02.11.2020

Eine Session zum Jubiläum

Vor genau 700 Jahren, im Jahre 1320, wurde der Weiler Walzenhausen erstmals urkundlich erwähnt. Jetzt fand eine Session des Kantonsrats dort statt.

Von Isabelle Kürsteiner
aktualisiert am 03.11.2022
Damals gehörte der Ort am Unteren Hirschberg noch zum Hof Höchst-St.-Margrethen. Somit tagte der 65-köpfige Kantonsrat von Appenzell Ausserrhoden am Montag, 2. November, zu einem Jubiläum hoch über dem Bodensee.Die Session fand unter strengen Covid-19-Auflagen in der Mehrzweckanlage Walzenhausen statt. Nur die jeweils Sprechenden durften für die Sprechzeit an einem der zwei Pulte die Maske entfernen. Kantonsrat Michael Litscher begrüsste in seiner Funktion als Gemeindepräsident von Walzenhausen die anwesenden Kantonsrätinnen und Kantonsräte, den Regierungsrat in corpore sowie Presse und Gäste. Eröffnet und geleitet wurde die Sitzung hoch über dem Bodensee durch Kantonsratspräsidentin Margrit Müller aus Hundwil. Anwesend war auch der zweite Kantonsrat Walzenhausens, Peter Gut. Er war im Amtsjahr 2016/17 nach Ehrenbürger Ulrich Jüstrich (Präsidium im Amtsjahr 1958 – 60) erst der zweite Kantonsratspräsident aus der Vorderländer Gastgebergemeinde. 26 Jahre sind vergangen, seit ein Walzenhauser zuletzt Mitglied der Ausserrhoder Regierung war. Hansueli Hohl schaffte im Jahr 1980 den Sprung in die Exekutive des Kantons. Er amtete bis 1994 als Finanz- und Steuerdirektor und in dieser Funktion von 1987 bis 1990 sowie von 1993 bis 1994 als Ausserrhoder Landammann. In den Jahren 1932 bis 1943 stellte Walzenhausen gar zwei Regierungsräte gleichzeitig: Konrad Keller vom Güetli (1919 – 1943) und Peter Flisch vom Wachthügel (1932 – 1952).Sozialdemokrat aus GraubündenAusserdem gehörte Flisch von 1932 bis 1955 dem Nationalrat an. Vor seiner Wahl in den Regierungs- und Nationalrat arbeitete der aus Graubünden stammende Peter Flisch ab 1908 als Lehrer in der Gemeinde.Als führender Politiker der Arbeiterbewegung Ausserrhodens gründete er 1917 ausserdem die SP-Ortssektion und 1919 das kantonale Gewerkschaftskartell. Nach dem Beitritt der kantonalen SP zur Schweizerischen Partei der Arbeit im Jahr 1944 baute Flisch eine neue Sozialpolitische Partei Appenzell Ausserrhoden auf.Konrad Keller-Künzler war ein Sohn des Einheimischen Jakob Keller, Rideauxfabrikant und Gemeindehauptmann, und der Karolina Krüsi. Im Jahr 1899 heiratete er Amalia Annette Künzler, Tochter des Fabrikanten Johann Jakob Künzler. Keller arbeitete selbst auch als Rideauxfabrikant und Landwirt. Er verpachtete 1919 sein Gut im Güetli und verkaufte in den 1920er-Jahren das Rideauxgeschäft.Von 1910 bis 1919 amtierte er als Gemeindehauptmann und von 1911 bis 1919 als Kantonsrat. Dann erfolgte die Wahl in den Regierungsrat, dem er bis 1943 angehörte. In dieser Funktion stand er zuerst der Gemeindedirektion, dann der Volkswirtschaftsdirektion vor. Von 1911 bis 1952 war er Kassier der Gemeinde-Ersparniskasse Walzenhausen.Reduktion der Anzahl GemeinderäteGenau vor 75 Jahren und damit in der Amtszeit von Regierungsrat Peter Flisch verlangte die Jungliberale Bewegung eine Reduktion der Zahl der Gemeinderäte in Walzenhausen von elf auf neun. Die Initiative wurde im September trotz ablehnender Empfehlung des Rats vom Volk mit 303 Ja- gegen 245 Nein-Stimmen angenommen. Am 23. Mai 1946 fand dann die erste Ratssitzung mit nur noch neun Mitgliedern statt.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.