Schon am Samstagvormittag um 8 Uhr steht Alessia Schmid in der Schöntalhalle. Sie unterstützt ihren Verein, den Judo- und Ju-Jitsu-Club Rheintal, als Mitarbeiterin an der Kasse. Am späten Nachmittag schlüpft sie selbst in den Judogi, den Judomantel aus extrem festem Stoff.Zum 43. Mal findet das Rhein- taler Ranking-Turnier statt. Es ist ein Wettkampf, der als Qualifikation zur Schweizer Meisterschaft gilt. Aus der Romandie und dem Tessin sind Judokas angereist, um sich Punkte für die Teilnahme am nationalen Championat zu sichern. Auch Deutsche und Österreicher kämpfen auf den Matten. Das Niveau ist hoch, deshalb stehen auch nur drei Rheintaler Judokas im Einsatz. Die meisten Kämpfer des Balgacher Vereins stehen jeweils an regionalen Turnieren im Einsatz.Niveau zu hoch für viele Rheintaler JudokasAm Samstag kämpfen in der Elite Daniel Renetzeder aus Diepoldsau und eben Alessia Schmid. Renetzeder verliert seine zwei Kämpfe bis 81 Kilo – einen gewinnt er durch Forfait – und scheidet in der Vorrunde aus. Alessia Schmid, die in Marbach aufgewachsen ist und in Oberriet wohnt, gewinnt dagegen die Silbermedaille. «Es ist eine Weile her seit meinem letzten Medaillengewinn», sagt sie nach der Siegerehrung. Vor einem Jahr hat Schmid das Heimturnier wegen einer langwierigen Schulterverletzung verpasst. Jetzt ist sie wieder gesund – und nach dem zweiten Platz in Altstätten auf gutem Weg, sich in der Gewichtsklasse bis 63 Kilo für die Schweizer Meisterschaften in St. Gallen zu qualifizieren. «Ich werde noch drei, vier Rankingturniere bestreiten, um dieses Ziel möglichst zu erreichen», sagt Schmid. Erschwert wird dieses Vorhaben dadurch, dass viele Turniere weit entfernt ausgetragen werden.Alessia Schmid ist nicht nur Kämpferin, sondern seit etwa sieben Jahren auch Leiterin und sitzt inzwischen als «Sport-vereint-t»-Verantwortliche auch im Vorstand des JJJC Rheintal.Judo-Leidenschaft seit 15 JahrenMit Andreas Kamber leitet sie eine Gruppe im Kinder-Judo, die andere wird von ihrem Trainer Daniel Federer und Christian Rebholz geführt. Knapp 40 Kinder trainieren einmal wöchentlich in Balgach. Alessia Schmid trainiert nur ein- bis zweimal in der Woche, sie nimmt auch noch Pilates-Stunden: «Für die Schweizer Meisterschaften möchte ich gern öfter trainieren, aber es bleiben nicht mehr viele Abende frei.» Die bald 23-Jährige arbeitet in einem Kinderhort. «Das Judo-Training ist ein guter Ausgleich zu meiner Arbeit», sagt sie.Judo ist ihre Leidenschaft, seit sie ein kleines Mädchen war. Vor 15 Jahren hat sie mit einigen Kolleginnen – der Vater von einer war Trainer im Klub – mit dem japanischen Kampfsport angefangen. Seitdem ist sie ihm treu geblieben, im Gegensatz zu ihren Kolleginnen. Sie hat als Mädchen nie von einer Spitzensportkarriere geträumt, Judo war immer ein Hobby für Alessia Schmid. An Schweizer Meisterschaften nahm sie zwar einige Male teil, ein Medaillengewinn blieb ihr aber versagt. Das in der Elite nachzuholen, ist umso schwerer: Viele Konkurrentinnen betreiben einen viel grösseren Aufwand.Ersten Kampf mit Lieblingswurf gewonnenUmso mehr freut sich Schmid über die Silbermedaille in Altstätten. Vor allem der erste Kampf bleibt ihr in guter Erinnerung: Sie gewann mit einem perfekten Ippon-seoi-nage, ihrem Lieblingswurf. Auch im zweiten Aufeinandertreffen wandte Schmid diese Technik an, die Ausführung war diesmal aber nicht ganz so gut – und Schmid brauchte später noch einen Festhalter, um die Höchstwertung zu erreichen. Im dritten Kampf, dem eigentlichen Final, war sie Nicole Fuhrer vom JC Wetzikon klar unterlegen.Auch den Sonntag verbringt Alessia Schmid in der Halle. Aber vorerst freut sie sich auf das Helferessen. Aus der Küche strömt schon Curry-Duft ins Foyer der Schöntalhalle. Der Hunger auf sportliche Erfolge weicht dem herkömmlichen Appetit.In Altstätten stand der Rheintaler Sandro Federer zum ersten Mal in einem grossen überregionalen Turnier im Einsatz. Der U15-Judoka verlor in der Gewichtsklasse –45 kg alle drei Kämpfe, sammelte aber wichtige Erfahrung. Der JJJC Rheintal verbuchte am Turnier erneut einen Teilnehmerzuwachs: Es waren 26 Kämpfer mehr dabei als beim letzten Mal, total waren es deren 384. (red)