20.06.2021

Eine Hochzeit, nicht eine Fusion

Den Turnverein Rebstein gibt es seit 20 Jahren – seit STV und TSV Rebstein sich zusammengeschlossen haben.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
«Der Begriff Fusion war ein absolutes Tabuwort, denn es war eine Hochzeit», sind sich Regula Schmid, Paul Kleiner, Jürg Litscher und Stefan Wohlwend einig. Denn: «Fusion» hätte suggeriert, dass die beiden Vereine nicht auf Augenhöhe gewesen wären. Unter anderem darüber diskutierten am letzten Mittwochabend im «Rebstock» die bisherigen Präsidenten des TV Rebstein, wobei das heutige Vereinsoberhaupt Alexander Baumgartner sich als «Arena»-Mode­rator versuchte (was ihm sehr gut gelang).«Es war kein Fressen, wir waren zwei gleichwertige Partner», sagt Jürg Litscher heute; er stand dem neuen Verein zuerst gemeinsam mit Paul Kleiner im Turnussystem vor. Es war System, das bestand, um den vorherigen Mitgliedern beider Vereine gerecht zu werden. Vor 20 Jahren beschlossen der TSV und der STV Rebstein, gemeinsam in die Zukunft zu gehen. In einem Dorf mit knapp über 4000 Einwohnern lag es beiden Vereinen hauptsächlich daran, die Jugend zusammenzubringen. «Es gab unter den Jungen teils ein Hin und Her», sagt Jürg Litscher, das sei nicht das Ziel eines Dorfvereins. Ein emotionaler Tag, an den sich alle noch erinnernPaul Kleiner, damals Präsident des TSV Rebstein, ist mit Litscher einverstanden. «Dennoch fragten wir uns: Warum sollen wir uns zusammenschliessen? Unser Verein funktionierte damals ja sehr gut.» Gleichzeitig war aber auch ihm bewusst: Ein Miteinander hilft allen mehr als eine Koexistenz. Und: «Es gab nie ein Kleiner gegen Litscher, wie manche dachten. Wir waren immer befreundet.»Den Tag des Zusammenschlusses, unter Otto Graf – damals FC-Präsident und Ge­meinderat – beschreiben beide Gründungspräsidenten als sehr emotional. Danach ging es aber gar nicht lange, bis der Turnbetrieb für alle im neuen Format los ging: Die Jugis merkten davon wenig; die Aktivriegen kamen später zusammen. In der Runde tauschten die fünf bisherigen TVR-Präsidenten dann aus, warum sie dieses Amt angetreten und was sie gelernt haben. Stefan Wohlwend sagte, er habe sehr viel Respekt davor gehabt: «Jürg Litschers Fussstapfen waren riesig; ich war sehr jung!» Regula Schmid, die auf ihn folgte, wollte eigentlich nie Präsidentin werden. «Aber dann dachte ich: Doch, ich kann auch hinstehen!» Und sie hat einiges gelernt: «Vor vielen Leuten zu sprechen, das konnte ich vorher noch nicht. Das gleiche gilt für viele Computerarbeiten; ich hatte zuvor ja nur Jürg Litscher assistiert», sagte sie. «Wandeln wir uns, haben wir eine Chance»Die fünf Gesprächsteilnehmer äusserten sich weiter zu vielen anderen Themen. Die neue Anlage auf dem Grundplatz? «Ein riesiger Gewinn!», so Regula Schmid. Das Schauturnen? «Ein Teil der Dorfkultur, unser Zugpferd!», so Jürg Litscher. Die Zukunft? «Wandeln wir uns, haben wir eine Chance», sagt Paul Kleiner. Ein Wunsch? «Dass wir Stabilität und Ehrgeiz haben, um nicht zugrunde zu gehen», so Alexander Baumgartner. Er war als heutiger Präsident der Jüngste in der Runde; er steht dem Verein seit acht Jahren vor. Seine Begeisterung ist ansteckend, obwohl er erzählt, auch kurzfristig als Präsident ins Spiel gekommen zu sein. «Es war etwa vier Uhr in der Nacht, als ich überzeugt war.» Er habe einen «gesunden Respekt» vor dieser Aufgabe gehabt, im Nachhinein aber gemerkt, dass seine Entscheidung die richtige war. «Heute bin ich froh um die Entscheidung – und ich bin immer noch mit Herzblut dabei.» Und das ist in einem Dorfverein das Wichtigste.

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