern zum Abschluss ein wesentlich kleineres Publikum an. Pascal Zäch nimmt dies bewusst in Kauf: «Selbst wenn zu einem solchen Anlass nur 30 Leute kommen, heisst das nicht, dass ich ein anderes Jahr darauf verzichten werde», sagt er.Die kulturelle Vielfalt liege ihm am Herzen, betont Zäch. Er sieht sich als Kulturvermittler: Wenn es gelinge, auch nur ein paar Zuschauer für eine Kunstrichtung zu begeistern, die sie zuvor mieden, sei dies für die Kulturbrugg ein Erfolg. «Wir wollen darum auch künftig so vielseitig bleiben und nicht nur auf die Zahlen schauen», verspricht Pascal Zäch.Besucher aus Wien und MünchenDass er mit dieser Strategie so falsch nicht liegt, zeigen ihm Besucher, die dieses Jahr selbst aus Zürich, aus der Steiermark, aus Wien und aus München nach Heerbrugg gekommen sind. Zächs Ziel ist es nun, für 2019 und 2020 noch einige weitere Rheintalerinnen und Rheintaler auf die Kulturbrücke im Kinotheater Madlen zu bekommen.

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