10.06.2018

Eine Nacht für kreative Köpfe

Zum dritten Mal haben an der Krea(k)tivnacht Einheimische ihre Hobbys, Talente und Leidenschaften offenbart.

«Spucken verboten!», stand einst auf einem Emailschild auf der Männerseite im hinteren Teil der paritätischen Kirche in Thal. Solche Verbote waren nötig, als Kautabak zu den verbreiteten Genussmitteln der männlichen Dorfbevölkerung gehörte. Nicht nur Verhaltensregeln, sondern eindrückliche Details über die 1300-jährige Geschichte des Gotteshauses, verrät der Lokalhistoriker Erwin Halter zahlreichen Zuhörern im Rahmen der dritten Krea(k)tivnacht in Thal. Im Anschluss an seine Führungen strecken die Besucherinnen und Besucher ihre Hälse, um einen Blick in die geheimnisvolle Gruft beim Haupteingang zu werfen, wo der älteste Thaler, der vor über 1000 Jahren gelebt haben soll, in einem Kupfersarg ruht. Gerade in diesem Moment, als sich die kulturinteressierten Thalerinnen und Thaler nach der Kirchenführung wieder weltlichen Themen zuwenden wollen, unterbricht ein wolkenbruchartiger Gewitterregen ihre Absicht.Bei der Arbeit zusehen oder gleich mitmachenDie Zeit des gemütlichen Flanierens zwischen den 13 Standorten, an denen Kunstschaffende Einblick in ihre Talente und Leidenschaften gewähren, wird schlagartig unterbrochen. Improvisieren heisst es nun für den Ver­- anstalter, die Donnerstagsgesellschaft, die ihren legendären Caipirinha an der Festbeiz vor Verwässrung schützen muss.Nicht nur zusehen, sondern zum Mittanzen animiert im Pfarreiheim die Flamencotanzgruppe Vientos del Sur. Nach kurzer Instruktion von Diego Gonzalez klappen die ersten Gehversuche. Eine Kostprobe, wie es aussieht, wenn viel geübt wird, zeigt die Flamencogruppe nach dieser Schnupperlektion. Weniger empfehlenswert zum selber Ausprobieren war das, was die Mädchen und ihre Trainerinnen auf dem Ein- und Kunstrad zeigen. Ein «Wow, Oh, Bravo», erhalten vor allem Kunstradfahrerinnen, die nach nur drei bis fünf Monaten Training bereits eine sehenswerte Akrobatik zum Besten geben.Neustens Biertradition im Winzerdorf«Es gibt kein Bier in Thal!», hiess es noch vor vier Jahren. Die letzte Brauerei schloss 1935 ihre Tore. Ob damals im Weindorf Thal nur Rebensaft getrunken oder der Gerstensaft aus der Nachbarschaft geholt wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Tatsache ist, seit drei Jahren hat das Dorf wieder ein eigenes Bier. Nachdem Andrea Tarnutzer und Fritz Eugster aus Rheineck nach Thal gezogen sind, haben sie ihre Biere aus der eigenen Hausbrauerei in Thaler Bier umgetauft.Die Hobbybrauer produzieren jährlich zwischen 700 und 800 Liter, sechs verschiedene naturtrübe Biersorten. Nicht wenige Besucher nutzen die kreative Nacht aktiv, um ihren Favoriten aus diesem Sortiment auszusuchen. Zur fortgeschrittenen Stunde sind die Gassen in Thal wie ausgestorben. Doch der Schein trügt: Wer nicht in der Festwirtschaft oder Hausbrauerei verweilt, lässt sich im Feuerwehrdepot von den 13 Hobby- und Gewerbewinzern ihre edlen Erzeugnisse zeigen.Ramona Riedener

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.