06.09.2019

Eine Solofahrt als Teamarbeit

Ultracycling. Der 38-jährige Alexander Lepuschitz aus Rebstein hat die Tortour als Einzelfahrer absolviert.

Die Tortour ist das härteste Radrennen der Schweiz. Rund ums Land – Start und Ziel in Schaffhausen – legen die Radsportler über 1000 Kilometer und rund 14000 Höhenmeter zurück. Man kann sich die Tortur in verschiedenen Varianten antun. Der Vorarlberger Alex Lepuschitz, der seit zwölf Jah-ren in Rebstein wohnt, war vor einem Jahr in einem Zweier-Team unterwegs. Dieses Jahr verdoppelte er den Einsatz: Er startete in der Kategorie Solo.Ist die Tortour eine Tortur, einfach weiterfahrenSolo sind die Athleten nur auf dem Rennrad. Dahinter steckt Teamarbeit: «Ohne meine zwei Helfer und meine Helferin würde ich immer noch zu Hause auf der Couch sitzen – und versuchen, mir ein Bild davon zu machen, wie es wohl wäre.»Armando Heinle, Angelika Kaufmann und Kilian Moll heissen die dienstbaren Geister, ohne die Lepuschitz die Tortour kaum in Angriff und ganz sicher nicht beendet hätte. «Schon bei der Planung waren die drei wichtig», sagt der Ultracycler. Er sei mit ihnen befreundet: «Dass sie mich schon vorher gut kannten, war hilfreich.» Denn die Tortour war für Lepuschitz zeitweise tatsächlich eine Tortur. Er ging durch Tiefs, in denen er alles in Frage stellte. Ein falsches Wort in diesem Zustand – und das ganze Unternehmen ist gefährdet: «Sie wussten, dass sie mich in einer solchen Phase besser allein lassen.» «Einfach weiterfahren», war Lepuschitzs simples Rezept. So kam er über den Klausen- und Sustenpass, bewältigte weitere schweisstreibende Höhenmeter und kam nach gut 47 Stunden Fahrzeit im Ziel an. Die Tortour ist ein Non-Stop-Rennen – das heisst: Es gibt keine Ruhezeit. Zwei volle Tage nicht zu schlafen, ist für Körper und Kopf eine übermenschliche Belastung. Auch damit musste Lepuschitz klarkommen, seine Ruhezeit beschränkte sich auf einen «zehnminütigen Power-Nap».Lepuschitzs Durchschnittsgeschwindigkeit für die gesamte Strecke lag bei 21,1 km/h. Die grosse Leidenschaft des ledigen Versicherungsfachmanns ist das Wandern. Er schätzt das Naturerlebnis, allerdings waren Lepuschitzs Touren schon vor seiner Ultracycling-Zeit ambitioniert: «Einmal ging ich von zu Hause los und wanderte während vier Wochen von Gipfel zu Gipfel und von Hütte zu Hütte.» Mit regelmässigem Radfahren begann er erst Ende 2016. Mit Trainingspartner Daniel Schmidheiny – «von seiner Erfahrung profitiere ich enorm» – machte er sich fit fürs Ultracycling.Den Einsatz nochmals verdoppeln2018 bestritt Lepuschitz die Tortour noch in einem Zweierteam (mit Daniel Rombach), 2019 nahm er sie allein unter die Räder. Für 2020 möchte er seinen Einsatz nochmals verdoppeln: Das Ziel ist das Race Around Austria mit 2200 Kilometern und 30000 Höhenmetern. Lepuschitz bleibt dem Ultracycling verbunden, obschon ihm etwas fehlt, das er beim Wandern schätzte: «Es ist kaum möglich, die Natur zu geniessen.» Er erlebte während der Tortour in guten Momenten «zwar unbeschreiblich schöne Naturspektakel, aber es waren so viele Ein-drücke, dass ich sie nicht einordnen kann.» (pd)

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