Der frühere Oberrieter Gemeinderat Beni Heeb hat sich kürzlich mit einem Leserbrief zu Wort gemeldet. Darin heisst es, die Kinder seien auf dem Burgweg grossen Gefahren durch Motorfahrzeuge ausgesetzt. Zusammen mit zwei anderen Parteien schrieb er deshalb der Gemeinde vor eineinhalb Jahren einen Brief. Viel hat sich seither nicht getan.22 Wohneinheiten statt siebenDer schmale Burgweg verläuft hinter dem Rathaus parallel zur Staatsstrasse und ist als etwa 150 Meter lange Sackgasse gestaltet. Auf den ersten Blick - und in der meisten Zeit des Tages - ist es hier sehr ruhig. Aber ausgerechnet, wenn die Schule anfängt oder endet, gibt es viel Verkehr.Mit dem Bau eines Mehrfamilienhauses am Ende der Sackgasse ist die Zahl der Wohneinheiten von sieben auf 22 gestiegen. Zudem erhöhten überfürsorgliche Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, die Gefahr, indem sie teilweise zu schnell unterwegs seien, sagt Beni Heeb. Wie seine Mitstreiter ist er am Burgweg zu Hause.[caption_left: Autos können auf dem Burgweg bis zur Schule fahren. Hier zweigt ein Strässchen ab, das ein neues
Mehrfamilienhaus erschliesst.]«Sehr heikle Szenen sind zu sehen»Die vor zwei Jahren getroffenen Massnahmen für mehr Sicherheit hätten – mit Ausnahme der Sackgasse – nichts gebracht. Beobachten liessen sich «sehr heikle Szenen», sagt Beni Heeb.Unter Anwohnern gehen die Meinungen auseinander. Während jemand «nünt mache» würde, meint ein anderer, eine Tempolimite bei einer Schule sei grundsätzlich nie schlecht. Auch der Leiter der Rheintalmesse (Rhema), Simon Büchel, ist zufällig am Burgweg zu Hause. Seiner Einschätzung nach wird zwar «recht vorsichtig» gefahren und auf die Kinder geachtet, aber eine «Zone 30» fände er – mit vergleichendem Blick auf andernorts getroffene Regelungen – sinnvoll.Es geht nicht nur um den BurgwegSchulpräsident Samuel Hanselmann erinnert daran, dass die Primarschule im Jahr 2017 Einsprache erhoben hatte, als Neubauten über den Burgweg erschlossen wurden. Durch die Umwandlung des Burgwegs in eine Sackgasse sei eine «merkliche Beruhigung der Verkehrssituation vor dem Schulhaus» entstanden. Samuel Hanselmann erachtet es als nötig, den Schulweg im Bereich Burgweg-Adlerstrasse-Staatsstrasse insgesamt kritisch zu betrachten.Auch Beni Heeb spricht die Adlerstrasse an, in die der Burgweg mündet. Im Eck der beiden zusammenlaufenden Strassen befindet sich ein grösseres Grundstück, das zur Liegenschaft Burg gehört. Das historische Gebäude soll – was Heeb begrüsst – mit einem Park und einem Begegnungszentrum samt Tiefgarage mit gut zwanzig Parkplätzen aufgewertet werden. (Hierüber informiert die Gemeinde am kommenden Montag.) Allerdings werde durch die Erschliessung via Burgweg das geschilderte Problem weiter verschärft, meint Heeb. Mit Blick auf das Burg-Projekt begrüsste es die Schule, wenn auf dem Burgweg bauliche Massnahmen (z.B. ein Trottoir oder eine farbliche Abgrenzung) geprüft würden. Im Zuge dieser Prüfung, meint Samuel Hanselmann, wäre auch die Querung der Adlerstrasse als Aspekt einzubeziehen. Stichwort Fussgängerstreifen.Verkehrstechniker war bei Augenschein dabeiDie Gemeinde stellte mit Schreiben vom 4. März 2020 eine Klärung des von Beni Heeb und seinen Mitstreitern vorgebrachten Sachverhalts mit Bauamt, Strassenkommission und Kantonspolizei in Aussicht. «Sobald wir mehr wissen, werden wir Sie wieder kontaktieren», wurde Heeb beschieden.Die Forderung nach einer Tempo-30-Zone wurde nach Auskunft des Oberrieter Gemeindeschreibers Philipp Scheuble am ersten Informationsanlass für die direkte Anwohnerschaft vorgebracht. Gestützt hierauf, beschloss der Gemeinderat, die Situaation am Burgweg mit der Kantonspolizei, Abteilung Verkehrstechnik, zu begutachten und eine Beurteilung vorzunehmen.Bei diesem Augenschein sei festgehalten worden, dass eine Tempo-30-Zone am Burgweg keine erkennbaren Vorteile brächte, wie Scheuble sagt. Der betroffene Abschnitt sei bereits als Sackgasse gestaltet und lasse sich nicht mehr wie früher als «Schleichweg» missbrauchen. Der Burgweg werde praktisch nur von Anwohnerinnen und Anwohnern benützt - eine Darstellung, der Beni Heeb widerspricht.Aussage der Gemeinde ist etwas gewagtDie Aussage der Gemeinde, auf eine Tempo-30-Zone werde aufgrund der Empfehlung der Kantonspolizei verzichtet, ist etwas gewagt. Die Abteilung Verkehrstechnik bestätigt zwar, dass im Rahmen einer Reihe von Besichtigungen auch ein Blick auf den Burgweg geworfen worden sei - am Rande allerdings, wie Abteilungsleiter Werner Lendenmann sagt. Eine vertiefte Abklärung habe nicht stattgefunden, eine schriftliche Anfrage liege nicht vor.Beni Heeb fände Tempo 30 für den Burgweg «nur schon als Zeichen» sinnvoll und merkt nebenbei, mit leichtem Unbehagen an, dass Tempo 30 vielerorts schon lange gang und gäbe und ein bewährtes Mittel zugunsten der Sicherheit sei. In Oberriet besteht noch keine solche Zone. Die Frage, ob Tempo-30-Zonen erwogen würden oder in Planung seien, wird vom Gemeindeschreiber verneint.