03.07.2020

Eine Schnecke als Freund

Wer glaubte, Schnecken seien ausgestorben, sieht sich getäuscht. Nach jedem Regenfall tauchen die roten Schleimer wieder auf.

Von Eveline Dudda
aktualisiert am 03.11.2022
Derzeit ziehen mehrheitlich ausgewachsene Exemplare durch den Garten. Sie sind im Moment nicht nur auf der Futter-, sondern auch auf Partnersuche. Wer keinen Paarungspartner findet (was angesichts der hiesigen Schneckendichte eher unwahrscheinlich ist) kann sich zur Not auch selbst befruchten, Schnecken sind schliesslich Zwitter. Deshalb kann auch jede einzelne Schnecke Eier legen. Das tun sie reichlich: Ein Gelege enthält bis zu 500 Eier, aus denen nach rund einem Monat die Jungtiere schlüpfen. Diese überwintern und bilden die Basis für die Schneckenplage im nächsten Jahr, während die Alttiere im Winter oft sterben.Wer die Rote Wegschnecke wirksam bekämpfen will, tut gut daran, den Todeszeitpunkt der Altschnecken vorzuverlegen, um ihren Bestand schon vor der Eiablage zu dezimieren. Obwohl es sich bei Schnecken um Weichtiere handelt, die nicht unter das Tierschutzgesetz fallen, sollte man sie doch auf eine Art und Weise töten, die ihnen langes Leid erspart. Vergleichsweise sanft ist der Kältetod. Man legt die eingesammelten Schnecken dazu in eine Plastikbox (die mit Vorteil entsprechend beschriftet wird) und stellt diese in den Tiefkühler, wo die Tiere dann dem Tod entgegenschlummern. Nach 48 Stunden sind auch die dicksten Schnecken genug gefrostet, um nie wieder einen Salat anzuknabbern. Sie können dann problemlos kompostiert, verbrannt oder auf andere Art entsorgt werden.Die Schnecken einzusammeln, wegzutragen und an einem Waldrand auszusetzen, ist aus ökologischen Gründen keine gute Idee. Die Spanische Wegschnecke verhält sich nämlich invasiv, sie verdrängt die letzten noch existierenden einheimischen Schneckenarten und frisst deren Gelege auf. Einzig der Tigerschnegel, eine getigerte Nacktschnecke, bietet der Roten Wegschnecke die Stirn! Er frisst nicht nur ihre Eier, sondern geht auch auf junge Nacktschnecken los. Und im Gegensatz zur Roten Wegschnecke, kann der Tigerschnegel zwei bis drei Jahre alt werden. Er kümmert sich im nächsten Jahr schon früh darum, dass die Population der roten Schleimer tief gehalten wird.Deshalb betrachte ich den Tigerschnegel als meinen Freund – obwohl er ein Schleimer ist.Eveline Dudda, Hinterforstwww.spriessbuerger.ch

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