«Weil die Gebäulichkeiten des Klosters baufällig geworden waren, beabsichtigte die Schwesterngemeinschaft (Konvent) die Errichtung eines Neubaus. Für dieses Vorhaben war man allerdings auf das Wohlwollen der Behörde von Walzenhausen angewiesen», schreibt Walter Züst im Buch «Chronik der Gemeinde Walzenhausen». In der Folge gelangte die damalige Klostervorsteherin, Schwester Maria Scholastika Meyerin, im Februar 1722 an den Gemeinderat.Die aus heutiger Sicht überaus schwülstige Briefanrede lautete folgendermassen: «An die hoch Ehrengerechten, Wolweisen, Hochgeehrten, sonders Hochwertesten Herren Haubtleüth und Rath von Walzenhausen …». Das in untertänigem Ton gehaltene Schreiben erfüllte seinen Zweck vollauf, wurde doch der Neubau bewilligt.Listige KlostervorsteherinEin Blick in die Geschichte des 1378 als einfache Waldhütte gegründeten Klosters zeigt, dass zwischen der Gemeinde Walzenhausen und dem Kloster Grimmenstein nicht nur eitel Sonnenschein herrschte. Vor allem bei der 1597 erfolgten Landteilung in ein katholisches Inner- und ein reformiertes Ausserrhoden kam es immer wieder zu Streitigkeiten, zumal das von Walzenhauser Territorium umgebene Kloster Oberegg und damit Appenzell Innerrhoden zugeschlagen wurde.[caption_left: Grimmenstein ist eine idyllisch gelegene Klosteranlage in Walzenhausen. (Bild: Toni Sieber)]Der geplante Neubau löste nicht nur Begeisterung aus. Klostervorsteherin Schwester Meyerin war aber eine überaus listig agierende Persönlichkeit. In ihrem Brief an den hochwohllöblichen Gemeinderat betonte sie mit Nachdruck, dass man für den Neubau viele Steine benötige, die man gerne in der nächsten Umgebung kaufen würde. Und da die verschiedenen Steinbruchbetreiber von Walzenhausen überaus geschäftstüchtige Leute und zudem bedeutende Arbeitgeber waren, wurde dem Bauvorhaben trotz starker Opposition zugestimmt.FriedlichesMiteinanderKeinesfalls aber tolerierten die Walzenhauser eine Vergrösserung des Klosters. Es wurde verlangt, dass der Neubau auf dem bisherigen Fundament zu erfolgen habe. Die Bauarbeiten zogen sich wider Erwarten in die Länge und konnten erst 1726 abgeschlossen werden. 1737 kam es erneut zu Missstimmungen, als Walzenhausen den Bau einer Ringmauer vehement ablehnte.Längst aber gehören die einstigen Streitigkeiten der Vergangenheit an. Walzenhausen und Grimmenstein pflegen seit Jahren ein friedliches Miteinander, und heute gehört das idyllisch gelegene Kloster mit seiner Hausapotheke zu den Attraktionen der Region.