14.01.2021

Eine dreitägige Rabattschlacht

Modegeschäfte sind unter Druck: Bis zum Lockdown wollen viele ihr Wintersortiment loswerden.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Mit Pufferjacken, Wollmänteln und Cardigans beladen eilen die Mitarbeiterinnen von einer Kleiderstange zur nächsten. Sie sortieren die Artikel nach Kategorie, nach Stil, nach Grösse, prüfen zuletzt den Preis – und streichen ihn. Was bei Mode Weber im Rheinpark am Vortag noch leicht reduziert zu haben war, kostet jetzt maximal die Hälfte. Bis Samstag, wenn die Geschäfte sechs Wochen lang dichtmachen müssen, soll so viel wie möglich raus, sagt Geschäftsleitungsmitglied Lukas Weber. «Wir müssen unsere Preise jetzt noch einmal deutlich anpassen. Finanziell sind wir zwar gut aufgestellt, doch wir brauchen den Platz im Lager, sobald die Frühlingskollektionen eintreffen.»  Wie bei Mode Weber sieht es bis am Samstagabend in vielen Läden aus, und das nicht nur in den Filialen grosser nationaler und internationaler Player wie Manor oder H&M. «Anfang März muss man Winterkleider nicht mehr an die Kundin oder den Kunden bringen wollen, deshalb reduzieren wir jetzt», bringt Maria Hörler von Art Fashion in Altstätten die aktuelle Situation auf den Punkt. Den Druck der sich zur Ende neigenden Saison spürt auch das nahegelegene Geschäft Pumuckl Mode. Skikleider für Kinder sind seit gestern für den halben Preis zu haben, zusätzlich zu den anderen bereits reduzierten Waren.Betriebsferien für drei Tage unterbrochenNicht nur für die Läden sind die verbleibenden Tage bis zum sechswöchigen Lockdown ein Wettlauf gegen die Zeit, sondern auch für die Kunden. Sowohl im Egghus in Altstätten als auch bei Sieber Mode in Heerbrugg hätten am Mittwoch nach dem Bundesratsentscheid und am Donnerstagvormittag mehr Leute das Geschäft betreten als gewöhnlich, um letzte, dringende Einkäufe zu erledigen. Das ist denn auch der Grund, weshalb Karin Frei von Mode Stoss in Altstätten ihr Geschäft noch einmal öffnet, obschon sie diese Woche wegen Umbauarbeiten Betriebsferien vorgesehen hatte. «Jetzt geben wir kurzfristig Vollgas, räumen alles wieder ein und öffnen bis Samstag», sagt Frei. Reduzierte Winterware gibt es auch bei ihr; allerdings konnte Mode Stoss beim Lagerverkauf in den vergangenen Wochen bereits viele Artikel an die Kundschaft bringen.Schnäppchenpreise gab es früher als üblichDen Abverkauf wie Mode Stoss vorsorglich früher angesetzt haben in den letzten Wochen einige Geschäfte in der Branche. Bei Mode Weber beispielsweise begann er schon Mitte Dezember, kurz nach den Black-Friday-Sales. City-Mode in Widnau hatte den Sale zwar für kommenden Montag angekündigt, ihn schliesslich dennoch vorgezogen und die Preise der Herrenmode bereits letzte Woche reduziert, sagt Monika Widmer. «Es läuft gut, doch wir haben noch einiges im Lager. Vielleicht setzen wir den Ausverkauf nach dem Lockdown fort.» Was sich während der Schliessung im Frühling bereits bewährt habe, sei die aktive Präsenz in den Sozialen Medien. «Einen eigentlichen Webshop haben wir zwar nicht, aber ab und zu reagiert jemand auf unsere Bilder und bestellt per Mail oder Telefon.» Froh ist Widmer, dass die Schliessung diesmal auf den Februar fällt: «Das ist auch in anderen Jahren ein toter Monat. Der Sale ist irgendwann vorbei, aber die Frühlingsmode noch nicht da. Der Zeitpunkt hätte also ungünstiger sein können.» Was die Modeunternehmer schon jetzt stärker beschäftigt als der beschleunigte Ausverkauf ist die Wiedereröffnung im März, sagt auch Maria Hörler. «Ob die Hersteller dann wirklich von heute auf morgen Frühlingsmode liefern und wir unsere Geschäfte wiedereröffnen können, wird sich noch zeigen.»

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