30.09.2022

Ein Zeitdokument von unschätzbarem Wert

Als einen der Höhepunkte zeigte das Museum Berneck in seiner Sonderausstellung «Alte Schule Berneck» einen Spielfilm aus dem Jahr 1938.

Von Maya Seiler
aktualisiert am 02.11.2022
Die Filmschauspieler sind Sekundarschülerinnen und -schüler der Jahrgänge 1920 bis 1922.Die Handlung des Films ist eine Klassenfahrt, eine mehr­tägige Schulreise ins Gebiet von Malbun mit vielen Abenteuern unterwegs. Es beginnt mit der Velofahrt ins Liechtensteinische, dann geht es zu Fuss weiter bergwärts, über den Fürs­tensteig, auf steilen Bergwegen über Grate bis zur Pfälzerhütte, wo die Klasse übernachtet. Unterwegs erleben die Schulkinder zahlreiche Abenteuer; in Werdenberg kauft man verbo­tenerweise Zigaretten, wird verpetzt und lässt der Denunziantin die Luft aus dem Pneu. Unterwegs raucht man heimlich, dabei stürzt ein Bub ab und muss in einer aufwendigen Rettungsaktion geborgen und verarztet werden.Sekundarlehrer führt Regie und spielt selbst mitDas Drehbuch hat Sekundar­lehrer Paul Wick geschrieben, er führt auch Regie und spielt in dem Film selber mit. Der Stummfilm ist mit handgeschriebenen Untertiteln versehen.Was besonders auffällt: Ei­nerseits die schauspielerischen Leistungen der Teenager, anderseits aber vor allem die exzellente Kameraführung von August Bucherer, dem damaligen Inhaber der Firma Buco in Diepoldsau, die besonders für ihre Modelleisenbahnen bekannt war, aber auch Holzspielwaren, «Waren für den täglichen Bedarf», Werbeartikel und Filmspulen für 8- und 16-mm-Filme fabrizierte.Spannend ist nicht nur der Film, sondern auch die Geschichte, wie die Museumskommission zu dem Zeitdokument von unschätzbarem Wert gekommen ist. Ein Sammler alter Filmkameras und Projektoren ersteigerte im Internet einen 8-Mil­limeter-Projektor mit Filmmaterial. Als er die Filme sah, er­kannte er, dass zwei Spielfilme in Berneck spielten. Darauf kontaktierte er Urs Castellazzi, den Präsidenten der Museumskommission, und bot ihm die Do­kumente an. Die Kommission wollte die Filme sofort kaufen und fragte nach dem Preis. Der Winterthurer Besitzer verlangte aber nur die Kosten für die Digitalisierung und überliess dem Ortsmuseum je eine Kopie. Den ersten dieser Filme hat Filmemacher Peter Sonderegger professionell restauriert und mit Musik unterlegt, er war in der Ausstellung zu sehen.Nur der Name des Lehrers ist bekanntEine weitere Überraschung birgt der zweite Film, der vom Skilager handelt. Dieser ist zwar noch nicht restauriert; die Museumskommission plant aber, auch dieses Zeitdokument aufzubereiten. Sie ist natürlich auch daran interessiert, ob jemand aus dem Publikum eine der handelnden Personen wiedererkennt, denn ausser dem von Lehrer Paul Wick gibt es zu dem Film keine Namen.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.