10.09.2020

Eine starke Athletin tritt ab

An den Schweizer Meisterschaften der Elite wird Lea Herrsche ihre letzte Meisterschaft bestreiten. Sie tritt heute Freitagabend um 18.55 Uhr im Kugelstossen an. Eine grosse und erfolgreiche Leichtathletikkarriere geht zu Ende.

Von Michele Bellino
aktualisiert am 03.11.2022
Für den Saisonhöhepunkt der Leichtathleten ist alles angerichtet. Für die Rheintaler Sportlerin des Jahres (2012 und 2018) ist der heutige Freitag ein besonderes Datum. Die bald 27-jährige Lea Herrsche bestreitet ihre letzte Schweizermeisterschaft. Dies in ihrer Paradedisziplin, dem Kugelstossen. Auf der Schützenmatte in Basel tritt eine 21-fache nationale Medaillengewinnerin ab.Für Lea Herrsche ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören. Sie ist froh, an der letzten Meisterschaft nochmals die Möglichkeit zu haben, eine Medaille zu gewinnen. Lea Herrsche will in Topform und gesund aufhören können, auch wenn sie merkt, dass ihre grosse Fähigkeit, die «Schnelligkeit», schon etwas nachgelassen hat. Sie freut sich auf die Zeit ohne Trainings und die vielen freien Wochenenden, die sie mit ihrer Familie verbringen kann.Erste Schritte machte Herrsche am BerglilaufAm Montlinger Berglilauf nahm Lea Herrsches Karriere ihren Anfang. Vor 22 Jahren nahm sie dann in Kriessern an ihrem ersten Jugitag teil. Begleitet und betreut wurde sie von ihrem ebenfalls sportlich erfolgreichen Vater Lothar Herrsche, ein früherer Spitzenschwinger. Er wird bei ihrem letzten Wettkampf an ihrer Seite stehen und sie wieder betreuen.Schon früh zeigte Herrsche ihr vielseitiges Talent, als es galt, Sprint, Sprung und Wurf in einem Dreikampf zu absolvieren. Einer der ersten Siege feierte die Montlingerin im August 2004 beim Athletic Cup in Teufen. Den Dreikampf gewann sie für den KTV Oberriet vor ihren langjährigen Wegbegleiterinnen Nina Graf und Dominique Good, heute Ammann.Die Jugendjahre waren geprägt von grossem Lerneifer. Sie trainierte begeistert und leidenschaftlich und investierte viel Zeit in ihr Hobby. Für die erste von 21 nationalen Medaillen musste sie sich aber gedulden. Im Februar 2011 gewann sie in Magglingen mit 11,22 m im Kugelstossen Bronze. Ein Jahr später wurde sie erstmals Schweizermeisterin. Fast auf den Tag genau vor acht Jahren gewann sie in Basel Gold bei den Juniorinnen. Erstmals konnte sie ihre grosse Nachwuchs-Widersacherin, Tanja Mayer aus Amriswil, bezwingen.In den letzten neun Jahren wurde Lea Herrsche sechsmal Schweizermeisterin, gewann fünf Silber- und sieben Bronzemedaillen. Hinzu kommen drei Meistertitel im Steinstossen.Die grössten Erfolge feierte sie im Jahr 2015Ihre grössten Erfolge feierte sie vor fünf Jahren, als sie erstmals einen Elitetitel holte. Die heimatverbundene Kugelstösserin gewann in St. Gallen den Hallentitel mit genau 14 Metern. Im gleichen Jahr war die Basler Schützenmatte wieder ein Erfolgsort: Sie gewann den U23-Titel im Kugelstossen und Bronze in einer weiteren Lieblingsdisziplin, dem Weitsprung.Es war das Jahr, in dem sie zum fünften Mal hintereinander den Gesa-Cup gewann und ihre Bestweite von 14,62 m erzielte. Gern wäre sie 2020 wieder vor Heimpublikum angetreten, um den zehnten Sieg anzustreben. So wäre sie die dritterfolgreichste Athletin aller Gesa-Cup-Zeiten geworden. Die vielseitige Athletin bescherte dem KTV Altstätten dort stets viele Punkte. Mit ihr gewann der KTVA 2011, 2015 und 2019 den regionalen Mannschaftswettkampf. Vielfältigkeit zeigte sie auch mit Bronze an den Hallen-Mehrkampfmeisterschaften 2017 in Magglingen.Ein besonderes Stadion hatte sie für den ersten Freilufttitel ausgesucht. Am 21. Juli 2017 feierte sie diesen im weltberühmten Zürcher Letzigrund. Sie, die immer wieder bei Weltklasse Zürich der Weltspitze zuschauen ging, feierte in diesem grossartigen Stadion. Ein Jahr später wiederholte sie dies in Zofingen. 2014, 2015 und 2018 war Lea Herrsche die beste Kugelstösserin der Schweiz. Dies brachte ihr drei Teilnahmen an Team-Europameisterschaften ein. Den Schweizer Dress trug sie 2014 erstmals in Riga. Ein Jahr später holte sie wertvolle Teampunkte in Heraklion. Bei ihrer letzten Teilnahme, 2017, war sie Teil des Aufstiegsteams, als die Schweizer Nati in Vaasa (Finnland) in die höchste Liga mit zwölf Topnationen aufstieg.Abstecher zum Bobfahren und dem Steinstossen2015 und 2016 setzte sie sich im Winter neue Ziele. Sie versuchte sich als Anschieberin bei einem Bobteam und feierte in der jungen Sportart Frauenbobfahren schöne Erfolge. Danach fand sie mit dem Steinstossen eine neue Leidenschaft. Bei der ersten Wettkampfteilnahme gewann sie 2018 auf Anhieb die Goldmedaille mit dem sechs Kilo schweren Stein. Letztes Jahr holte sie sogar beide Titel (auch 12,5 kg). 2020 kann sie ihren Titel nicht verteidigen. Dafür versucht sie im Kugelstossen, die Bronzemedaille von 2019 wieder zu gewinnen.Heute steht sie zum letzten Mal an Schweizermeisterschaften im Ring an. Einige Wegbegleiter werden sie live unterstützen, einige fiebern von zu Hause mit. Durch ihre feine und sehr aufmerksame Art war sie bei allen eine sehr gern gesehene Athletin. So erhielt sie immer wieder die Möglichkeit, von den besten Trainern in der Schweiz zu lernen und von vielen Gegnerinnen geschätzt zu werden.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.