25.10.2019

Ein Videoclip wie «Dick und Doof»

Der Clip zum Lied «Je veux aller à Paris» erinnert an Stummfilme aus früherer Zeit. Das war Joël Zieglers Idee.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Remo Zollinger«Fast noch mehr freuen wir uns über den Videoclip, von uns, mit uns, für euch ... und uns», steht auf der Homepage der Band Private Blend, wo sie die Veröffentlichung des neuen Lieds bekannt gegeben hat.Die Ostschweizer Band, in der der in Rheineck wohnhafte Joël Ziegler singt und spielt, hat allen Grund zur Freude. Die drei Minuten und 16 Sekunden zwischen Auftakt und Abspann sind an Unterhaltung kaum zu überbieten, auch wenn «Je veux aller à Paris» für die Protagonisten nicht so endet, wie sie sich das gewünscht hätten.«Man muss übertreiben, Hemmungen abwerfen»Der 35-jährige Ziegler sagt, der Schwarz-Weiss-Clip, der an «Dick und Doof» erinnert, sei erst eine Schnapsidee gewesen. Er habe Lied und Text komponiert und Französinnen gewidmet, denen er auf einer Tour durch Deutschland begegnet ist. «Uns gefiel die Idee, als Band im Clip aufzutreten und etwas Lustiges zu gestalten, etwa einen Stummfilm.» Das sei einzigartig, seine Kollegen rasch für die Idee zu begeistern gewesen.Nach dem Erhalt eines Fotos einer jungen Frau brechen drei Männer zu Fuss nach Paris auf. Sie begegnen einem Herrn im Citroën Légère, der die drei aber nicht mitnimmt. Sie überlisten ihn mit einer Auspuffverstopfung und klauen schelmisch den Oldtimer. Dann fliehen sie in Richtung Weinberge.Typisch für dieses Filmgenre sind längere Szenen aus gleichem Blickwinkel, die mit einem leichten Flackern im Vordergrund schneller abgespielt werden, um mehr Effekt zu erzielen. Die Bewegungen wirken abgehackt, die Darstellung überspitzt. «Weil die Sprache wegfällt, muss man in Sachen Gestik und Mimik völlig übertreiben und die Hemmungen abwerfen. Es hat ein wenig gedauert, bis wir das verinnerlicht hatten», sagt Ziegler.In den Weinbergen gönnen sich die drei von zwei jungen Frauen begleiteten Männer ein Glas Rotwein. Sie geniessen den Tag in einer Landschaft, die auf den ersten Blick leicht an den Buechberg erinnert.Drei Tage im Elsass reichten für die ProduktionGedreht hat die Band den Clip in Frankreich. Sie reiste für drei Tage in die Nähe Colmars, wo sie ein ideales Filmgelände fand. In drei Tagen war alles im Kasten, Ziegler ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Besonders mit kleinen Details wie dem verstopften Auspuff oder der Atmosphäre: «Es war unser Ziel, durch Wein und Béret ein provenzalisches Flair zu schaffen.»Weil die Männer beim Geniessen die Zeit vergessen, werden sie von einem Polizisten auf einem Velo gestellt. Gegen Ende folgen die lustigsten Szenen – und die doppelte Ernüchterung, denn die Frau auf dem Foto hat einen Partner. Protagonist Ziegler weint bitterlich.Weil der Clip so lustig ist, gerät das neue Lied fast in den Hintergrund. Auch, weil es nicht laut ist. Ohrwurm-Qualitäten hat es dank ruhigem Klangteppich und kratziger Stimme aber doch. Nur in eine Schublade stecken lässt es sich nicht: Ziegler spricht von «folkigem Pop-Rock, aber das ist’s auch nicht wirklich», und von Vergleichen mit Mumford &Sons oder 77 Bombay Street. Er sagt auch, die Musik klinge vielleicht «so wie das, was unsere Eltern früher gehört haben».Ein Traum und ein schwieriges PflasterPro Jahr hat Private Blend 35 bis 50 Auftritte, spielt an Festivals, in Musiklokalen, bei Hochzeiten oder Firmenanlässen. Das ist viel Aufwand, davon leben kann aber niemand. Ziegler arbeitet zu 100 % als Personalberater in Heerbrugg, wo er auch die Wirtschaftsmittelschule besucht hat. Den Traum, Profimusiker zu werden, hat er mit 35 Jahren noch nicht aufgegeben. Er sagt aber: «Das Musikgeschäft ist ein schwieriges Pflaster, und ich bin nicht mehr so kompromisslos wie früher, als ich voll auf die Karte Musik setzen wollte.»Sein Talent für den Gesang ist auch seinen Schulkollegen aufgefallen, die ihn oft singen hören wollten. Aber: Unter Kollegen einfach so ein Lied zum Besten geben, ist bis heute nicht Zieglers Ding. «Singen ist etwas sehr Intimes», sagt er. Er schätze es nicht, wenn man ihm beim Proben zuhört, bis er nicht selber mit dem Resultat zufrieden ist. Sein Lebensraum ist die Bühne, hier kann er sich am besten ausdrücken.Daneben hat Ziegler im neuen Videoclip aber auch gezeigt, dass er und seine Bandkollegen viel Schauspieltalent haben.Internet-LinkClip und Lied sind hier zu finden: https://www.youtube.com/watch?v=OKL8HRtycOg

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