23.10.2020

Eine erste Visitenkarte bei den Grossen

Der 16-jährige Springreiter Linus Hanselmann macht in seiner Karriere Fortschritte. Kürzlich sprang er erstmals über anderthalb Meter.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Am letzten Juli-Sonntag ging der Oberrieter Linus Hanselmann in Maienfeld mit Walk for Me an den Start. Er durfte erstmals in der Kategorie 150 cm starten, an einem Turnier, das zur «Longines Championship Series» gehört. Und er meisterte dies hervorragend: In einem 73-köpfigen Teilnehmerfeld erreichte das Rheintaler Duo den 22. Rang. Ganz vorne sind bekannte Spitzenreiter wie Martin Fuchs, Paul Estermann oder Niklaus Schurtenberger zu finden.Dank dieser Klassierung hätte Linus Hanselmann an der Schweizer Meisterschaft der Elite teilnehmen dürfen – als jüngster Teilnehmer notabene. «Mir wurde erzählt, nicht einmal Olympiasieger Steve Guerdat habe mit 16 Jahren über 150 cm springen dürfen», sagt Linus Hanselmann, der auf der höchsten Stufe eine beachtliche erste Visitenkarte abgegeben hat. Doch er entschied sich für die Schweizer Meisterschaft der Junioren, weil er dort bessere Chancen auf den Sieg sah und er nur an einer der beiden Meisterschaften starten durfte.Nach zwei von drei Tagen lag er auf Gold-KursDie Juniorenmeisterschaft fand zwei Wochen nach dem Springen in Maienfeld statt. Zurecht war Linus Hanselmann optimistisch – und es gelang ihm auch in Le Chalet-à-Gobet, nördlich von Lausanne, eine Top-Leistung abzurufen. Im Junioren-GP über 140 cm lag er nach zwei von drei Turniertagen auf Kurs für die Goldmedaille. Dann unterlief ihm auf For me von Wichenstein ein ärgerlicher Fehler, es reichte aber doch noch für die Bronzemedaille.Sieger wurde Thibaut Keller aus Lossy FR, gefolgt von Géraldine Straumann aus Riehen BS. «Natürlich war ich ein wenig frustriert, denn es war die letzte Runde und auch meine Konkurrenten waren ganz nahe an der Latte. Aber auch der dritte Rang ist ein Erfolg», sagt der 16-jährige Oberrieter.Es geht auch um die Ausbildung der PferdeIn den Wochen nach der Schweizer Meisterschaft startete Linus Hanselmann an Turnieren in Oberriet, Diepoldsau, Humlikon, Maienfeld, Lamprechtshausen (Ö) und Altstätten. Das Resultateblatt zeigt viele Topränge, unter anderem Siege in Humlikon und Altstätten. Dies zeigt einerseits: Linus Hanselmann ist sehr erfolgreich unterwegs. Und: Er kann auch gewinnen, wenn eine tiefere Prüfung ansteht. Bei den Siegen ging es über 120 und 115 Zentimeter.«Solche Turniere sind für die Ausbildung der Pferde extrem wichtig. So können sie Erfahrung sammeln, wir können uns als Duo einspielen und beurteilen, zu was ein Pferd fähig ist», erklärt Linus Hanselmann.Er gehört zur Familie, die in Oberriet das Gestüt Wichen­stein führt. Viele Wettkampfpferde stammen aus eigener Zucht. «Wir haben mit For me, Forever und Dorado von Wichenstein eine Super-Linie», sagt Linus Hanselmann. For me ist ein erprobtes Springpferd, Dorado mit sieben Jahren am Anfang der Karriere. Das optimale Leistungsvermögen erreichen Pferde mit zehn bis 14 Jahren. Es ist ein langwieriger Prozess, für die perfekte Symbiose zwischen Pferd und Reiter müssen die beiden sich sehr gut kennen. Prüfungen über tiefere Hindernisse eignen sich bestens, um jüngere Pferde auszubilden.Training ist alles andere als eine lästige Pflicht«Mit meinen Resultaten bin ich zufrieden, ich könnte mir nicht so viel mehr erhoffen», sagt Linus Hanselmann. Sein Ziel sei es, immer besser zu reiten. Dann sei es möglich, den Traum zu realisieren und Profireiter zu werden. In der Jahrgangsrangliste grüsst er von der Spitze – wie auch sein jüngerer Bruder Joris in dessen Jahrgang.Linus Hanselmann wendet sehr viel Zeit für sein Hobby auf. Es ist ihm anzumerken: Das ist mehr als ein Hobby, sondern seine Leidenschaft. Es ist für ihn keine Pflicht, täglich auf dem Pferd zu sitzen – «ausser wenn ich viele Prüfungen habe, dann muss ich lernen». Der 16-Jährige besucht die dritte Klasse der Kanti Heerbrugg. Weil er eine Talent Card von Swiss Olympic hat und im Nationalkader ist, bekommt er neben der Schule viel Zeit, um trainieren zu können. Es ist die Zeit, die es braucht, um dem grossen Traum näherzukommen.

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