12.10.2020

Eine kleinere, aber «ganz schöne» Ernte

Die Menge des in diesem Jahr entstehenden Weins ist eher leicht enttäuschend, die Qualität dürfte gut bis sehr gut sein.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Die wirtschaftlichen Einschränkungen wegen Corona hatten in der ersten Jahreshälfte einen deutlich reduzierten Absatz zur Folge. Aus diesem Grund blieben die Weinlager länger als sonst gut gefüllt.Die Produzenten schränkten die Menge des neuen Weins freiwillig schon deshalb ein, weil eine Überproduktion unerwünscht ist. Mit den Lockerungen der Corona-Bestimmungen zog der Verkauf aber gleich wieder an.Für die Trauben war’s ein «wunderbarer September»Hinzu kam eine wetterbedingte weitere Reduktion der Menge, die nicht im Sinne der Rebbauern ist. Einzelne Produzenten hätten gern etwas mehr vom neuen Wein, weiss Markus Hardegger, der Leiter der Fachstelle Weinbau am Landwirtschaftlichen Zentrum Salez.Besonders gut bekam den Trauben «der wunderbare September», wie Hardegger sagt. Vor allem der Weisswein habe stark vom schönen Wetter profitiert, aber auch dem Roten kam die Schönwetterphase zugute. Zahlen, die konkret Auskunft über die Qualität und Menge des diesjährigen Weines geben, erhält Markus Hardegger erst in ein paar Wochen.«Bestimmt ein sehr guter Jahrgang»Schon jetzt steht fest, dass die Qualität – wegen der zu oft bewölkten und teil regnerischen Oktobertage – nicht ganz an jene des Spitzenjahrs 2018 heranreicht. Ein paar trockene Tage mehr hätte man sich für den Wein gewünscht.Die Einschätzung teilt Dionys Wyss, Geschäftsführer der Altstätter Weinkellerei Haubensak. Er sei aber sehr zufrieden.Dank des Septemberwetters und des warmen Frühlings werde es bestimmt ein sehr guter Jahrgang, der sich sehen lassen könne.Das Wetter habe auch einen frühen Beginn der Weinlese ermöglicht. Voraussichtlich dauere der Wimmet noch bis gegen Ende Oktober.Am Freitag wurden durch Haubensak-Helfende die Trauben unterhalb Rebsteins katholischer Kirche gelesen. (Bild: gb)Hagel richtete teils einen erheblichen Schaden anBei Haubensak werde der Ertrag nicht wegen Corona, sondern grundsätzlich reguliert – aus Qualitätsgründen, sagt Dyonis Wyss, womit natürlich immer ein gewisses Risiko verbunden sei. Auch andere Rebbauern heben den eigenen hohen Anspruch und die bewusst vorgenommene Ertragsregulierung hervor.Getrübt wird die Freude bei Haubensak ein bisschen durch das Wetter vom 28. Juli, als es vor allem in Eichberg kräftig hagelte, sogar gleichentags zweimal.Die Ernte in Eichberg falle dadurch um 30 bis 40 Prozent kleiner aus. Im Durchschnitt –das heisst über alle Lagen gesehen – hält sich der Schaden allerdings in Grenzen. Die unerwünschte Mengenreduktion, auch wegen Wespe und Kirschessigfliege, dürfte insgesamt bei rund 15 Prozent liegen, sagt Dionys Wyss.Sicher höher fällt der Mengenverlust für Roman Rutishauser vom Weingut am Steinig Tisch in Thal aus.Auch in Thal habe es zweimal gehagelt, wobei nicht alle Winzer gleich betroffen gewesen seien. Er selbst habe auf einer Parzelle 30 bis 50 Prozent der Trauben verloren, sagt Rutishauser.Auch die eher mehr Wespen in diesem Jahr und die Kirschessigfliege, die wegen des Septemberwetters sehr präsent gewesen sei, habe er gespürt. Rutishauser ist dennoch guter Dinge, denn der neue Jahrgang macht ihm Freude.Hohe Öchslegrade sind nicht immer das BesteEs gebe zwar eine kleinere Ernte, aber «ganz e schöni». Den Wimmet konnte Roman Rutishauser mit dem Lesen der letzten Blauburgundertrauben am Freitag abschliessen.Etwas weniger stark waren die Bernecker vom Hagel betroffen. Christoph Schmid vom Weingut Tobias Schmid & Sohn spricht von 20 bis 30 Prozent Verlust am Rosenberg und über alles gesehen von einer vielleicht zehnprozentigen Ertragsreduktion. Der Wimmet dauert wohl noch zwei, drei Wochen – Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon «sind noch draussen».Die Menge sei dieses Jahr unterdurchschnittlich, die Qualität hingegen «sicher guter Durchschnitt», sagt Christoph Schmid. Er habe mehrmals «um die hundert Öchslegrad» gemessen, was zur Frage führt, ob das nicht sehr gut sei.Schmid lacht und meint, man sei inzwischen halt «echli verwöhnt», es stimme aber schon: Es liessen sich «ganz schöne weisse Trauben und genauso schöne Blauburgunder» ernten. Das mit den Öchsle-graden sei so eine Sache. Er habe auch Trauben mit 90 Öchsle oder wenig mehr, was ja erwünscht sei; weniger sei manchmal mehr. Der Federweisse sei ein Wein, der mit nicht allzu vielen Öchslegraden besser schmecke.

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