08.01.2022

Eine Saison und drei Titel

Rennfahrer Ricardo Feller blickt auf ein erfolgreiches Jahr zurück – und zwar gleich in zwei Meisterschaften.

Von Philipp Aeberli
aktualisiert am 02.11.2022
Philipp AeberliDer Rückblick auf das Jahr und vor allem auf die Motorsport-Saison 2021 könnte für Ricardo Feller kaum positiver ausfallen. Der 21-Jährige aus Suhr AG trat in der abgelaufenen Saison gleich in zwei Rennserien auf zwei unterschiedlichen Fahrzeugen an – und war in beiden Fällen ganz vorne mit dabei. In der «GT World Challenge Europe» sicherte sich Feller zusammen mit dem Tessiner Teamkollegen Alex Fontana den Team-Sieg in der «Silver»-Kategorie. In der Deutschen «ADAC GT-Masters»-Serie holte Feller gemeinsam mit dem Deutschen Christopher Mies den Gesamtsieg in der Fahrer- und Teamwertung. Erfolgreicher hätte die Saison also tatsächlich kaum verlaufen können. Einen Tiefpunkt musste der Nachwuchspilot lediglich beim traditionsreichen 24-Stunden-Rennen von Spa (B) Ende Juli durchleben. Hier schied Feller mit dem Emil-Frey-Racing-Team bei plötzlich einsetzendem Regen aus, weil der Lamborghini eben noch auf profillosen Slick-Reifen unterwegs war. Vor allem aber blieb das Rennen aufgrund eines schweren Unfalls der beiden Schwesterautos aus dem Emil-Frey-Team in Erinnerung, der zum Glück ohne bleibende Verletzungen der Fahrer ausging – trotz Tempi von über 220 km/h. «Ich habe mir die Autowracks nach dem Rennen angesehen. Es müssen unglaubliche Kräfte gewirkt haben. Sogar die Trinkflasche, die im Auto montiert war, wurde in unzählige Stücke zersprengt», erinnert sich Feller. Eine eindrucksvolle Demonstration dafür, wie sicher Motorsport geworden ist. Und gleichzeitig ein respekteinflössendes Erlebnis für Ricardo Feller, der seit 2017 im GT-Rennsport unterwegs ist. Beirren liess er sich davon aber nicht. Auch in der zweiten Saisonhälfte machte er mit konstant guten Leistungen von sich reden. Sowohl in der ADAC GT-Masters, wo er mit dem deutschen Team Land Motorsport auf einem Audi R8 LMS startete, als auch in der GT World Challenge Europe auf einem Lamborghini Huracàn GT3 EVO des schweizerischen Emil-Frey-Racing-Teams. Auch in Erinnerung bleibt Feller das letzte Rennen der GT Masters. «Je nach Platzierung der direkten Konkurrenten um den Titel hätte uns ein achter oder dreizehnter Rang gereicht, um die Saison zu gewinnen», erklärt er. Das klingt zunächst nach einer komfortablen Ausgangslage – ist für den Rennfahrer aber eine mental höchst anspruchsvolle Situation. «Du willst natürlich keinen Fehler machen, der die Meisterschaft kosten könnte, musst aber trotzdem schnell genug sein, um die benötigten Punkte nach Hause zu bringen. Ausserdem fahren hinter dir Fahrer, die beim letzten Saisonrennen nochmals möglichst gut abschneiden wollen und entsprechend ein höheres Risiko eingehen – wodurch die Gefahr steigt, in einen Crash zu geraten.»So herrschte höchste Spannung, zumal die Boxenstopps für noch mehr Unsicherheit sorgen können. «Bei den GT-Masters werden zwar keine Reifen gewechselt und kein Sprit nachgefüllt in den Boxenstopps. Trotzdem ist die Strategie entscheidend», erklärt Feller. «Wer früher oder später zum Boxenstopp kommt, kann Glück haben und die Strecke für sich haben, also ohne Verkehr schnelle Runden drehen. Oder auch Pech haben und in den Verkehr der Autos geraten, die vom Boxenstopp auf die Strecke zurück kommen.» Schlussendlich ging die Strategie des Land-Motorsport-Teams auf. Ricardo Feller und Teamkollege Christopher Mies beendeten das letzte Saisonrennen am Nürburgring auf Platz zehn und sicherten sich damit Fahrer- und Teamwertung.«Das ist mein erster Titel im GT-Rennsport. Das bedeutet mir sehr viel», meint Feller. Umso mehr freut er sich, dass sein ausser Dienst gestelltes Einsatzauto im Showroom des elterlichen Autohandelsbetriebes in Suhr überwintern darf. «Das Auto wurde mit einer Klarlackschicht überzogen, sodass alle Spuren des Rennens verewigt bleiben», freut er sich. Für Ricardo Feller steht nun erst einmal die verdiente Winterpause an. «Ich werde mich nochmals im Ski-Langlauf versuchen, um mich fit zu halten. Auch auf dem Fahrrad werde ich sicherlich viel Zeit verbringen, um in Form zu bleiben.» Wie es in der Saison 2022 weitergehen wird, steht schon fest. «Die Verträge sind bereits unterschrieben. Verraten darf ich dazu aber noch nichts.»

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