Auf der grünen Wiese unterhalb des Blattenbergs entsteht nächstes Jahr die Kulisse zu einer weiteren Produktion der traditionsreichen und über die Region hinaus bekannten Freilichtspiele. Drei Jahre nach dem «Schmugglerkönig» folgt eine Inszenierung, die lokalhistorischem Stoff treu bleibt.Kuno Bont, Autor und künstlerischer Leiter des Theaterstücks, will mit «Anna Göldi» mehr als einen Hexenprozess erzählen. Er will einen Auszug aus ihrer Biografie mit Schauplätzen in Sennwald, Werdenberg und im Glarnerland darstellen: «Anna Göldi stand mitten im Leben und lebte es so, wie sie wollte.» Sie sei kein Kind von Traurigkeit gewesen – im Stück werden sowohl helle als dunkle Seiten zu sehen sein. Anna Göldi war Dienstmagd, Mutter von vier Kindern, unverheiratet und fand ein tragisches Ende, als sie 1782 in Glarus enthauptet wurde. «Sie wurde nicht verbrannt», sagt Kuno Bont, wie dies oft angenommen werde.Das Stück soll vermitteln, niemand werde als Hexe geboren, sondern durch die Gesellschaft zur Hexe gestempelt. Unbequeme Fragen sollen sich dem Zuschauer aufdrängen und zeitlose Gefühle auslösen. Heute gilt das Schicksal von Anna Göldi als Justizmord.Arbeiten in einem familiären TeamBei den Aufführungen stehen über 100 Mitwirkende auf der Bühne, bis zu 20 Reiter preschen an der Kulisse vorbei und alte Fuhrwerke sind im Einsatz. Die Regie übernehmen Elena Colaianni, Sax, und Ivana Eggenberger, Zürich. Sie sind der Freilichtbühne seit Jahren verbunden.In die Hauptrolle der Anna Göldi schlüpft die Rheintalerin Simona Specker, die in Kuno Bonts Film «Das Deckelbad» überzeugte und bei den vergangenen drei Produktionen der Freilichtbühne Regie führte. «Ich freue mich auf den Perspektivenwechsel», sagt sie. Als Schauspielerin trage sie nicht dieselbe Verantwortung wie als Regisseurin. Nun dürfe sie sich voll und ganz auf ihre Rolle als Anna Göldi konzentrieren. Seit ihrem 19. Lebensjahr ist die mittlerweile 36-Jährige Teil des Vereins. Die Freilichtbühne bedeutet Simona Specker viel. «Sie ist wie eine Familie. Ich bin nicht so der Vereinsmensch, aber hier bin ich gern dabei.»Die Jungen rücken nachDie Musik zum Stück komponiert der Marbacher Musiker Andi Loser und wird von ihm und weiteren Musikern bei den Aufführungen live eingespielt.«Wir sind mit viel Erfahrung und der nötigen Ruhe am Werk», sagt Kuno Bont. Er bezeichnet sich selber als Dinosaurier der Freilichtbühne, der sich glücklich schätzt, dass sich ein Generationenwechsel vollzieht und zahlreiche junge Mitglieder in verschiedenen Bereichen mitwirken. Schauspieler Kevin Oehler beispielsweise übernimmt Marketingaufgaben, Theaterpädagogin Claudia Ehrenzeller wird in Workshops mit Kindern Rollen einüben.Die Schauspielkunst zu pflegen, ist den Verantwortlichen ein wichtiges Anliegen und mit hohen Ansprüchen verbunden. Die Proben beginnen im Frühjahr 2020. Auch betreffend der Infrastruktur nehmen die Vorbereitungen ihren Lauf. «Das Theatergelände befindet sich etwas näher am Dorf als früher», sagt OK-Präsident Simon Büchel. Das vereinfacht die Erreichbarkeit. Das Bauteam sieht Spezialeffekte für das Bühnenbild vor und das Gastroteam arbeitet ein Verpflegungskonzept aus, um die Besucher vor dem Theatererlebnis mit Spezialitäten aus der Glarner und hiesigen Küche zu verwöhnen.Die Freilichtbühne darf erneut auf die Unterstützung von Rüthner Dorfvereinen, dem Zivilschutz und freiwilligen Helfern aus dem Umfeld der Theaterleute zählen sowie die finanzielle Unterstützung von Sponsoren und Partnern. Das Patronat hat die Alpha Rheintal Bank inne.Da Rüthi nächstes Jahr sein 1200-Jahr-Jubiläum feiert, wird zudem ein Teil der Festanlässe im Rahmen der Freilichtspiele stattfinden.Hinweis: Der Vorverkauf zu «Anna Göldi» beginnt im Dezember. Premiere ist am 4. September.Tickets und Reservationen: www.annagoeldi-theater.ch.