08.09.2018

Eine Schule für Strassenkinder

Isabella Künzler wanderte 2010 nach Peru aus. Einerseits wegen der Liebe, andererseits, um den Strassenkindern von Cusco zu helfen. Gemeinsam mit ihrem peruanischen Mann möchte sie eine Schule aufbauen.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Benjamin SchmidChani Qhorimallki, der Mann von Isabella Künzler, lebte einst selbst einige Zeit auf der Strasse. Um anderen Kindern dieses Leid zu ersparen, hat er es sich zu seiner Aufgabe gemacht, sich um Strassenkinder zu kümmern und ihnen Perspektiven zu verschaffen. «Seit vielen Jahren nimmt er sozial benachteiligte Kinder bei sich auf oder bezahlt für sie das Schulgeld», sagt die 60-Jährige. Dadurch ermöglicht er ihnen eine Ausbildung.60 Kinder in der ObhutChani Qhorimallki hat 2005 auf knapp 5000 Metern über Meer eine Schule gegründet. Wegen Nahrungs- und Wassermangels wurden die Siedlung und die Schule aufgegeben und die Menschen zogen in tiefer gelegene Orte. Qhorimallki wollte den Kindern und Jugendlichen weiterhin eine Schulausbildung ermöglichen und begann 2010 nach einem geeigneten Grundstück zu suchen, auf dem er eine eigene Schule bauen möchte. «Der 49- Jährige ist Sprachlehrer, aber auch Touristenführer von Beruf», sagt Isabella Künzler und ergänzt: «Das Geld, das er damit verdient, gibt er grösstenteils für die Kinder aus. Er bezahlt Nahrungs­mittel, Kleider, Arztkosten, eine Unterkunft, das Schulgeld und Schulmaterial.» Er hat mittlerweile 60 Kinder in seiner Obhut – ein Teil nächtigt in der Schule und einen weiteren Teil der Kinder hat er in einem alten Haus am Stadtrand von Cusco untergebracht. Das Ehepaar steht aktuell in Verhandlungen mit Grundstückbesitzern. «Aufgrund unerwarteter Todesfälle in der Besitzerfamilie konnte der Handel bis­- lang nicht abgewickelt werden», sagt die ehemalige Widnauerin. Schlimmer noch – anstatt wie vereinbart, die Hälfte der Kosten in Raten zu bezahlen, muss neuerdings der Gesamtbetrag vorfinanziert werden. Isabella Künzler und Chani Qhorimallki fehlt Geld – rund 20000 Franken. Während Qhorimallki durch seine Touristenführungen etwas verdient, kann Isabella Künzler nur sporadisch arbeiten und dementsprechend nur wenig beitragen. Das Ehepaar würde gerne eine Schule mit dazugehörigem Wohnheim für mindestens 60 Kinder bauen. «Sobald wir das Grundstück haben, können wir mit den Bauarbeiten beginnen», sagt die Auswanderin. Das Gebäude soll aus Erdziegeln gebaut werden. Dadurch sind weder Architekten noch Bauherren nötig. «Uns geht es nicht darum, einen Luxustempel zu errichten. Wir möchten einen zweckdienlichen, kostengünstigen Bau, wo die Kinder nicht nur zur Schule gehen können, sondern auch ein Dach über dem Kopf sowie Essen und Trinken bekommen», erklärt Isabella Künzler ihr Projekt. Mit umgerechnet 500 bis 600 Dollar pro Monat könnten Künzler und Qhorimallki entschieden mehr bewirken, als bisher möglich ist. «Wir sind für jede Spende dankbar», sagt die gelernte Pharmaassistentin. Um die laufenden Kosten zu decken, ist Künzler den dritten Sommer für zwei Monate ins Rheintal zurückgekehrt und hat bei SFS intec als Ferienaushilfe gearbeitet. «Das ist nur ein Tropfen auf den heissen Stein», sagt sie und ergänzt: «Wegen der hohen laufenden Kosten können wir kaum etwas für das Projekt auf die Seite legen.» Die beiden rechnen mit Gesamtkosten von rund 60000 Franken. Bewilligungen sind vorhandenDie Armut in Peru sei überall sicht- und spürbar. Die von der Regierung eingeleiteten Massnahmen tragen kaum Früchte, vor allem aber zielen sie an den Ärmsten der Armen vorbei. Um­so wichtiger sei es, den Strassenkindern ein Zugehörigkeitsgefühl zu vermitteln. «Sie brauchen Schutz und die Sicherheit einer Familie», sagt Isabella Künzler. Die nötigen Bewilligungen für die Schule und das Wohnheim sind eingeholt. Sobald das Geld für den Bau vorhanden ist, starten die Arbeiten. Informationen: www.qhorimallki.com.

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